Gerade einmal neun Monate sind seit der Geburt der kleinen „Maya“ vergangen, und schon hat das Schopfhirschpaar „Goofy“ und „Mieke“ im Zoo Heidelberg erneut für Nachwuchs bei dieser seltenen Hirschart gesorgt. Das ist umso erfreulicher, als Vater Goofy zweimal an seinem Oberschenkel operiert wurde und die Pfleger davon ausgehen mussten, dass ihn das für eine erfolgreiche Paarung mit Mieke beeinträchtigen könnte. Goofy hatte sich aber überraschend schnell von den Operationen erholt und erfreut sich bester Gesundheit.
Sein Nachwuchs „Willi“, wie der kleine Schopfhirsch heißt, konnte bereits wenige Minuten nach der Geburt stehen und ist seit dieser Woche mit seiner Familie im großen Außengehege zu sehen. Zunächst verbrachte das am 17. Juli geborene Jungtier einige Wochen in einem für Besucher recht schwer einsehbaren separaten Gehege. Dies diente dem Schutz des Kleinen, denn die Kleinen Pandas, mit denen sich die Schopfhirsche die Außenanlage teilen, haben es faustdick hinter den Ohren und hätten das Jungtier angreifen können. „Mieke“ und „Goofy“ kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs. Egal ob beim Spielen mit seiner Schwester oder wenn er ein Nickerchen im Gras hält – der kleine „Willi“ steht immer unter der Beobachtung seiner Eltern.
Schopfhirsche sind im südlichen und zentralen China, sowie in Myanmar in tropischen und subtropischen Bergwäldern verbreitet, doch ihr Lebensraum wird durch Abholzung und Rodung immer weiter vernichtet. Deswegen sind Nachzuchten dieser seltenen Tiere besonders wertvoll. Der Zoo Heidelberg ist einer von nur fünf Zoos in Europa, der diese außergewöhnliche Hirschart hält und ist deswegen auf den erneuten Zuchterfolg besonders stolz. Die dämmerungs- und nachtaktiven Schopfhirsche leben in freier Wildbahn einzelgängerisch und gelten als sehr scheu. Die Schopfhirsche im Heidelberger Zoo äußern hingegen ein auffällig soziales Verhalten und zeigen sich häufig den Besuchern.
Schopfhirsche erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 110 bis 160 Zentimeter. Ihr raues Fell ist dunkelbraun oder dunkelgrau gefärbt, die Lippen, die Ohrspitzen, die Unterseite des Schwanzes und manchmal die Augenregion sind leuchtend weiß. Namensgebendes Merkmal dieser hübschen Tiere ist der schwarzbraune, hohe Haarschopf am Kopf. Das Geweih, das nur die Männchen tragen, besteht aus zwei kleinen Spießen, die meist gänzlich im Schopf verborgen sind. Männchen haben außerdem verlängerte, bis zu fünf Zentimeter lange, obere Eckzähne, die aus dem Maul ragen. Diese werden als Waffe in Kämpfen um Reviere und Weibchen eingesetzt und können dem Rivalen erhebliche Verletzungen zufügen. Zur Kommunikation untereinander dient ein lautes Fiepen, das das Partnertier und den Nachwuchs unter anderem vor Gefahr warnt. Die Nahrung der Schopfhirsche besteht aus Gräsern, Blattwerk, Kräutern, Früchten sowie auch Aas. Im Zoo Heidelberg erhalten sie zusätzlich ausgewähltes Gemüse, Haferflocken, Kraftfutter sowie ab und zu ein rohes Ei oder Hundefutter.
Die Schopfhirsche bewohnen im Zoo Heidelberg gemeinsam mit den Kleinen Pandas ein großes Gehege. Von Frühjahr bis Spätherbst gesellt sich zu ihnen ein großer Trupp griechischer Landschildkröten. Die gemischte Wohngemeinschaft ist ein schönes Beispiel für eine gelungene Vergesellschaftung verschiedener Tierarten in einem Gehege.