Unternehmerisches Handeln muss sich nach den Worten von Oberkirchenrat Michael Gärtner immer daran messen lassen, ob es der Gemeinschaft dient. Ziel eines Unternehmens dürften nicht allein der Gewinn oder das Produkt sein. Entscheidend sei der „konstruktive Beitrag zur Gesellschaft“, sagte der Bildungsdezernent der pfälzischen Landeskirche anlässlich des Neujahrsempfangs des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Region Westpfalz, am Montag in Kaiserslautern. „Maßlosem Gewinnstreben und seinen für andere zerstörerischen Folgen müssen Grenzen gesetzt werden.“ Gärtner sprach zum Thema „Verkaufe alles und verteile es an die Armen! Verteilungsgerechtigkeit aus kirchlicher Sicht“.
„Die wirklichen Fortschritte in der Entwicklung der Menschheit sind aus Leidenschaft und Engagement entstanden – nicht aus Geldgier“, sagte Gärtner und forderte mehr Verteilungsgerechtigkeit und Solidarität. Das Projekt der Freien Marktwirtschaft sei „historisch noch nicht gelungen“. Noch immer gebe es zu viel Ungleichheit bei der Verteilung von Einkommen und Besitz. Vermögenssteuer und höherer Spitzensteuersatz können nach Gärtners Ansicht geeignete Instrumente sein, um Gehälter und Privatvermögen nicht in „astronomische Höhe“ wachsen zu lassen. Arbeit müsse von denjenigen, die sie ausüben, als sinnvoll angesehen werden und dürfe nicht nur der Sicherung des Lebensunterhaltes dienen. Arbeit dürfe Körper und Seele nicht überlasten. Der Mensch sei „mehr als seine Leistung“, sagte Gärtner.
Die Evangelische Kirche in Deutschland habe sich zu diesem Thema immer wieder zu Wort gemeldet und beispielsweise den Abbau von Bildungsdefiziten und einen angemessenen Mindestlohn gefordert. Aber auch innerhalb der Kirche brauche es eine höhere Bereitschaft zur Veränderung. Sie nehme die Lebenswirklichkeiten der Menschen am unteren Rande der gesellschaftlichen Skala mitunter „nur indirekt“ wahr, sagte Gärtner in seinem Redebeitrag vor Vertretern von Gewerkschaft, Kirche, Wirtschaft und Politik. „Nicht das Streben nach persönlichem Gewinn sollte das Leitmotiv menschlichen Handelns sein, sondern der Beitrag zum Gemeinwohl. Daraus sollte gesellschaftliche Anerkennung entspringen – nicht aus der heute verbreiteten Anbetung eines ideologisierten Reichtums.“