Die Einheit der Kirche bleibt nach den Worten des Präsidenten der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Landesbischof Friedrich Weber, das Ziel der Ökumene. Es stünden sich jedoch zwei Wege gegenüber. Während jedoch die katholische Kirche die Einheit einer erneuerten Weltkirche mit einem erneuerten Papstamt anstrebe, sehe die evangelische Seite die Einheit als Gemeinschaft von selbständigen Kirchen unterschiedlichen Typs, erklärte Weber beim Treffen der Kirchenleitungen des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz in Landau.
Die zu erzielende Einheit ist nach Auffassung Webers geistlicher Natur und sei nicht an eine organisatorisch-institutionelle Vereinheitlichung gebunden. „Es kommt darauf an, ob wir diese Einheit in versöhnter Verschiedenheit, vielleicht sogar in den vielen Wohnungen, die Gott bereit hält, leben und lieben“, sagte Weber, der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Braunschweig ist. Als „Geschwister“ im Glauben seien die Christen auf denselben Namen getauft und dennoch grenze man sich wie in irdischen Geschwisterbeziehungen oft voneinander ab und interessiere sich wenig füreinander. „Andererseits klopfen wir an dieselbe Tür, beten zu demselben Vater und schöpfen Trost aus denselben Worten“, sagte Weber.
Nach den Worten von Bischof Karl-Heinz Wiesemann ist die Einheit zwar in der Person Jesu Christi als gemeinsamer Mitte begründet. Gleichzeitig gebe es jedoch zwischen den beiden Kirchen unterschiedliche Sichtweisen hinsichtlich der Bedeutung der institutionellen Seite der Kirche. Um das Evangelium in der Welt von heute zu bezeugen, seien entschiedene Christen erforderlich, die den „Glutkern“ des Glaubens in sich tragen und damit auf ihre Umwelt ausstrahlen. Zurzeit verändere sich die soziale Gestalt der Kirche, ein Rückzug ins Private sei jedoch der falsche Weg. Die Herausforderung liege vielmehr darin, neue Formen der Gemeindebildung anzuregen. In der Frage nach Formen eines gemeinsamen Gedenkens an die Reformation sieht Wiesemann Chancen der Annährung, wenn nicht nur die kirchengeschichtlichen Brüche des 16. Jahrhunderts, sondern auch die Kontinuitäten wahrgenommen werden.
Kirchenpräsident Christian Schad betonte, dass Vielfalt Reichtum sei, dass die Christen sich gegenseitig brauchten und aufeinander angewiesen seien. „Unsere unterschiedlichen Profile und Traditionen schließen sich nicht aus, sondern ergänzen einander“, sagte Schad. Gerade im wechselseitigen Geben und Nehmen, im ehrlichen Respekt vor der jeweils anderen Tradition, würden
die guten Beziehungen der Konfessionen zu Begegnungen im Glauben. Gemeinsam müsse man offen und öffentlich Volkskirche bleiben und intensiv mit dem freiheitlichen Staat zusammenarbeiten, wie es etwa im Bereich des Religionsunterrichts und der Krankenhausseelsorge geschehe. Der Auftrag, „die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk“, wie es die Barmer Theologische Erklärung ausgedrückt habe, sei nach wie vor gültig.