Bilderwelten stehen im Mittelpunkt der Neustadter Ausstellung. Das Wasser und die See sind als Bilder für die menschliche Seele die zentralen Symbole des Künstlers. Er malt – oft mit hintergründigem Humor -, was er in diesen Seelenräumen sieht: In hellblauen, grünen oder auch tiefdunklen Wassern schwimmt, treibt oder hockt allerlei Agiles und Glotzendes, Körperhaftes.
Auch der Mensch ist in diesen Wasserwelten heimisch. „Der Mensch ist ein Wasserwesen“, sagt Haberkorn. Und die Begriffe „See“ und „Seele“ sähen nicht nur auf den ersten Blick ähnlich aus, sondern seien ja tatsächlich etymologisch miteinander verwandt.
Der Block Meine Kopfschmerzen – sie suchen den Künstler selbst immer wieder wie Dämonen heim – bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. Haberkorn visualisiert sein Leiden auf hochformatigen Ölbildern, auf denen vor einem düster wirkenden Hintergrund Männer und Frauen erscheinen, die auf ihren Köpfen menschliche oder menschenähnliche Figuren tragen.
Tim Haberkorns programmatische Künstlerzeichnungen zeichnen sich in der Regel durch eine allgemein zugängliche, zuweilen sich aufdrängende Bildidee – Demonstration der Wirkungsmacht des Bildes – aus und weisen gleichzeitig über das Dargestellte hinaus: Kunsttheoreme der Bildarbeit werden mit zeichnerischen Mitteln aufgerufen. Die Titel dieser Bilder wie „Der Künstler klettert auf Bäumen und will nicht schwimmen“ oder „Der Künstler wirft mit Fischen nach seinem Publikum“ muten dabei so merkwürdig wie hintergründig an. Nicht zuletzt zeigen sie, dass der Maler auch den Bildtitel als literarische Form pflegt. Seine Bilder sind auf vielfältige Weise auf die anderen Künste bezogen.
Sein neuestes und in Neustadt erstmals der Öffentlichkeit vorgestelltes Bilderprojekt knüpft an das Märchen an „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“. In diesem von den Gebrüdern Grimm aufgezeichneten und bearbeiteten Märchen hat ein junger Mann keine Furcht und möchte doch so gerne wissen, was das ist: sich gruseln. Aber weder Tote noch echte Gespenster können ihn das Fürchten lehren. Erst als ein Eimer randvoll mit Wasser und Gründlingen über ihn geschüttet wird, lernt er das Fürchten. Das Erstorbene in der Seele des jungen Helden kann nicht durch etwas Totes, sondern nur durch die Berührung mit etwas Lebendigem wieder erwachen.
Teil der Neustadter Ausstellung ist auch der große, aus sechs Tafelbildern bestehende Wandelaltar „submarin (Taufaltar)“, der schon zuvor in Stuttgart und auf dem Kirchentag in Bremen zu sehen war. Die Stärke der Arbeiten, die an die Formensprache der christlichen Kunst anknüpfen, besteht darin, dass sie die bekannten Bilder der Tradition modifizieren und so weiterbilden, dass ein überraschend ungewohnter, den Betrachter herausfordernder Eindruck entsteht.
Tim Haberkorn hat in Stuttgart an der Akademie der Bildenden Künste bei dem Surrealisten Peter Grau studiert und ist ausgebildeter Theologe und Historiker. Seit 2001 arbeitet er als freischaffender Künstler und präsentiert seit 2003 seine Bilderarbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen. Seine Bilder befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Er verwendet bei seiner Arbeit vorzugsweise die Tafelmalerei. Daneben arbeitet er mit Tusche und Acryl auf Papier sowie mit Aquarell auf Leinen.
Vernissage:
Herzlich lädt der Kunstverein Neustadt zur Vernissage am Freitag, 16. November, um 19.00 Uhr in die Villa Böhm/Neustadt an der Weinstraße ein (Maximilianstr. 25/ Villenstr. 16b). Der Künstler ist anwesend und führt in seine Arbeiten ein. Begrüßung: Wolfgang Glass, Vorsitzender des Kunstvereins Neustadt an der Weinstraße e.V.
Ausstellungsdauer:
16.11. – 2.12.2012
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Donnerstag und Freitag: 16.00 – 20.00 Uhr; Samstag und Sonntag: 11.00 – 13.00 Uhr,
15.00 – 18.00 Uhr
Infos:
www.kunstverein-nw.de, www.kunstportal-pfalz.de
www.der-künstler-schwimmt.de
www.tim-haberkorn.de