Im Zoo Heidelberg gibt es seltenen Nachwuchs bei den im Senegal beheimateten attraktiven Furchenschnabel-Bartvögeln. Der erst drei Wochen alte Jungvogel ist schon jetzt ein kleiner Star. Nicht nur die Umstände seiner Geburt waren ungewöhnlich – er schlüpfte im Auto seines Pflegers aus dem Ei – als Handaufzucht wächst er jetzt bei seinen menschlichen Zieheltern heran und gedeiht prächtig.
Vogelhaltung und Vogelzucht haben im Zoo Heidelberg eine lange Tradition. 550 Vögel in 98 Arten leben hier. Nicht alle gelegten Eier werden ausgebrütet und nicht alle Vögel ziehen ihre Jungtiere auch selbst auf. Manchmal braucht es dazu tatkräftige Unterstützung von Seiten der Pfleger. Dies war der Fall bei dem Furchenschnabel-Bartvogelpaar, einer eindrucksvollen und farblich sehr schönen afrikanischen Vogelart, die im Süden Senegals und Gambias beheimatet ist.
Da das Paar nach seinen ersten Brutaktivitäten sein Gelege offensichtlich vernachlässigte, legte Simon Bruslund, Leiter des Vogelreviers, das Ei in ein Brutkasten und nahm diesen mit nach Hause. Ausgerechnet auf der Fahrt zu einer vogelkundlichen Tagung schlüpfte das Vögelchen 18 Tage später im Auto seines künftigen Ziehvaters. Wer nun glaubt, dass so ein kleiner Vogel sich irgendwann aus dem Ei pellt und ein bisschen gefüttert werden muss, weiß nicht von dem enormen Appetit, den Jungvögel kurz nach dem Schlüpfen entwickeln. Eine Handaufzucht bei Vögeln erfordert neben einem entsprechenden Fachwissen auch viel Feingefühl.
Die ersten Tage musste der noch recht nackte „Picca“ (das Wort für „Vogel“ im Senegal) von seiner Pflegefamilie alle zwei Stunden rund um die Uhr gefüttert werden. Gerade einmal zwei Gramm wog der Kleine am Anfang. Inzwischen hat sich Picca zu einem immer noch kleinen, aber kräftigen Jungvogel entwickelt, der zwar nicht mehr alle zwei Stunden, aber doch mehrmals am Tag zart piepsend nach seiner Mahlzeit ruft. Er wird nicht nur mehrmals gefüttert, sondern auch täglich gewogen, gemessen und die Daten werden sorgfältig in einem Picca-Tagebuch geführt. Er wohnt jetzt in einer komfortablen Box, in der es gleichmäßig um die 35 Grad warm und vor allem schön dunkel ist. Bartvögel bauen nämlich ihre Nester in Bruthöhlen, in die nur wenig Tageslicht dringt.
Furchenschnabel-Bartvögel sind soziale Tiere. So konnte beobachtet werden, dass ältere Jungvögel die Eltern bei der Aufzucht der nachfolgenden Brut unterstützen. Bei den schönen Vögeln ist ihr Name Programm: Charakteristisch für die leuchtend schwarz-rot gefiederten Vögel sind ihr kräftiger Schnabel und die borstenförmigen Federn an Kinn und Unterschnabel. Die zahnähnlichen Einkerbungen am Oberschnabel sind für den deutschen Namen verantwortlich. Mit seiner Länge von rund 25 cm ist er einer der größten Bartvögel. Nur in einem kleinen Detail unterscheiden sich hier die Geschlechter: Die Weibchen haben im weißen Gefiederfleck an den Flanken feine schwarze Striche. Er ernährt sich überwiegend aus Früchten, vertilgt aber auch gerne kleinere Insekten.
„Wenn er flügge ist, möchten wir Picca für die tägliche Vogelpräsentation im Zoo trainieren“ erklärt Bruslund. Zoobesucher, die den noch kleinen Picca schon vorher sehen möchten, haben dazu die Chance am Sonntag, den 13. Oktober. Dann findet die beliebte Veranstaltung „Sesam öffne Dich“ statt, bei der Zoobesucher eingeladen sind, hinter die Kulissen des Zooalltags zu schauen und viel über die Arbeit eines Zoologischen Gartens erfahren können.