„Breiter stehen, Ellenbogen nach vorne!“ Die Stimme von Trainer Ingo Fein ist auch im hintersten Winkel des neuen Trainingsraums deutlich zu vernehmen. Schon am Eröffnungstag des im Haus Haselbusch frisch eingerichteten Kraftsportzentrums des Vereins „Kraft-Werk“ auf dem Schwarzacher Hof fließt der Schweiß, werden die großen Metallscheiben auf die Langhanteln gesteckt – die Eisen fliegen.
Im Eingangsbereich begrüßt derweil Initiator Oliver Caruso die Gäste zur kleinen Einweihungsfeier. Die Gründungsmitglieder des Vereins, große und kleine Athleten, Vertreter der Johannes-Diakonie Mosbach und auch Bürgermeister Theo Haaf waren gekommen, um diese inklusive Trainingsstätte auf dem Areal der Johannes-Diakonie in Augenschein zu nehmen.
„Ich freue mich unheimlich über diese Räumlichkeiten“, gibt denn auch der Weltmeister, Olympiamedaillen-Gewinner und aktuelle Bundestrainer der Gewichtheber Einblick in sein Seelenleben. Für Caruso gehe ein Traum in Erfüllung, in seinem Wohnort Schwarzach ein solches Angebot machen zu können. Und das beinhaltet, dass Groß und Klein, Menschen mit und ohne Behinderung, Leistungs- und Hobbysportler gemeinsam trainieren können.
Bereits vor Jahren hatte Carusos Engagement mit einer Schulkooperation begonnen, die Suche nach einem Raum endete mit der Möglichkeit, auf dem Schwarzacher Hof trainieren zu können. Schnell kamen Bewohner des Hofs dazu, plötzlich stemmten diese gemeinsam mit Schülern, Mitarbeitenden des Wohn- und Freizeitbereichs der Johannes-Diakonie und Nachwuchsheber des aktuellen deutschen Mannschaftsmeisters SV Germania Obrigheim die Langhanteln. Und das mit Erfolg: Innerhalb kürzester Zeit hamsterten die Athleten Kraftsport-Medaillen bei den Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung – zuletzt vergangene Woche bei den Spielen in Karlsruhe. Im vergangenen Jahr wurde schließlich der Verein „Kraft-Werk Schwarzach“ gegründet, der nun im Haus Haselbusch ein neues Zuhause gefunden hat.
„Genau das wollen wir“, sagt dazu Jörg Huber, Vorstand der Johannes-Diakonie. „Sportler aus der Umgebung kommen auf den Schwarzacher Hof, alle trainieren gemeinsam.“ Gelebte Inklusion eben. Als Johannes-Diakonie stelle man die Räume gerne zur Verfügung, der Verein Kraft-Werk sei „herzlich willkommen“.
Schwarzachs Bürgermeister Theo Haaf offenbarte den Gästen, schon vor Jahren die Vision eines „inklusiven Sportleistungszentrums“ gehabt zu haben. „Ich freue mich, dass wir dieser Vision nun nähergekommen sind“. Für ihn bedeute das Angebot des Vereins eine „Stärkung des Standorts Schwarzach“ und einen Schritt in Richtung „Inklusion nach Innen“.
Und Carusos Vision? Aktuell bietet Kraft-Werk Schwarzach Bewohnern und Mitarbeitenden der Johannes-Diakonie die Möglichkeit, in dem frisch renovierten Raum, voll mit modernen Trainingsgeräten, zu trainieren. Als nächster Schritt soll das Angebot für Vereine, Firmen und Gruppen geöffnet werden. „Wir können hier Training für Gruppen von 20 bis 25 Personen anbieten“, so der 39-Jährige. Das Sagen im Trainingsbetrieb haben aktuell „Headcoach Kraft und Fitness“ Thomas Fraunholz und „Headcoach Gewichtheben“ Ingo Fein. „Wichtig ist: Wir sind hier keine Muckibude!“ Der Schwerpunkt liege auf dem Gesundheitssport und der Inklusion, sagt Oliver Caruso weiter, der als Bundestrainer aktuell die meiste Zeit im Bundesleistungszentrum in Leimen verbringt – und zum Fitnesstraining gerne mal den ein oder anderen Nationalheber mit nach Schwarzach bringen will.
In Schuss gebracht wurde der Raum mit jeder Menge eigener Muskelkraft. „Das war harte Arbeit mit viel Staub – und jeder Menge Spaß.“ Caruso bedankte sich herzlich stellvertretend für die vielen Helfer bei Reinhold Winterbauer. Es sei eine „super Zusammenarbeit“ gewesen.
Bei einem Gläschen Eröffnungssekt konnten die Gäste dann beobachten, wie Groß und Klein, Menschen mit und ohne Behinderung, gemeinsam ihr Können an der Hantel bewiesen. Athleten wie Nicole Reimann oder Danilo Pasnicki etwa, Medaillensammler der Special Olympics. Da schauten auch Nico Müller und Matthäus Hofmann genau hin, zwei Toptalente des deutschen Gewichthebens und Teil der Obrigheimer Meistermannschaft. Auch sie können die ihnen bekannten, klaren Anweisungen Ingo Feins nicht überhören, die an diesem Abend durch den Raum hallen.