Mannheims Kulturbürgermeister Michael Grötsch traf sich gestern mit Professor Rudolf Meister, Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, zu einem Gespräch über die Zukunft der Hochschuleinrichtung. Anlass dafür war ein von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vorgestelltes Eckpunktepapier, das vorsieht, die klassische Musikausbildung sowie die Musikpädagogik in Mannheim abzuschaffen. Eine Zusammenlegung mit der Popakademie B-W soll einen Schwerpunkt für Jazz- und Popularmusikausbildung setzen. Die Musikhochschulstandorte Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg sollen demgegenüber als „Voll“-Musikhochschulen erhalten bleiben.
„Die Orchestersparte der Musikhochschule agiert in unsere Stadt und die Region hinein. Sie unterhält erfolgreiche Kooperationen mit den Kulturinstitutionen, Musikschulen und den professionellen Orchestern und setzt so wichtige kulturelle Akzente. Im Ergebnis ziehen Einschnitte bei der Orchesterausbildung der Musikhochschule Einbußen in Vielfalt und Lebendigkeit unserer Kulturlandschaft sowie der Pflege unserer musikhistorischen Tradition nach sich“,
begründet Grötsch die Bedeutung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst für Mannheim und die Metropolregion. „Die Musikhochschule Mannheim blickt auf eine über zweihundertjährige Geschichte zurück. Ihre Ursprünge stehen in engem Zusammenhang mit der berühmten Tradition der ‚Mannheimer Schule‘. Diese Tradition ist eine Chance, aber auch Verpflichtung in Bezug auf die Weiterentwicklung der Ausbildung von Orchestermusikern“, fügt Grötsch mit Blick auf die Historie der einzigen staatlichen Kunsthochschule in der Metropolregion hinzu.
„Von besonderer Bedeutung ist das Engagement der Hochschule im Bereich der kulturellen Bildung. Zahlreiche Absolventen der Musikhochschule sind als Musiklehrer an den umliegenden Musikschulen oder als Lehrkräfte an staatlichen Schulen tätig. Amadé, ein von der Musikhochschule initiiertes Netzwerk mit 23 Musikschulen in der Region zur Förderung musikalisch Hochbegabter, fand darüber hinaus bundesweite Beachtung. Einschnitte im Bereich der Musikpädagogik wirken sich unmittelbar negativ auf die Ausbildung und Förderung des musikalischen Nachwuchses in unserer Region aus“, stellt Bürgermeister Grötsch dar.
Mit Blick auf das weitere Vorgehen erklärt Grötsch: „Die Musikhochschule Mannheim muss die Chance erhalten, durch eine offene und transparente Abwägung und Einblicke in die Grundlagen der Pläne des Ministeriums diese zu prüfen sowie selbst konkrete Vorschläge und Konzepte aufzeigen zu können. Nur eine passgenaue standortbezogene Konzeption kann Grundlage einer Entscheidung des Landtages werden. Es darf keinesfalls darum gehen, Popakademie und Musikhochschule zu Lasten der Orchester- und Schulmusik gegeneinander auszuspielen.“