Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sprach bei Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus.
Es ist 68 Jahre her, dass das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit wurde. Zum Jahrestag am 27. Januar 1945 hat die Stadt Heidelberg mit einer öffentlichen Gedenkstunde im Großen Rathaussaal an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
In diesem Jahr stand die Verfolgtengruppe der Sinti und Roma im Mittelpunkt der Gedenkstunde. Ehrengast war Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. „Es gibt keine Familie in der Minderheit, die nicht den Verlust von Angehörigen in dieser Zeit zu beklagen hätte“, so Rose in seiner Ansprache. „Diese traumatischen Erfahrungen haben sich tief in das kollektive Gedächtnis der Sinti und Roma eingebrannt.“ Über 23.000 Sinti und Roma wurden ab dem Frühjahr 1943 in das Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau deportiert, fast 90 Prozent fielen dem Terror und den mörderischen Lebensbedingungen zum Opfer.
Rose erinnerte daran, dass den Sinti und Roma noch in der Nachkriegszeit lange die Anerkennung als „rassisch Verfolgte“ verweigert worden war. Erst seit den 1980er Jahren finde eine politische und historische Aufarbeitung statt. Doch auch heute stellten Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus unvermindert eine Gefahr für unsere freiheitlich-demokratische Kultur dar. „Umso mehr müssen wir die Herzen und Köpfe der jungen Generation für demokratische Werte gewinnen“, so Rose: „Historisches Erinnern meint auch Erziehung zu Mut und Menschlichkeit.“ Durch das Ringen mit unserer Geschichte werde die Demokratie gefestigt. „Gedenken ist untrennbar verbunden mit gelebter Verantwortung, für die Gegenwart und für unser Gemeinwesen.“
Romani Rose wurde 1946 in Heidelberg geboren. Dreizehn seiner Familienmitglieder wurden während des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern ermordet. Rose wurde bei der Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma 1982 zum Vorsitzenden gewählt und seither alle vier Jahre im Amt bestätigt. Seit 1991 ist er Geschäftsführer des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist ein bundesweiter Gedenktag, der 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ins Leben gerufen wurde. Seitdem wird auch in Heidelberg alljährlich an die Befreiung des Vernichtungslagers Ausschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee und an die grausamen Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert. Gastredner der vergangenen Jahre waren unter anderem der Neurologe Prof. Frank Guido Brecht, Gründer der Heidelberger Nachsorgeeinrichtung St. Thomas für psychisch chronisch kranke Patienten, der Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Johannes Heil, und der Historiker Prof. Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin.
Die diesjährige Gedenkfeier wurde musikalisch umrahmt von der Camerata Carolina, dem Kammerchor der Universität Heidelberg.