Sie heißen Patrick, Florian, Julian, Samantha und Daniel. Fünf junge Leute, die die Schulbank hinter sich lassen und ins Berufsleben einsteigen möchten. Weil sie aber alle ein Handicap haben, brauchen sie Begleitung und Unterstützung auf diesem Weg. Diese Hilfen erhalten sie ab dem nächsten Schuljahr im Rahmen einer Berufsvorbereitenden Einrichtung (BVE). Die wiederum ist das Ergebnis einer engen Kooperation verschiedener Schulen und Institutionen. Die entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde dieser Tage in der Alois-Wißmann-Schule (AWS) für Geistigbehinderte – der federführenden Schule, die die fünf jungen Leute bisher besucht haben – unterzeichnet, womit dem Start dieser Einrichtung an der Zentralgewerbeschule oder, je nach Raumverfügbarkeit, auch an der Hauswirtschaftlichen Schule Buchen nun nichts mehr im Wege steht. Die künftigen BVE´ler samt ihrer Lehrerin Rita Wolbert beobachteten die Unterzeichnung jedenfalls mit Stolz und Vorfreude.
Der Kreistag des Neckar-Odenwald-Kreises hat im Vorfeld die Einrichtung einer BVE sowohl in Mosbach als auch in Buchen beschlossen, wodurch ein flächendeckendes Angebot entsteht. In Mosbach werden ab dem nächsten Schuljahr Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf an der Augusta-Bender-Schule unterrichtet, federführende Schule ist hier die Johannesbergschule der Johannes-Diakonie, eine private Schule für Geistig- und Körperbehinderte. Weitere Förder- und Sonderschulen sind beteiligt. So ist es auch in Buchen: Außer der federführenden Alois-Wissmann-Schule können auch die Meister-Eckehart-Förderschule Buchen, die Astrid-Lindgren-Förderschule Osterburken-Bofsheim, die Nardini-Schule für Erziehungshilfe Walldürn und die St.Bernhard-Schule für Erziehungshilfe Kinder- und Jugenddorf Seckach-Klinge Schülerinnen und Schüler in die BVE schicken. Standortschule wird die Zentralgewerbeschule oder die Hauswirtschaftliche Schule in Buchen sein, wo in zwei, unter Umständen auch drei Jahren mit bis zu 34 Wochenstunden und in drei Phasen schrittweise die Hinführung an die gesellschaftliche Realität bzw. die Realität auf dem Arbeitsmarkt gelingen soll. Zunächst gilt es, Talente zu entdecken und Betriebe sowie deren Arbeitsfelder zu erkunden. Danach steht die Erprobung auch durch längere Praktika an und der Erwerb von Schlüsselqualifikationen. Bei der Eingliederung schließlich soll ein Arbeitsplatz gefunden werden und die Abnabelung vom System Schule gelingen.
Die jungen Leute wissen schon, in welche Richtung sie möchten. Patrick arbeitet gerne mit Holz, Daniel hat bereits Praktika in einer großen Küche absolviert. „Die Schüler sind ganz selbstverständlich Individuen und entsprechend ihrer Persönlichkeit gilt es, sie ganz unterschiedlich an der Schnittstelle zum Beruf zu begleiten“, betonte Cornelia Weidenfeld, die Schulleiterin der AWS, die stolz darauf ist, dass schon seit Jahren Abgängerinnen und Abgänger ihrer Schule den Weg in ein ganz normales Arbeitsverhältnis finden: „Mit dieser BVE erhält unsere diesbezügliche Arbeit mehr Professionalität und Verbindlichkeit.“ Die Schulleiterin dankte allen Kooperationspartnern – darunter das Schulamt, vertreten durch Schulrätin Britta Lorenz, das Regierungspräsidium Karlsruhe, der Kommunalverband Jugend und Soziales, der Integrationsfachdienst Mosbach, die Agentur für Arbeit Tauberbischofsheim und natürlich Vertreter der beteiligten Schulen, allen voran Heiko Ihrig und Marietta Bangert von der Zentralgewerbeschule bzw. der Hauswirtschaftlichen Schule Buchen – für ihre Mitarbeit. Als Schulträger war auch der Landkreis beteiligt und Landrat Dr. Achim Brötel freute sich, dass dieses besondere Angebot für Sonder- und Förderschüler nun flächendeckend im Kreis besteht: „Das ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Inklusion, dem Recht auf Teilhabe an allen Bereichen der Gesellschaft, also auch dem Recht auf Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt.“