Honky Tonk Festival – Unser Bericht – Live und Unplugged

Die Blueballs im Brauhaus - Eine der TopActs beim Festival

Am gestrigen Samstag 06.10.2012 veranstaltete die Blues Agency aus Leipzig zum fünften Mal das beliebte Honky-Tonk-Festival in Frankenthal. Von leisen, bluesigen Tönen, bis hin zu Hard-Rock-Krachern war alles vertreten. In 12 Locations erwartete die Zuschauer ab 20 Uhr ein musikalischer Leckerbissen nach dem Anderen.

Unser erster Anlauf

Wir hatten uns einen Plan zurecht gelegt, demzufolge wir im Elefanten beginnen wollten. Die mit einem sehr schlechten Ruf behaftete Traditionskneipe wurde vom letzten Wirt in einer Bauruine mit Schimmel und Dreck verwandelt. Der jetzige Besitzer, Vielen als pfälzischer Albaner bekannt, zeigte uns am Rande des Festivals seine Vorher- Nachherbilder. Viele Zigtausend Euro investierte er in die völlige Renovierung. Eine Cafe-Lounge mit Bistro-Charakter wolle er demnächst hier ausbauen, sagte er uns.

Umso ärgerlicher fand er die Verspätung seiner Band. Und in der Tat verliessen die Musikwilligen zunächst einmal reihenweise das Lokal. Wir gingen weiter zur Tanzschule Fun & Swing. Hier bot sich das gleiche Bild. Allerdings war der offizielle Beginn erst um 22 Uhr angekündigt.

Wir gingen zum Brauhaus. Hier erwischten wir die Pause. Ein kurzer Blick ins Irish Pub Dublin neben dem Brauhaus, sah nicht viel besser aus. Hier hatte die Band ebenfalls Pause. Es war inzwischen 21 Uhr. Wir versuchten unser Glück im Cafe Ideal. Hier kamen wir, einer bösen Vorahnnung zufolge, in die Pause.

Gut sagten wir uns. Der erste Anlauf war erfolglos. Geben wir der Sache eine zweite Chance. Dennoch bestätigten uns einige umherirrenden Gäste, dass es zunächst einmal nicht einfach war, Musik zu erwischen. Wir entschlossen uns im Bistro Lemon, neben Cafe Ideal ein Käffchen zu nehmen.  Draussen wie Drinnen das gleiche Bild. Menschentrauben wo hin man blickte.

Bistro Lemon – Steffi List Trio

Drinnen war die Luft zum Schneiden. Gefühlte 40 Grad. Kaffee geschnappt und an einen der draussen stehenden Tische gestellt. Dann hörten wir erste Töne. Das Steffi List Trio erlöste uns vom Musikvakuum.
Der Partyexport aus Franken bot rockige Songs in klassischer instrumentierter Grundbesetzung aufgebaut auf akustischen Gitarrenakkorden. 2008 erreichte Sie bei Stefan Raabs Castingshow "SSDSDSWEMUGABRTLAD" den dritten Platz. Seither tourt die Sängerin durch Deutschland, live und unplugged. Gerne hätten wir länger zugehört, doch das Programm lies uns keine Pause mehr.

Brauhaus – The Blueballs

Aus dem Brauhaus war nun endlich die Rock´n´Roll-Formation – The Blueballs – zu hören. Auf grosser Bühne und mit gewaltigem Sound, zeigten die Musiker ihr eindrucksvolles Können. Klar, druckvoll, schnörkellos und mit Präzision donnerten die Jungs Alles, von Rockabilly über Surf und Country bis hin zu good old Rock´n´Roll ins Auditorium. Spielfreude gemischt mit Können. Ein Hörgenuss und sicherlich ein Highlight des Festivals.
Erwähnenswert die "Oma" des Bassisten. So wird der Kontrabass liebevoll von Musikern bezeichnet. Bei einem solchen Repertoire ein Muss.

Cafe Ideal – Soul Cookin

Wir gingen gegenüber ein zweites Mal ins Cafe Ideal und fragten unten an der Kasse einen der Securities, ob die Band nun spielt. Und sie spielte. Es war lautstärketechnisch nichts zu hören. Also rein in den Laden und hoch in den ersten Stock. Vorbei an Menschengruppen, alle eng beieinander stehend. Es war nicht einfach bis zur Band durchzudringen. Dennoch lohnte es sich.
Soul Cookin', eine Soulformation die seit Jahren das Publikum begeistert, sind Meister auch in den leisen Tönen. Die vier Profimusiker spielen, obwohl nicht brüllend laut, in einer anderen Liga. Für Soulfreunde das Non-Plus-Ultra. Perfekte Instrumentierung und Gesang auf einer Qualität, die internationalen Topstars in nichts nachsteht. Simply Red hätte seinen Spass damit gehabt. 

