Durch die Inbetriebnahme der TWIN-Radioteleskope führt das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) die Vermessung der Erde in eine neue Dimension der Genauigkeit. Der Präsident des BKG, Professor Hansjörg Kutterer, betont in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung des Observatoriums: "Das BKG ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher, maßgeblicher Partner im weltweiten geodätischen Beobachtungsnetz."
Das Observatorium wird gemeinsam vom BKG und von der Technischen Universität München betrieben und ist mit zahlreichen Präzisionsinstrumenten ausgestattet. Mit den TWIN-Radioteleskopen setzt Deutschland neue Maßstäbe in der geodätischen Infrastruktur und erweist sich erneut als wichtiger Impulsgeber für die Beobachtungstechnologie.
Bei den neuen Teleskopen handelt es sich um zwei identische Radioteleskope mit einem Durchmesser von rund 13 Meter, die wechselseitig eingesetzt und teilweise automatisch betrieben werden können. Dies eröffnet eine deutliche Erweiterung der Beobachtungsszenarien und wird genauere Ergebnisse liefern. Mit der Bereitstellung hochpräziser Beobachtungsdaten leistet das BKG einen wichtigen Beitrag zum globalen Koordinatenreferenzsystem und macht sich international stark für ein weltweit einheitliches, nachhaltig gesichertes Koordinatenreferenzsystem hoher Qualität als unverzichtbare Grundlage für den Raumbezug in Deutschland.
Die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelia Rogall-Grothe, unterstrich, dass die Bundesregierung mit der Bereitstellung beträchtlicher Haushaltsmittel für den Neubau der TWIN-Teleskope in Wettzell einen wichtigen Beitrag für die nationale und internationale geodätische Infrastruktur leiste und damit auch die internationale Spitzenposition Deutschlands auf diesem Gebiet gefestigt werde. Dazu dankte und gratulierte Frau Staatssekretärin Rogall-Grothe allen Beteiligten.
In seiner Ansprache betonte Hans Pongratz, Vizepräsident IT-Systeme & Dienstleistungen der Technischen Universität München, die einzigartige Rolle des Geodätischen Observatoriums: "Hier in Wettzell wird seit Jahrzehnten Spitzenforschung auf höchstem Niveau im Rahmen der Forschungsgruppe Satellitengeodäsie geleistet". Die wertvollen Erfahrungen und Forschungsergebnisse wirkten weit über die Grenzen des Freistaats Bayern und der Bundesrepublik Deutschland hinweg.
In seinem Festvortrag ging Prof. Harald Schuh, langjähriger Leiter des internationalen Verbundes aller VLBI-Stationen (IVS) und Vizepräsident der Internationalen Assoziation für Geodäsie (IAG), auf die immense Bedeutung der beiden neuen TWIN-Teleskope für die internationale Wissenschaft ein. Er zeigte auf, dass mit den Beobachtungen dieser zwei besten derzeit verfügbaren Radioteleskope weltweit neben der Grundlagenforschung auch äußerst wichtige Daten mit hoher gesellschaftlicher Relevanz gewonnen werden. Hierzu zähle z.B. die Forschung in Bezug auf den global steigenden Meeresspiegel, die Erforschung von Naturgefahren (Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche) und die Klimaforschung. Außerdem benötigten auch die in der Öffentlichkeit so vertrauten GPS-Navigationsgeräte als Grundlagendaten die Ergebnisse von Messungen der Radioteleskope.