Seit Jahren ringt grüne Politik für Wind-Kraft-Anlagen (WKA) und gegen Atomkraft. Nun hat sich die GLB gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner der CDU gegen die von der Energiegenossenschaft Starkenburg geplanten Windkraftanlagen am Standort Heiligen und Kesselberg ausgesprochen.
Diesen Anlass haben wir, Michael Anton aus 64372 Ober-Ramstadt, (NABU Vorstandsmitglied in Ob.-Ramstadt, Vorstandsmitglied des Vereins VivSolar und Genossenschaft-Mitglied), Gerhard Langermann aus Darmstadt (Naturstrom Rhein Main und Genossenschafts-Mitglied), und Rainer Koob aus Lorsch (Vorsitzender der Naturfreunde Lorsch e.V. und Interessent der Genossenschaft) zum Anlass genommen gestern zunächst die Fraktionssitzung der GLB und anschließend die der SPD zu besuchen. Die SPD hat sich als einzige Partei für die WKAs am Kesselberg ausgesprochen.
„Was geht das die Auswärtigen denn überhaupt an“ könnte man fragen. Nun – hier geht es gleich in zweierlei Hinsicht um Entscheidungen die die Region und nicht alleine Bensheim betreffen. Die Entscheidung fiel gegen den mit Abstand ertragreichsten und möglichen Wind-Standort auf Bensheimer Gemarkung und damit auch gleichzeitig gegen eine Planung die mit Sicherheit eine Bürgerbeteiligung, in Form der Energiegenossenschaft Starkenburg mit Sitz in Heppenheim, zugelassen hätte.
Zunächst möchten wir uns ausdrücklich dafür bedanken, dass man sich bei der GLB Zeit für uns nahm, mit uns Argumente austauschte und sogar die Tagesordnung umstellte, um das Thema Heiligenberg vorzuziehen.
Die Argumentation der GLB kann auf den ersten Blick überzeugend erscheinen. Als Koalitionspartner müsse man Kompromisse machen. Man habe stattdessen ja zwei mögliche Standorte für WKAs durchgesetzt (Teufelsberg, Nähe Felsenmeer und Haurod südlich davon, beide jedoch auf Lautertaler Gemarkung aber mit Eigentumsantieilen Seitens der Stadt Bensheim). Die GLB sei zudem für den Heiligenberg als möglicher Windkraftstadtort. Es gäbe aber keine politischen Mehrheiten und man gehe davon aus, dass der Raumordnungsplan diese Fläche weiter berücksichtige. Schließlich ginge es lediglich um eine Empfehlung der Stadt Bensheim. Das oft vorgebrachte Argument des FFH-Schutzgebietes „Buchenwälder des vorderen Odenwaldes“ sahen auch die GLB-Vertreter als entkräftet an. Auch das FFH Gebiet sei ein Wirtschaftswald in dem jährlich große Mengen Holz und auch Buchen eingeschlagen werden. Eine Rodung für WKAs hätte die Folge, dass an anderer Stelle Bäume verschont bleiben. Zudem ist bei der Auswahl der geplanten Standorte bereits große Rücksicht darauf genommen worden, nach Möglichkeit keine hochwertigen Waldflächen zu schädigen.
Auch Heppenheim lehne den Heiligenberg ab (hier hat sich wohl der kleine Koalitionspartner FDP auf die Hinterfüße gestellt und dies durchgesetzt). Die Lautertaler hingegen seien an WKAs interessiert.
All diese positiven Aspekte relativierten sich aber bei unserem, sich direkt anschließenden Besuch der SPD-Fraktion. Laut deren Bericht aus Beratungen der städtischen Gremien sind leider weitere Beschlüsse mit Stimmen der GLB-Vertreter gefasst worden, die den Ausbau der Windkraft in der Region höchstwahrscheinlich negativ beeinflussen werden. So wurde die Bestimmung für den Abstand zur Bebauung (Abstand 1000m, in Ausnahmen 750m) durch Ergänzungen unnötig rigide gefasst (Baden-Württemberg gibt hier eine deutlich WKA-freundlichere Formulierung für die Region vor). Fraglich ist auch, ob die von der GLB mit ausgewiesenen Vorrangflächen Teufelsberg bzw. Haurod nicht die verschärften von hessischer Seite eingeforderten Windgeschwindigkeiten aufweisen werden. So kann, in diesem Fall, sogar noch nachträglich das Aufstellen der WKAs auf dem Teufelsberg bzw. dem Haurod scheitern.
Für uns ganz klar ist, dass der Teufelsberg im Windschatten des Melibokus, weniger Ertragsstark als der Heiligenberg sein wird und der Haurod noch unter dieser Leistung liegen wird. Dies bedeutet eine größere Zahl von WKAs insgesamt. Von daher sind aus unserer Sicht Windkraftanlagen auf dem Melibokus, mindestens aber auf dem Heiligenberg dringend geboten!
Unser Appell richtet sich daher an den Kreisverband der Grünen bei der Festschreibung im Raumordnungsplan das Gebiet Heiligen- und Kesselberg weiterhin als Vorrangfläche für WKA zu berücksichtigen umso „Grüner Energiepolitik“ und Bürgerbeteiligung den Weg zu ebnen. Dazu ist es erforderlich, dass die beiden Grünen-Vertreter in der Regionalversammlung sich vorher in dieser Frage klar und öffentlich nachvollziehbar erklären!
Der GLB wünschen wir den Mut als kleiner Koalitionspartner „Dampf zu machen“. Die Auseinandersetzung mit den WKA-Gegnern durch Argumente zu suchen und sich, zumindest als Fraktion, ganz klar und offensiv zu dem Standorten Heiligen- und Kesselberg zu bekennen; auch wenn diese erst zu einem späteren Zeitpunkt verwirklicht werden können.
Windräder sind im Übrigen keine Dauereinrichtungen. Nach 20 Jahren ist deren Abbau vorprogrammiert und nichts verbleibt in der Landschaft, wenn wir bis dahin eine bessere Alternative zur Energieerzeugung gefunden haben. Beim Abbau von fossiler Energie und der Atomkraft ist dies ganz anders. Im Ruhrgebiet werden über Jahrhunderte Pumpen laufen, im Saarland ereignen sich Setzungen. Braunkohlelöcher wird es ebenfalls noch in Jahrhunderten geben, wenn auch renaturiert und der Atommüll wird wohl über Jahrhunderte oder Jahrtausende zum strahlenden Erbe des Atomzeitalters gehören.
Treffen wir heute zukunftsfähige und bezahlbare Entscheidungen für die Energieversorgung von morgen. On-Shore Windkraft gehört sicherlich dazu.