Für die netten Kerle vom Germanen MC Mannheim war es schade. Die Besucherzahlen blieben hinter den erhofften Zahlen zurück. Dabei waren unbeeinflussbare Faktoren Schuld an der geringen Resonanz.
Es war einmal der Streik im öffentlichen Nahverkehr, der uns getroffen hat und zum Anderen das Wetter, so Manfred Stumpf, Secretary der Germanen.
Da wird er wohl Recht haben. Das Wetter, das viele Biker an diesen zwei Tagen als eher „germanisch“ bezeichneten, war für weniger abgehärtete Zeitgenossen ein Hinderungsgrund fürs Kommen. Leider, denn die Organisatoren hatten sich viel Mühe und Arbeit gemacht, um diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Wir waren gespannt auf die zwei Tage bei den Germanen. Am Freitag gegen Abend kamen wir am Gelände vom Waldparkgelände in Altrip an. Gleich die Begrüßung war herzlich und spürbar ehrlich. Zunächst rechneten wir mit einer gewissen Reserviertheit der Presse gegenüber. Doch nichts von all unseren Befürchtungen traf ein.
Das Gelände war sicher von den eigenen Ordnungskräften bewacht . Alle bisher angekommenen Biker gut gelaunt.
Wir trafen uns mit Manfred Stumpf, Secretary, Mit-Organisator der Germanen und Karl-Heinz Trautmann, einem der Vorstände der Lebenshilfe Mannheim. Die Lebenshilfe Mannheim sollte am Ende von dieser Benefizveranstaltung profitieren.
Karl-Heinz Trautmann, im früheren Berufsleben Geschäftsführer eines Energieversorgers, erzählte uns ein wenig aus dem Arbeitsalltag der Lebenhilfe. Und er verband das erste Kennenlernen mit einer Einladung, die wir demnächst sehr gerne wahrnehmen werden. Doch zunächst wollten wir von Manfred Stumpf wissen, was es mit der Benefizveranstaltung auf sich hat.
MS: Wir führen jedes Jahr eine Veranstaltung wie diese durch. Und jedesmal suchen wir uns eine andere Organisation oder eine Institution aus. Wir könnten auch unter uns Spenden sammeln. Doch durch die Veranstaltung werden die Leute besser auf die ausgesuchte Organisation aufmerksam.
RED: Jeder ist eingeladen zu kommen?
MS: Selbstverständlich. Auch Familien mit Kindern. Wir sorgen für Ruhe und Ordnung. Das wissen auch die örtlichen Behörden und unterstützen uns entsprechend. Wenn ich unsere Feier mit so manch anderen Fest vergleiche, wo es zu späterer Stunde immer wieder zu Streitigkeiten und Schlägereien kommt, dann sind Diejenigen, die wirklich nur Party und Spaß haben wollen, bei uns genau richtig.
Mit dazu beigetragen hat die Tatsache, dass alle Clubs im Umkreis von ca. 60 km an einem runden Tisch sitzen. Dieses Treffen findet alle 6-8 Wochen statt. Jeder Club schickt 2 Vertreter. Dort werden gemeinsame Dinge besprochen. Alles was anfällt. Auch die Partys. So kennen sich die Clubs untereinander und respektieren sich.
Alles friedlich
Und so war unser Eindruck am Freitag eindeutig positiv. Alles friedlich. Die nach und nach eintreffenden Bikerfreunde der Germanen, alles irgendwie der gleiche freundliche Menschenschlag.
Karl-Heinz Trautmann erzählte uns, von einer Frau, die bei der Lebenhilfe anrief und schockiert an Telefon fragte: „Wissen sie denn nicht wer die sind und mit wem sie sich da zusammen tun?“. Karl-Heinz Trautmann lächelt darüber.
Natürlich kennt er viele der Germanen persönlich. Und es stand für ihn außer Frage über eine solche Art der Zusammenarbeit nachzudenken.
Ich habe die Frau für morgen zum Kaffee und Kuchen eingeladen. Sie soll sich selbst ein Bild machen und nicht nur die einseitige Information aus der Presse wiedergeben.
Wir haben Verständnis. Wenn es um Auflage oder Quoten geht, bleibt so manche Wahrheit auf der Strecke. Und Kriminelle gibt es in allen Gesellschaftsschichten und in jedem Alter“.
Dass ich darüber nachdenke, ist überhaupt kein Thema bei mir, so Trautmann klar und unmißverständlich.
Alles nette Kerle?
Wir verabschiedeten uns und versprachen gleich am nächsten Morgen gegen 10:00 Uhr auf der Matte zu stehen. Schließlich wartete ein Morgenkaffee und leckerer, frisch gebackener Kuchen.