Irish Pub Dublin – Dentler & Dziallas

Doch wir mussten weiter. Inzwischen fing es zu tröpfeln an. Der Besucherwanderung tat dies keinen Abbruch. Überall in den Seitenstrassen trafen wir Musikfans auf dem Weg zu einer anderen Location. Direkt im Bahnhof befindet sich das Irish Pub Dublin. Dort präsentierten Dentler & Dziallas ihre Irish Rock/Folk-Party. Der Auftritt war unaufgeregt und passte in jedes Standardmuster. So fanden auch die Zuschauer, dass dies eher unspektakulär war. Mit "The Wild Rover" (dt. "An der Nordseeküste") wurde versucht etwas Festzeltstimmung ins Pub reinzubringen. So richtig überspringen wollte der Funke zum Zeitpunkt als wir anwesend waren, jedoch nicht.

Zum Elefanten – Forroxx

Es hies für uns ohnehin Aufbrechen. Wir gingen zurück zum Elefanten. Die Forroxx heizten dem Publikum entsprechend ein. Getreu ihrem Motto: Bang your head. Rockklassiker von Nirvana & Co sorgten für einen akustischen Tsunami. Innendrin die Satelliten (Lautsprecherboxen zum Publikum) an der (Clipping)-Grenze. Unterhalten nicht mehr möglich. Musikalisch top und dem bangenden Publikum gefiel es sowieso. Wohl dem, der direkt an den Satelliten stand. Auch hier ganz klar Daumen hoch. Das dürfte auch dem netten Wirt letztlich ein wenig beruhigt haben.

Cartoon – The Bloody Chickenheads

Derlei audiophil durch die Mangel gedreht, machten wir uns auf ins Cartoon. Hier bot sich das gleiche Bild. Drangvolle Enge. Nichts für Phobiker. Drinnen, die Band "The Bloody Chickenheads". Als wir eintrafen schmetterten die drei erfahrenen Musiker gerade den Klassiker "Allright Now" von Free den Gästen entgegen. Und weil das Partyvolk mitging, hängten die Jungs gleich noch Highway-To-Hell hintendran. Das Cartoon bebte, die Gäste sangen und tanzten. Auch hier die Lautstärke im Grenzbereich zwischen Druck und Wahn. Trotzdem für uns und für Gäste, die wir auf der Strasse befragten, die Topband beim Honky-Tonk-Festival in Frankenthal.

Letzte Station: Titus – Deyda & Lehmann

Es ging weiter an der frischen Luft und im leichten Regen ins Titus. Genau wie das Cartoon, ist das Titus seit Jahrzehnten eine Institution in Frankenthal. Kenner, zu der auch Teile unserer Redaktion gehören, wissen, dass es in in dieser Location mega-eng zu geht. Im normalen Betrieb ist das Titus, klein, gemütlich und hat seit Jahren seinen ureigene Charme.

Und es kam wie befürchtet. Anstehen und sich mit der Schlange sanft hineinschieben lassen. Vorbei an der grossen Theke und rein in den hinteren Bereich wo Deyda & Lehmann ihr erfolgreiches Programm spielten. Zwei Gitarristen und zwei Stimmen. Musikalische und handwerkliche Qualität. Von Ohrwürmern bis hin zu unbekannten Perlen. Alles bieten die beiden mit Spass und Können dem Publikum. Im Titus tanzte selbst der Chef(?) und das gesamte Personal hinter der Theke. Eine ausgelassene, fröhliche Stimmung. So wie Party sein muss. Wir waren begeistert. 

Fazit

An dieser Stelle mussten wir wegen des nächsten Termins weiterfahren , so dass wir die restlichen Locations nicht mehr aufsuchen konnten. Unser Fazit: Bis auf eine Band, waren Alle von uns angehörten Bands absolut klasse und boten dem Publikum ein Feuerwerk an toller Musik. Der Veranstalter hat damit wieder einmal bewiesen, dass das Honky-Tonk-Festival in Frankenthal seinen Platz zurecht hat. Die befragten Passanten waren durchweg voll des Lobes. Musiker wie Gäste hatten sichtbaren und hörbaren Spass. So muss eine Party sein. 

Selbstverständlich freuen wir uns aufs kommende Jahr und das nächste Festival in Frankenthal. Wir sind in jedem Fall wieder dabei.