Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert im Rahmen des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur mit einem Vortrag und drei Führungen an die Geschichte der Juden in Frankenthal. Dieser Tag besteht seit 1999. Er findet in diesem Jahr am 29. September statt. Jüdische und nicht-jüdische Organisationen in fast 30 europäischen Ländern erinnern an das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche. Auf lokaler und regionaler Ebene finden Führungen zu Stätten jüdischer Kultur, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.
In einem Informationsabend der Volkshochschule Frankenthal am Mittwoch, 25. September, 19 Uhr, im Vortragsraum in der Schlossergasse, referiert Herbert Baum mit vielen Fotos über die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Frankenthal. Der Eintritt ist frei. Im Vortrag wird die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in den vergangenen rund 400 Jahren beschrieben. Eine Führung zum Thema Stolpersteine in Frankenthal bieten Rüdiger Stein und Herbert Baum am Sonntag, 29. September, 11 Uhr, an. Treffpunkt ist vor der Zwölf-Apostel-Kirche, Carl-Theodor-Straße. In Frankenthal erinnern 44 Stolpersteine an jüdische Menschen. Über die beiden Jüdischen Friedhöfe in Frankenthal informiert nachmittags Werner Schäfer ab 15 Uhr. Treffpunkt ist vor der Trauerhalle des Städtischen Friedhofs, Eingang Wormser Straße. Das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1826. Bei einer Führung durch die Innenstadt informiert Herbert Baum um 17 Uhr vor den wichtigsten Stationen mit Fotos über die Geschichte der Juden in Frankenthal. Treffpunkt Gedenkplatz (Spielplatz) Glockengasse. Die Führungen sind kostenlos. Bei Dauerregen fallen sie aus.
In der Diskussion „Stolpersteine, Gedenktafel oder was?“ geht es am Donnerstag, 26. September, 19 Uhr, im Dathenushaus, Kanalstraße 6, um eine zeitgemäße Gedenkarbeit. Der Eintritt ist frei. Zahlreiche Fotos zeigen Beispiele für Gedenktafeln und Gedenksteine aus anderen Städten und Gemeinden.
Frankenthal hat schon kurz nach Kriegsende an die frühere Jüdische Gemeinde erinnert. Eine neue Straße erhielt den Namen Synagogengasse. 1977 wurde ein Gedenkstein mit Tafel zur Erinnerung an den früheren Standort der Synagoge in der Glockengasse aufgestellt. Eine Informationstafel erinnert dort seit 2007 an die Geschichte der Jüdischen Gemeinde. 2005 und 2006 wurden 44 Stolpersteine vor den Wohnungen ehemaliger jüdischer Bürgerinnen und Bürger verlegt. In der Dokumentation "Frankenthal unterm Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der NS-Zeit", erschienen 2004, und in "Frankenthal. Die Geschichte der Stadt", erschienen im Oktober 2013, wird ausführlich über das Thema berichtet. Mit den Internetseiten www.juden-in-frankenthal.de wird weltweit informiert. Vor allem die Zusammenarbeit mit Schulen ist ein wichtiger Aspekt der Gedenk- und Erinnerungsarbeit des Fördervereins.
Die Jüdische Gemeinde Frankenthal wurde um 1785 gegründet. Am 28. August 1885 fand die Einweihung einer zweiten, neuen Synagoge in der Glockengasse 12 unter „reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung“ statt, wie die damalige Frankenthaler Zeitungen schrieb. Im Jahr 1900, als die aufstrebende Industriestadt 16.899 Einwohner hatte, lebten hier 371 Juden, das waren rund zwei Prozent. 1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet. Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals. Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.
Informationen im Internet: www.juden-in-frankenthal.de