5. Windbranchentag Baden-Württemberg in Stuttgart – Mannheimer Energieunternehmen sieht Nachholbedarf im Land. Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie fordert eine gemeinsame Anstrengung von
Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit in Baden-Württemberg zum Ausbau der Windenergie im Land.
Auf dem 5. Windbranchentag Baden-Württemberg am Dienstag in Stuttgart verwies der Technikvorstand von MVV Energie, Dr. Werner Dub auf den Nachholbedarf bei der Nutzung der Windkraft im deutschen Südwesten:
„Baden-Württemberg hat sich als ehrgeiziges Ziel vorgenommen, bis 2020 mindestens zehn Prozent des Strombedarfs aus heimischer Windkraft zu decken. Das geht nicht auf Knopfdruck und nicht zum Nulltarif. Aber wir können es schaffen, wenn alle an einem Strang ziehen.“
Derzeit liegt Baden-Württemberg mit einer installierten Leistung von knapp 502 Megawatt noch auf einem der hinteren Plätze, lediglich vor dem Saarland und den Stadtstaaten. Auch 2012 sind lediglich neun Windenergieanlagen mit einer Leistung von 19 Megawatt neu zugebaut worden.
Damit hat die Windenergie einen Anteil am Bruttostromverbrauch von gerade einmal 0,8 Prozent erreicht. Dr. Dub macht dennoch Mut: „Dazu müssen wir alle unsere Hausaufgaben machen.“
Vordringliche Schlüsselfaktoren sind dabei für den MVV-Vorstand zum einen die anstehende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auf Bundesebene sowie eine umsetzungsorientierte Planungspraxis im Land. „Die Windenergie in Baden-Württemberg,“ so Dr. Dub, „braucht klare und vor allem verlässliche Rahmenbedingungen und damit die notwendige Sicherheit über Planungen, Projektentwicklungen und Investitionsentscheidungen.“
Dazu gehöre an erster Stelle eine schrittweise Weiterentwicklung des bestehenden EEG, das mehr Wettbewerb schafft und Kosten senkt. So sollte mit gezielten Anreizen gerade der Ausbau der Windkraft an Land gestärkt werden, da sie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energie deutliche wirtschaftliche und technische Vorteile besitze. Dr. Dub: „Mit der Windkraft in Baden-Württemberg verringern wir das Nord-Süd-Ungleichgewicht bei der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland und reduzieren damit zugleich den Netzausbaubedarf.“
Daneben spricht sich das Mannheimer Energieunternehmen, das selbst derzeit eine Windenergieleistung von 144 Megawatt in Betrieb hat und aktuell im Land mehrere Projekte entwickelt, für die verpflichtende Einführung der derzeit noch optionalen Direktvermarktung des erneuerbar erzeugten Stroms aus. Damit könne die Marktintegration der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt werden. Nach dem klassischen EEG werde dagegen derzeit Strom aus erneuerbaren Energien ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Bedarf erzeugt.
Auf Landesebene verwies Dr. Dub auf einen nach wie vor vorhandene Vielzahl praktischer Hindernisse in den komplexen Planungsverfahren. Er sprach sich daher insbesondere für eine landesweite Vereinheitlichung planungsrelevanter Kriterien in den Regionalplänen sowie bei der Ausweisung von Abstandsflächen oder bei Einschränkungen durch die militärische oder zivile Flugsicherung aus.
Dr. Dub: „Auch wenn das neue Landesplanungsgesetz die wichtige und richtige Grundlage geworden ist, gibt es nach wie vor viele Unsicherheit, die zeitnah geklärt werden müssen.“ Dies diene dann auch der Akzeptanz und dem notwendigen Konsens vor Ort: „Das ist nur durch Beteiligung der Bürger und eine große Transparenz zu erreichen.“