Pünktlich kurz nach 10:00 Uhr betraten wir wieder das Gelände. Diesmal wollten wir natürlich den Höhepunkt, die gemeinsame Fahrt von Mannheim Rheinau und zurück begleiten. Das Wetter verhieß zu diesem Zeitpunkt nichts Gutes. Leichte Tropfen trübten die Erwartungen der hartgesottenen Organisatoren. Die Hüpfburg für die Kinder war nun ebenfalls aufgebaut.
Gegen 11:30 Uhr machte sich der Verband aus vielen Motorrädern auf den Weg nach Mannheim zum Sammelplatz. Zuerst ging es mit der Fähre von Altrip, hinüber nach Mannheim. Und von dort aus auf das Gelände am Distelsand.
Als wir dort eintrafen, hatten sich bereits unzählige Biker versammelt. Befreundete Clubs der Germanen waren gespannt auf die gemeinsame Ausfahrt.
Auch hier wieder das gleiche Bild. Wir wurden von Allen freundlich und nett begrüßt. Die Gespräche, die am Rande mit uns stattfanden, waren informativ und interessant. Die Einladungen, die wir von verschiedenen Clubs bekamen, nehmen wir in den kommenden Wochen gerne an.
Immer noch kein Stress?
Von Rowdys, Ärger und schlechte Stimmung keine Spur. Alles friedlich und richtig organisiert.
Inzwischen waren ca. 250 Biker eingetroffen. Der Distelsand mittlerweile ein Meer von Bikes jeglicher Bauart und Preisklasse. Ein eindrucksvolles Szenario. Dann ging es los. Mit ohrenbetäubendem Lärm setzten sich die Biker in Bewegung.
Unterwegs sorgen wir an gefährlichen Kreuzungen für reibungslose Durchfahrt. Wir blockieren dort mit einem Motorrad den Verkehr, so dass es zu keinen Gefährdungen kommt.
Leider erleben wir es immer wieder, dass Verkehrsteilnehmer versuchen sich noch schnell am blockierenden Motorrad vorbei zu drücken. Das müsste nicht sein. Wir sind in weniger als einer Minute bereits durch.
Für so etwas fehlt mir das Verständnis., so Secretary Manfred.
Wir fuhren wieder mit dem Auto zurück nach Altrip. Als wir an der Anlegestelle der Fähre ankamen, standen wir in einer Schlange und die Fähre war bereits gut gefüllt. Unser Zeitplan stand nun auf dem Spiel.
Jetzt hieß es warten und hoffen, dass uns die Zeit noch reicht. Wir wollten unbedingt noch vor den Bikern am Ortsausgang von Altrip ankommen, um die gesamte Schlange besser mit der Kamera einfangen zu können. Endlich kam die Fähre wieder zurück. Wir setzten über und erreichten knapp vor Eintreffen der röhrenden Menge unseren Platz. Jetzt bekamen wir die Bilder, die wir erwartet hatten. Tolle Bikes in einer beeindruckenden Meute. Nachdem alle Biker uns passiert hatten, fuhren wir wieder zurück zum Festplatz.
Inzwischen machte der Zauberer mit den Kindern seine Späße. Ein erwachsenes Pony stand für die Kleinsten zum ersten grossen Reitgefühl bereit. Alles liebevoll begleitet und überwacht von der Besitzerin des Ponys.
Aus der Halle dröhnte die Band handgemachte Rockmusik in sehr guter Qualität. Auch hier wären mehr Besucher wünschenswert gewesen.
Und am Schluß?
Secretary Manfred, lag noch am Herzen sich bei den Unterstützern zu bedanken.
Ausdrücklich bedanken wir uns bei der Gemeinde Altrip, die uns sehr gut unterstützte. Wir bedanken uns bei Bürgermeister Jürgen Jacob, Thomas Hauser vom Ordnungsamt und allen Behördenvertretern, die uns ihre Unterstützung gaben.
Unser Fazit
Dass die Resonanz nicht den Erwartungen entsprach, lag keinesfalls an den Germanen und den vielen befreundeten Clubs. Die Organisation war sehr gut. Die Germanen hatten bereits am Mittwoch mit den Vorbereitungen vor Ort begonnen. Die Stimmung war dennoch gut, denn Feiern ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Bikerkultur.
Wir waren jedenfalls überrascht, über die freundliche Aufnahme während der zwei Tage und bedanken uns bei den Germanen und allen anwesenden Clubs, für das Verständnis, das uns und unserer Arbeit entgegengebracht wurde.
Dass dies nicht normal ist, hat sich so manches Presseorgan selbst zu zuschreiben. Wir bedanken uns für die Einladung und freuen uns auf viele Berichte aus der Szene. Jetzt wo es endlich mal wärmer wird.
Denn nichts gegen die Germanen. Doch vom bisherigen „germanischen Wetter“ haben wir alle die Nase gestrichen voll.