Für den Berliner Tierarzt, Dirk Jörgens, beginnt heute der erste Arbeitstag im Zoo Landau in der Pfalz. Jörgens wird das kommende Jahr im Rahmen eines durch die Grimminger Stiftung für Zoonosenforschung, Stuttgart Proben zur Untersuchung auf sogenannte Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)-Keime sammeln und die Ergebnisse im Rahmen einer Doktorarbeit auswerten.
Die genannten Keime stellen seit Jahrzehnten weltweit ein Problem bei Wundinfektionen dar. Allein in Deutschland wird die jährliche Zahl von MRSA-Fällen in deutschen Krankenhäusern auf 132.000 geschätzt. Europaweit sind hierdurch mehr als 5.000 Todesfälle und mehr als 1 Million zusätzliche Krankenhaustage mit Mehrkosten von ca. 380 Millionen Euro zu verzeichnen. Derzeit rückt die Bedeutung tierischer Reservoire als Quelle für menschliche MRSA-Besiedelungen und –Infektionen verstärkt in den Focus. Tierische Reservoire bestehen primär in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung. Aber nicht nur hier, MRSA wird zunehmend auch bei Haustieren beschrieben. Eine zoonotische Übertragung von MRSA auf Menschen mit direktem Tierkontakt (Tierpfleger, Veterinäre etc.) ist möglich. Wissenschaftliche Untersuchungen in Zoologischen Gärten zu MRSA beschränken sich aktuell auf sehr wenige Veröffentlichungen und hier jeweils nur auf einzelne Wildtierhaltungen oder einzelne Tiere. „Mit über 500 zoologischen Einrichtungen allein in Deutschland mit den verschiedensten Exoten aus aller Welt ist hier ein Forschungsfeld, welches bisher so gut wie überhaupt nicht wissenschaftlich bearbeitet wurde,“ sagt Jörgens.
Die wissenschaftliche Betreuung des Forschungsprojekts erfolgt durch Prof. Dr. Ludwig Hölzle am Institut für Umwelt- und Tierhygiene der Universität Hohenheim sowie durch Prof. Dr. Alex Greenwood, PhD am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierkunde im Forschungsverbund Berlin e.V. (IZW). Der Zoo Landau in der Pfalz stellt in seiner veterinärmedizinischen Abteilung einen Arbeitsplatz mit PC zur Dokumentation und statistischen Auswertung zur Verfügung. Zudem erhält Jörgens in seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent in Landau die Möglichkeit, sich mit den spezifischen Kenntnissen der Zootiermedizin vertraut zu machen. Der Stuttgarter Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere und für Tropische Veterinärmedizin, Dr. Wolfram Rietschel, sowie der Zoodirektor und Zootierarzt des Zoo Landau in der Pfalz, Dr. Jens-Ove Heckel, werden bei der Koordination und Zusammenarbeit mit Zoologischen Einrichtungen und bei der Probensammlung behilflich sein. Die voraussichtliche Dauer des Forschungsvorhabens beträgt mind. 12 Monate. Ergebnisse werden im Rahmen einer veterinärmedizinischen Dissertation sowie während Vorträgen auf Tagungen z.B. der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), der Arbeitstagung der Zootierärzte im deutschsprachigen Raum oder der Tagungen der Europäischen Vereinigung der Zoo- and Wildtierärzte (EAZWV) publiziert.