Mannheim – Zum zweiten Mal hat die Stadt Mannheim im letzten Herbst bei Bürgerinnen und Bürgern eine Sicherheitsbefragung durchgeführt. Nun liegen die ausgewerteten Ergebnisse vor, die Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz heute gemeinsam mit Erstem Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht und Prof. Dr. Dieter Herrmann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg präsentiert hat.
Als wesentliche Erkenntnisse lassen sich festhalten: Die Kriminalitätsfurcht ist in Mannheim, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Integrationsarbeit funktioniert in Mannheim gut, so gibt es keine pauschalen Vorurteile gegen Menschen mit ausländischen Wurzeln.
„Wir arbeiten kontinuierlich am Thema Sicherheit. Erfolge verlangen das Engagement vieler, auch unterschiedlicher Dezernate und Fachbereiche. Wichtig ist die regelmäßige Abfrage, um die Wirkung unserer Maßnahmen besser abzuschätzen und neue Maßnahmen zielgenau zu planen“, erläuterte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die Sicherheitsbefragung.
„Auf das deutschlandweit gestiegene Angstniveau haben die Mannheimer Bürgerinnen und Bürger insbesondere mit einer Anpassung ihres Verhaltens reagiert. Laut Befragungsergebnis hat sich der Anteil derjenigen, die ihre Freizeitaktivitäten aus Angst vor einer Straftat eingeschränkt haben, gegenüber 2012 verdoppelt“, so Hermann. „Die Lebensqualität in den Stadtteilen als auch die Lebensqualität in der Gesamtstadt Mannheim hat sich hingegen nach Einschätzung der Befragten nur leicht verschlechtert.“
Als größtes Problem schätzen die Befragten den ästhetischen Bereich ein: Schmutz und Müll im öffentlichen Raum sehen 54 % als großes Problem. An zweiter Stelle der Problembereiche rangieren Falschparker mit 50 %, gefolgt von Autofahrern, die mit Raserei oder Posing bei 46 % der Befragten für Unbehagen sorgen.
Bei der Frage nach sogenannten Incivilities, also Ordnungsstörungen wie Verschmutzung und sozial unangepasstes Verhalten in der Öffentlichkeit, wurde diesmal unter anderem zwischen drei Migrantengruppen unterschieden: Migranten, die schon lange in Deutschland leben, Arbeitseinwanderer aus Osteuropa und schließlich Asylsuchende, die in den letzten Jahren nach Mannheim kamen.
Der Anteil der Befragten, die in diesen Gruppen ein Problem sehen, ist unterschiedlich: Während er in Hinblick auf die erste Gruppe relativ klein und gegenüber der ersten Sicherheitsbefragung von 2012 auch deutlich gesunken ist, liegt er für die zweite Gruppe auf dem Gesamtwert des Jahres 2012, und ist bezüglich der zuletzt genannten Gruppe am Größten.
Auch bundesweit sind insbesondere Ängste vor Terrorismus, vor politischem Extremismus und vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern von 2015 auf 2016 erheblich angestiegen. Dieser Anstieg von 2015 auf 2016 um durchschnittlich 40 % ist von 2016 auf 2017 lediglich um ca. 5-10 % zurückgegangen. „In diesem Kontext werden natürlich auch lokale Befragungsergebnisse beeinflusst“, erläutert Hermann.
Positiv zu bewerten ist, dass das Vertrauen in Polizei und Politik in Mannheim laut Befragungsergebnis gestiegen ist. „Das zeigt uns, dass der Anstieg der Kriminalitätsfurcht nicht die Basis der Gesellschaft erschüttert hat“, konstatiert Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht. „Wir haben in den letzten Jahren vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in Mannheim unternommen, wie beispielsweise die Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes, die Installation unseres ‚Sicherheitscontainers‘ am Paradeplatz oder aktuell die Planungen zum Ausbau der Videoüberwachung. Das wird von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen und positiv bewertet. Auf Basis der aktuellen Befragung können wir nun gezielt weitere Projekte und Maßnahmen anstoßen und ausbauen.“ Dies ist möglich, da mithilfe der Befragung Stadtbezirke und Personengruppen mit hoher Kriminalitätsfurcht sowie Furchtursachen identifiziert werden können.
Nach Stadtteilen betrachtet, ist die Kriminalitätsfurcht der Einwohner von Wallstadt, dem Lindenhof und Neuostheim/Neuhermsheim im eigenen Quartier am niedrigsten. Die höchsten Werte erreichen die Neckarstadt-West, der Jungbusch und die Innenstadt. Auf die Frage nach Gegenden, in denen sie sich fürchten würden, die außerhalb des eigenen Wohngebietes liegen, antworteten die Befragten gehäuft Jungbusch mit 63 %, gefolgt von der Neckarstadt-West mit 55 % und der Innenstadt mit 44 %.
Für die Sicherheitsbefragung wurden im letzten Herbst 10.000 zufällig ausgewählte Personen ab 14 Jahren angeschrieben. Davon haben sich 3.272 Personen und damit 36 % an der Umfrage beteiligt, das sind 7 Prozentpunkte mehr als bei der ersten Befragung im Frühjahr 2012.