Schnelles Internet ist nicht nur ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen, sondern auch ein Stück Lebensqualität. Die Landesregierung treibt deshalb die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet voran. Wir haben uns vor Ort angeschaut, wie das konkret funktioniert.
Schön ist es in Niederstetten, der südlichsten Stadt des Main-Tauber-Kreises. Die hügelige hohenlohische Landschaft ist von der Landwirtschaft geprägt, der Weinbau hat eine lange Tradition. Der größte Ortsteil, der ebenfalls Niederstetten heißt, liegt in einem Tal, durch das der Vorbach fließt, ein Nebenfluss der Tauber. Insgesamt verteilen sich die nicht einmal 5.000 Einwohner auf den Hauptort und acht weitere Teilorte, die sich rund um Niederstetten gruppieren. So auch der Teilort Wermutshausen: Ebenfalls in einem Talgrund gelegen, reihen sich schmucke Fachwerkhäuser und landwirtschaftliche Nutzgebäude aneinander, unten fließt der Ebertsbronner Bach, Handyempfang Fehlanzeige.
Bei aller Idylle hat Wermutshausen jedoch, genau wie andere Teilorte Niederstettens und einige weitere kleine Ortschaften in ganz Baden-Württemberg, ein Problem: Es gibt hier kein schnelles Internet. Die Diagnose der Telekommunikationsanbieter, die für die Verlegung der Glasfaserleitung bis nach Wermutshausen zuständig wären, lautet: Wirtschaftlich nicht profitabel. Zu viel teure Leitung für zu wenige potenzielle Kunden. Und so sitzen die Wermutshausener seit Jahren auf dem digitalen Trockenen.
Nicht länger auf dem digitalen Trockenen
Oder besser gesagt: Sie saßen auf dem Trockenen. Denn Ende August weihte Alexander Bonde, Minister für den ländlichen Raum und daher auch für die Breitband-Anbindung in selbigem zuständig, ein spannendes Modellprojekt in Wermutshausen ein. Über eine Satellitenverbindung sind die Einwohner nun an das weltweite Datennetz angeschlossenen, wetterunabhängig und mit schneller Übertragungsgeschwindigkeit.
Auch andere Ortschaften Niederstettens sind mit der Technik bereits erfolgreich online, rund die Hälfte der Projektkosten von knapp 400.000 Euro stammen aus Landesmitteln. „Schnelles Internet ist ein Standortfaktor, sowohl für die Wirtschaft als auch für private Haushalte“, betonte Minister Bonde bei der Veranstaltung zur Inbetriebnahme der Anlage in Wermutshausen. Beispielsweise sei es für Kinder und Jugendliche heute unerlässlich, sich Informationen für die Schule aus dem Internet beschaffen zu können oder an sozialen Netzwerken zu partizipieren.
Baden-Württemberg beim Breitband-Ausbau spitze
„Das ist für die Stadt Niederstetten und natürlich im speziellen für Wermutshausen etwas ganz Besonderes“, sagte auch Rüdiger Zibold, Bürgermeister von Niederstetten.
Breitband-Internet sei zum einen Grundvoraussetzung für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe. Zum anderen werde beispielsweise auch in der Landwirtschaft heute viel online geregelt – die meisten Förderanträge könnten heute nur noch auf digitalem Weg eingereicht werden.
So wie in Niederstetten werden auch die anderen weißen Internet-Flecken auf der baden-württembergischen Karte schnell weniger. Im nationalen Vergleich der Flächenländer ist Baden-Württemberg beim Breitband-Ausbau bereits spitze: 97,5 Prozent der Haushalte im Land können mittlerweile mit einer Geschwindigkeit von mindestens zwei Megabit pro Sekunde ins Internet gehen. Rund 76 Prozent der Haushalte haben sogar die Möglichkeit, Höchstgeschwindigkeitsnetze mit Zugängen von mindestens 50 Mbit/s zu nutzen. Zum Vergleich: In Bayern sind es derzeit nur 37 Prozent der Haushalte, die Zugang zu solchen Geschwindigkeiten haben.
Landesregierung fördert schnelles Internet
Die Landesregierung unterstützt mit der Breitbandinitiative die Gemeinden beim Ausbau der Breitbandnetze: Wie schon Vorjahr stellt sie auch 2013 und 2014 jeweils 11,7 Millionen Euro Fördermittel für den weiteren Ausbau zur Verfügung. Mit dem stattlichen Fördervolumen will Grün-Rot in den nächsten Jahren die verbliebenen weißen Flecken auf der Breitbandkarte schließen. Allein im Jahr 2012 hat sich die Anzahl der Anträge aus den Kommunen verdreifacht. Die Landesregierung baut dabei vor allem auch auf das gemeinsame Engagement von benachbarten Gemeinden, die für interkommunale Kooperationen besonders gefördert werden.
Auf so eine Kooperation haben etwa die Stadt Alpirsbach und die Gemeinde Loßburg gesetzt. Beide liegen im Kreis Freudenstadt und waren, genau wie Niederstetten, bisher nicht ans schnelle Breitbandnetz angeschlossen. Vor allem die Topographie des Kinzigtals macht den Ausbau im östlichen Schwarzwald kompliziert. Von den Gesamtinvestitionen in Höhe von 3,5 Millionen Euro übernimmt das Land nun knapp die Hälfte. „Damit handelt es sich um das größte Projekt seit dem Start unserer Breitbandinitiative im Jahr 2012“, so Minister Bonde, der Ende Juli den Bewilligungsbescheid persönlich überbracht hatte.
Wichtiger Standortfaktor für den ländlichen Raum
Mit dem Geld wird ein 60 Leitungskilometer umfassendes interkommunales Breitbandnetz in Alpirsbach und Loßburg aufgebaut. Bisher nicht angebundene Ortsteile und Industriegebiete erhalten so die schnelle Anbindung ans Internet.
Mit Investitionen wie in Niederstetten und im Kreis Freudenstadt verbessert die Landesregierung weiter die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Ländlichen Raum. Denn dessen Attraktivität macht heute nicht nur die zweifellos schöne Landschaft aus – sondern genauso auch der schnelle Zugang zum weltweiten Datennetz.