Wie sehen strategische Stadtentwicklung, Bürgerbeteiligung und Verwaltungssteuerung in Mannheim und Europa aus? Die Stadt Mannheim ist diesen Fragen mit europäischen Verwaltungsexperten im Rahmen einer Tagung zur Studie „Excellence in Local Public Management“ auf den Grund gegangen.
Bilbao, Mailand, Birmingham, Tallin, Tempere und Trondheim – aus diesen Städten reisten die Experten nach Mannheim. In die Stadt, die 2011 beim European Public Sector Award (EPSA) unter 300 Bewerbungen mit ihrem CHANGE²-Projekt auf Platz 2 landete. „Mannheim spielt in der Champions League“, betonte Alexander Heichlinger, Experte und Projektkoordinator beim Europäischen Institut für Öffentliche Verwaltung.
Zusammen mit Bilbao, das bei der EPSA-Verleihung den 1. Platz belegte, und den fünf anderen Städten nimmt Mannheim an einer vergleichenden Studie teil. „Wie können Verwaltungen exzellente Leistungen erreichen?“ – diese Frage steht im Mittelpunkt. „Es gibt nur den Weg des Austausches. Niemand ist in allen Feldern gleich gut“, sagte Oberbürgermeister Kurz im Hinblick auf Mannheims Vorreiterrolle in der Verwaltungsmodernisierung. Andere, auch kleinere Städte müssen jetzt und in Zukunft durch einen Austausch mitgenommen werden, um die Zeiten finanzieller Engpässe besser zu überstehen.
„Wir müssen mehr tun mit weniger Mitteln“, sagte Leandro Ardanza Marqués, der für die Stadt Bilbao Strategien entwickelt. „Bilbao hat sich neu erfunden“, führte er weiter über die Stadt aus, die noch in den 80er Jahren in einer tiefen Krise steckte. Der heutige Erfolg seiner Stadt sei das Ergebnis aus zahlreichen Projekten. Besonders öffentlich-öffentliche Kooperationen („public-public-partnerships“), haben zum Erfolg beigetragen. So haben sich in Bilbao Hafengesellschaft und Regionalregierung zusammengetan, Flächen zusammengelegt, und den Hafen aus dem Stadtzentrum heraus verlagert. Dabei sind neue Flächen für die Stadtentwicklung entstanden – und das weltberühmte Guggenheim-Museum konnte auf diesen Flächen gebaut werden.
Groß geschrieben wird in Mannheim auch die Bürgerbeteiligung. „Wir haben ein breites Bild von Bürgerbeteiligung in Europa. Da sind unsere europäischen Kulturen am unterschiedlichsten“, stellte Oberbürgermeister Kurz heraus. „In Deutschland sind wir gerade in einer wichtigen Phase“, so Kurz weiter. Mannheim habe das strategische Ziel verfolgt, die Bürgerschaft zu aktivieren. Mit dieser Strategie sei es gelungen die Bürger in den Konversionsprozess miteinzubeziehen. Ideen zum Leben, Arbeiten und Wohnen auf den frei werdenden Flächen sind so entstanden, die ohne eine vorherige Strategie so nicht entwickelt worden wären.
Die vergleichende Studie mit Lösungen zu modernen Verwaltungsfragen wird bis September fertig gestellt und dann von der EU veröffentlicht. Somit fällt sie in die Abschlussphase des Mannheimer CHANGE² -Prozesses, der noch in diesem Jahr abgeschlossen wird. Doch der Kulturwandel muss weitergehen. Nur so ist das Ziel, eine der modernsten Verwaltungen Deutschland zu werden, erreichbar.
Hintergrund:
Mit dem European Public Sector Award werden alle zwei Jahre die besten, innovativsten und effizientesten Akteure in der öffentlichen Verwaltung Europas ausgezeichnet. Die meisten Auszeichnungen erfolgen auf kommunaler und lokaler Ebene. Bei der vergleichenden Studie „Excellence in Local Public Management“ werden Erfolgsfaktoren effizienter Verwaltung wissenschaftlich ausgearbeitet, so dass auch andere Städte europaweit von den Erfahrungen profitieren können. Experten aus den sieben Städten, die an der Studie teilnehmen, trafen sich am 14. und 15. März zu einem Workshop in Mannheim.