Der Kreisjugendring Bergstraße (KJR) hat sich auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung dem Thema „Ganztagsschule“ gewidmet. Nach einem Impulsreferat des Vorsitzenden Bruno Ehret diskutieren die Jugendverbandsvertreter Vor- und Nachteile und zogen eine recht kritische Bilanz zu 10 Jahren Ganztagsschule. Wenn es nach dem KJR geht, dann kann auf die Ganztagsschule gerne verzichtet werden.
„Was brennt uns wirklich auf den Nägeln?“ Mit dieser Fragestellung versucht der Kreisjugendring Bergstraße Themen zu identifizieren, die alle seine Mitgliedsverbände gleichermaßen beschäftigen. So lag es nahe, dass sich die Interessenvertretung der Bergsträßer Jugendverbände einmal richtig Zeit nahm und das Thema „Ganztagsschule aus Sicht der Jugendverbände“ beleuchtete. Im Ausbildungszentrum des Kreisfeuerwehrverbandes Bergstrasse in Hüttenfeld (Alte Forstschule) stand ausreichend Platz zur Verfügung um nach einem Impulsreferat des 1. Vorsitzenden Bruno Ehret in Arbeitsgruppen weiter zu arbeiten.
Dabei führte Ehret aus, dass die Schulen andere Interessen wie die Verbände verfolgen würden. Er sähe die Jugendarbeit als eine sinnvolle Ergänzung zum „richtigen“ schulischen Lernen an. Während schulisches Lernen der Qualifizierung diene, diene außerschulisches Lernen der Selbstfindung der jungen Menschen. Außerschulische „Lern“orte würden daher von Schülern nicht als „Teil der Schule“ erlebt. Schon hier sei klar zu erkennen, dass Vereinsarbeit in der Schule einer Quadratur des Kreises gleichkomme.
Jugendverbände und Vereine generell ständen schon vor größten Schwierigkeiten Aktivitäten am frühen Nachmittag in den Schulen personell anbieten zu können. Das gelte heute mehr denn. Wo solle also künftig die Entwicklung hingehen?
Diese Frage nahmen die Kleingruppen auf, die aus Vertretern verschiedener Jugendverbände bestanden und ihre eigenen praktischen Erfahrungen so einfließen lassen konnten.
Bei der Zusammenführung der Ergebnisse im späteren Plenum ergaben sich folgende Einschätzungen:
Die Kreisjugendfeuerwehr und die THW-Jugend berichteten z. B. , dass eine Durchführung von sinnvollen Aktivitäten in der Schule wegen der erforderlichen technischen Ausstattung nicht möglich sei. Eine Vertreterin der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) betonte, dass ihre Aktiven nicht tagsüber weitere Aktivitäten leisten könnten. Es gäbe ja schließlich auch eigene Kinder und Familie zu versorgen. Ein Delegierter der Naturfreundejugend (NFJ) wies darauf hin, dass die Kinder heute durch die Lernverdichtung des G 8 schon viel zu lange mit Schule befasst seien, daher breche auch der Nachwuchs weg, da kaum noch freie Zeit zur Verfügung stünde.
Die mögliche Aufwandsentschädigung für aktive Vereinsvertreter an Ganztagsschulen wurde ebenfalls angesprochen. Die versammelten Jugendvertreter waren sich einig, dass auch ein Stundensatz von 9,50 Euro hier nicht weiterhelfe, da er zu gering sei um damit eine Haupterwerbsquelle zu erschließen. Somit trage das Konzept der Ganztagsschule zu Problemen bei der Nachwuchsgewinnung der Vereine massiv mit bei. Die Politik betreibe die Schulausbildung als einen Bildungsweg. Die soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in einem freien Vereinsumfeld hingegen werde stark vernachlässigt. Was möglicherweise in einem Problembezirk in Berlin Sinn mache müsse noch längst nicht in einem ländlich geprägten Flächenkreis das Maß aller Dinge sein.
Als erste und am schnellsten umsetzbare Gegenmaßnahme wurde daher die Rückkehr zur sechsjährigen Mittelstufe und damit auch zum bewährten G 9 von den Teilnehmern gefordert!