Frankfurt am Main – Die Frankfurter Volkshochschule (VHS) hat im Frühjahr ein Grundbildungszentrum eingerichtet, um erwachsene Menschen mit funktionalem Analphabetismus, also mit extremen Lese- und Schreibschwierigkeiten besser zu unterstützen. „Eine solche Unterstützung ist wichtig, auch für Menschen, die schon lange in Deutschland leben. In Deutschland sind etwa 7,5 Millionen Menschen von funktionalem Analphabetismus betroffen. Diese Zahlen sind erschreckend und alarmierend ist zudem, wie sehr diese Menschen von der Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft ausgeschlossen sind“, so Bildungsdezernentin Sarah Sorge.
„Die VHS Frankfurt hat bereits langjährige Erfahrung mit Angeboten in der Grundbildung, aber unsere Erfahrung zeigt, dass sich nur wenige der Betroffenen selbst Hilfe suchen und den Weg zu den entsprechenden Kursen finden. Daher wollen wir mit unserem Grundbildungszentrum einen neuen Ansatz mit aufsuchenden Lernangeboten in unser Angebot integrieren und Angebote so bündeln, dass wir die Menschen mit Unterstützungsbedarf besser erreichen.“
Zum Konzept des Grundbildungszentrums gehörten nicht nur Maßnahmen zur Verbesserung der Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben, sondern auch Gesundheitsbildung, Rechenfähigkeit und der Erwerb von sozialen, finanziellen, kulturellen und politischen Grundkompetenzen. Die Mitarbeitenden des Zentrums beraten zudem Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Personen aus dem Umfeld der Betroffenen und bilden diese auch weiter.
Bis 2019 hat die VHS Frankfurt mit ihrem Grundbildungszentrum rund 20 Lernangebote für 160 Teilnehmende geplant, die mit verschiedenen Kooperationspartnerinnen und -partnern umgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Betriebe, Kinder- und Familienzentren sowie soziale Einrichtungen.
Die VHS Frankfurt wurde nun aufgrund ihrer Vorarbeiten und Erfahrungen vom Hessischen Kultusministerium für das Förderprogramm ausgewählt. Die Förderung erfolgt zwischen 2016 und 2019 als Unterstützung durch das Land Hessen und des Europäischen Sozialfonds (ESF). Der
Aufbau und die Zusammenführung einer regional ausdifferenzierten Unterstützungsstruktur ist Teil der Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung für Erwachsene.
Sorge: „Unser Ziel ist es, mit dem neuen Grundbildungszentrum tatkräftig und nachhaltig dazu beizutragen Analphabetismus zu enttabuisieren, der Stigmatisierung Betroffener entgegenzuwirken und ihnen neue Chancen zu eröffnen.“