Der V.O. Stomps-Preis der Landeshauptstadt Mainz, benannt nach dem legendären Gründer der Eremitenpresse, Victor Otto Stomps, wird in diesem Jahr an Christian Ewald aus Berlin mit seiner „Katzengraben-Presse" verliehen.
Der Förderpreis des V.O. Stomps-Preises der Landeshauptstadt Mainz geht an Ursula und Theo Hurter (Flaach/Schweiz) für ihre „SchwarzHandPresse“.
Eine Jury entschied sich unter 55 Einreichungen für Christian Ewald als Hauptpreisträger und Ursula und Theo Hurter als Förderpreisträger. Die Verleihung der Preise durch die Bau- und Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, Marianne Grosse erfolgt bei der Eröffnung der 22. Internationalen Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen (Mainzer Minipressen-Messe), am 30. Mai, um 14 Uhr, in der Rheingoldhalle.
Auszug aus der Begründung der Jury: „Der Berliner Christian Ewald (1949 geboren) gründete 1990 die Katzengraben-Presse. Seitdem sind über 30 Bücher erschienen. Jedes Buch wird in einer Auflage von 999 Exemplaren in Handarbeit hergestellt. Geschrieben, gebunden, genäht, alles von Hand. Hinzu kommen "Vorzugs- und Unikatausgaben.“ Christian Ewald, gelernter Grafiker, überlässt bei seinen Büchern nichts dem Zufall. Goswin Stomps, Sohn von Victor Otto Stomps und Mitglied der Jury sagt: „Die Bücher sind inhaltlich gehaltvoll, optisch unterhaltsam, es macht Spaß sie in die Hand zu nehmen. Sie sind ansehnlich und originell gestaltet.“
Das „Columbus-Buch“, ein Leporello, bei dem Wellpappe als Trägermaterial für den Text ausgewählt wurde, steht ganz in der Tradition von Victor Otto Stomps, der das Material aus der Not der Zeit heraus benutzte. Die Bücher der Katzengraben-Presse sprechen alle Generationen an, beim Durchblättern begegnet man handwerklicher Fertigkeit, sehr viel Ideenreichtum und einer großen Wertschätzung für das Medium Buch an sich. Das überzeugte die Jury.
Mit dem Preis würdigt die Jury die 23-jährige Arbeit eines Verlegers, der die Gestaltung seiner Bücher überzeugend realisiert: Buch, Einband, ja sogar die zum Buch gehörenden Schuber und Taschen bilden eine künstlerische Einheit. Beigelegte Pop-ups, eingesteckte Daumenkinos, illustrative Bleistift- oder Aquarellzeichnungen, ja auch der künstlerische Bucheinband, zeigen, wenn auch auf den ersten Blick spielerisch eingesetzt, Grundlage zum Verständnis des Textes. Von klassischen bis zu jungen, unbekannten Autoren reicht die Bandbreite der Texte. Bis auf zwei Ausnahmen wurden stets Erstveröffentlichungen verlegt, häufig sogar zweisprachig.
Der Förderpreis 2013 wird an die seit 1992 von Ursula und Theo Hurter in Flaach in der Schweiz betriebene SchwarzHandPresse vergeben. In der SchwarzHandPresse erscheinen in enger Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern Bücher, Grafikmappen, Lyrikbände und eine günstige, künstlerisch ansprechende Publikationsreihe als „Reihe ohne Namen“.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler arbeiten und leben zwei bis vier Tage bei den Betreibern der SchwarzHandPresse. In dieser Zeit entstehen die Bücher: vom Layout über den Druck bis zur Bindung, alles wird im eigenen Haus hergestellt. Der Editor Theo Hurter, selbst freischaffender Künstler, bietet damit Kolleginnen und Kollegen eine Plattform, um künstlerisch neue Wege gehen und den Herstellungsprozess beeinflussen zu können.
Der Jury lagen 37 Bücher und Drucke des Verlages vor. Das gesamte Spektrum der Produktion überzeugte ebenso wie die Idee der „Reihe ohne Namen“. Es handelt sich um bibliophile Kleinode; Textauswahl und illustrativer Bezug harmonieren eindrucksvoll und dokumentieren die produktive Zusammenarbeit der Beteiligten. Da die Bände günstig abgegeben werden, erfüllen sie in doppelter Hinsicht die Anforderungen der Jury des V.O. Stomps-Preises. Der Zugang zu den Büchern ist jedermann möglich und der Netzwerkgedanke, welcher der Produktionsmethode zugrunde liegt – „verlegen heißt immer vernetzen“, schreibt Theo Hurter in seiner Verlagsvorstellung – ähnelt dem, den Stomps seiner Eremitenpresse zugrunde legte.
Die Jury des V.O. Stomps-Preises verweist mit ihrer Entscheidung für die Katzengraben-Presse auf einen engagierten Kleinverlag, der originale und überzeugende Buchkunstwerke schafft. Mit der Prämierung der SchwarzHandPresse unterstützt sie ein engagiertes Verlagsnetzwerk, ganz im Sinne der Arbeit des Namensgebers Stomps. Neben einer Urkunde im Handpressendruck erhalten die Preisträger jeweils einen Geldbetrag von 3.500 Euro (Hauptpreis) und 1.500 Euro (Förderpreis).
Die Mainzer Minipressen-Messe mit ihrem umfangreichen Rahmenprogramm findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni in der Mainzer Rheingoldhalle statt. Nähere Auskünfte erteilt das Minipressen-Archiv des Gutenberg-Museums, Liebfrauenplatz 5, 55116 Mainz, Telefon: 06131-122676, www.minipresse.de, in-fo@minipresse.de.