Anstieg bei sexuell übertragbaren Krankheiten, mehr Infektionen durch Hantaviren, weniger Erkrankungen durch Salmonellen und Tuberkulose.
Meldepflichtige Infektionskrankheiten haben unverändert einen wichtigen Anteil am Krankheitsgeschehen in Baden-Württemberg. Das zeigen die vorläufigen Infektionsdaten des Landesgesundheitsamts für 2012. Zum Jahresende lassen sich aus landesweit über 33 000 Fallmeldungen der Gesundheitsämter bereits einige Trends ablesen.
Die vorläufigen Zahlen für 2012 beruhen auf Meldungen zu Infektionskrankheiten, die von Ärzten, Krankenhäusern und Laboratorien an die Gesundheitsämter erstattet und von dort bis zum 28.12.2012 an das Landesgesundheitsamt übermittelt wurden. Eine vollständige Übersicht wird nach Eingang letzter Meldungen zu Jahresbeginn 2013 und weiterer Ergänzung und Bereinigung der Angaben Ende Februar 2013 erwartet.
Rekord-Ausbruch von Hantavirus-Infektionen in Baden-Württemberg
An Hantavirus-Infektionen erkrankten 1.796 Personen, von denen 1.160 Personen (65 Prozent) im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Erkrankungszahlen früherer Ausbruchsjahre (2007=1.115 Fälle, 2010=1.012 Fälle) und aus dem Vorjahr 2011 (130 Fälle) wurden deutlich übertroffen. Der geografische Schwerpunkt lag entlang der Schwäbischen Alb und im Schönbuch.
Hantaviren werden durch Rötelmäuse übertragen, deren Nahrungsangebot wie z. B. Bucheckern im Herbst 2012 geringer ausfiel als im Vorjahr. Für das Jahr 2013 erwartet das Landesgesundheitsamt deshalb deutlich weniger Erkrankungen.
Salmonellen-Erkrankungen weiter rückläufig
Weiter rückläufig sind Magen-Darm-Erkrankungen durch Salmonellen. Bis kurz vor Jahresende 2012 wurden 2.030 Salmonellosen gezählt. Nach 2.646 Erkrankungen im Jahr 2011 entspricht das einem Rückgang von 23 Prozent. Im Jahr 2002 wurden noch 7.729 Salmonellen-Erkrankungen gemeldet. Das Landesgesundheitsamt sieht hierin vor allem einen Erfolg der Salmonellenbekämpfung in den Nutztierbeständen. Anhaltende Erfolge erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Veterinär- und Humanmedizinern.
Weniger Neuerkrankungen an Tuberkulose
Fortgesetzt hat sich auch der Trend rückläufiger Neuerkrankungen an Tuberkulose (2012=468 Erstmeldungen, 2011= 513 Erstmeldungen, 2002=897 Erstmeldungen). Allerdings beobachtet das Landesgesundheitsamt eine Zunahme von Tuberkuloseerregern, die gegen mehrere Antibiotika resistent und deshalb schwerer zu behandeln sind.
Kinder und Jugendliche gegen Hepatitis B impfen
Infektionskrankheiten der Leber durch das Hepatitis-B-Virus haben nach mehreren Jahren des Rückgangs stagniert und nehmen seit 2010 im Trend zu. Im Jahr 2012 erkrankten 260 Personen an Hepatitis B, davon waren 46 Prozent Frauen (2010=232 Erkrankte, davon 39 Prozent Frauen). Besonders junge Frauen unter 30 Jahren waren auffallend häufig betroffen. Die bisherigen Daten lassen noch keinen Schluss zu, ob anfängliche Impflücken bei der seit 1995 empfohlenen Impfung gegen Hepatitis B unter den jetzt jungen Erwachsenen einen Einfluss haben. Das Landesgesundheitsamt empfiehlt für alle Kinder, Jugendlichen und gefährdete junge Erwachsene einen Impfschutz gegen Hepatitis B.
Anstieg bei HIV und Syphilis
Noch unvollständig sind die Zahlen zur Immunschwächekrankheit HIV und zur Syphilis. Für beide Infektionskrankheiten haben die Meldedaten bis zum Ende des 3. Quartals 2012 über die Werte der Vergleichszeiträume aller früheren Jahre seit 2001 zugenommen. Das Landesgesundheitsamt sieht diese sich abzeichnende Entwicklung, deren Ursachen noch unklar sind, mit besorgter Aufmerksamkeit.