Zur Erinnerung an den letzten Mannheimer Rabbiner, Franz Rosenthal, wird es einen „Stolperstein“ geben. Diese gute Nachricht überbrachte jetzt Bildungsbürgemeisterin Dr. Ulrike Freundlieb den Töchtern Hannah Rosenthal und Debbie Zemel, die dafür nach Mannheim kamen. „Der Stolperstein bringt viele Menschen beim Gang durch die Stadt zum Nachdenken. Mit Rabbiner Rosenthal erinnern wir an eine großartige Persönlichkeit des jüdischen Lebens in Mannheim“, so Freundlieb. Im September wird der Stolperstein vor der ehemaligen Klaussynagoge in F 1 eingelassen.
Als besondere Überraschung überreichte die Bildungsbürgermeisterin den beiden Rosenthal-Töchtern ein ihnen unbekanntes Foto ihres Vaters aus den Beständen des Stadtarchivs Mannheim. Beide waren überwältigt. Hannah Rosenthal: „Mein Vater hat immer sehr liebevoll von Mannheim gesprochen. In einer Zeit in der es für Juden so schwierig war, ist die Mannheimer Gemeinschaft immer sehr gut zu ihm gewesen.“ Deshalb habe der Vater sie und ihre Schwester 1961, im Alter von zehn und sechs Jahren, mit nach Mannheim genommen. „Wir haben alte Fotos von uns vor dem Wasserturm. Es ist wunderbar, das jetzt alles wiederzusehen.“
Im Gespräch mit dem Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz hatte Rosenthal zuvor ihre Sichtweise auf Europa als US-Sonderbotschafterin geäußert. „Derzeit ist es schwierig in Europa, denn die rechtsextremistischen Parteien haben immer mehr Zulauf. Deutschland ist hier eine Ausnahme und gibt mir die Gelegenheit, in den Vereinigten Staaten auch positiv zu berichten. Deutschland ist sich seiner Rolle in der Geschichte und seiner Verantwortung bewusst“, so Rosenthal, „das ist der richtige Weg, damit umzugehen.“
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bemerkte: „Wir sind überzeugt, dass uns unsere Erinnerungskultur nicht schwächt, sondern stärker macht.“ Es sei in Deutschland nicht möglich, sich zu rechtextremistischen oder rechtspopulistischen Anschauungen zu bekennen und trotzdem zur Mitte der Gesellschaft zu gehören. „Dies wäre die eigentliche Gefahr. Denn die Erosion der Gesellschaft ging schon damals von ihrer Mitte aus.“
Stolpersteine sind kubische Betonsteine auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Dieses Projekt wurde von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. Stolpersteine werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des Gehweges eingelassen.