Schad: „Kirche strahlt auf die ganze Gesellschaft aus“

Gegen „eine Vergöttlichung des Staates und eine Verstaatlichung der Kirche“ hat sich der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad ausgesprochen. Eine Kirche mit geistlicher Substanz, gesellschaftlicher Kompetenz und ethischer Orientierungskraft strahle jedoch auf die ganze Gesellschaft aus und erweise sich als lebensdienlich für den Einzelnen und den Staat, sagte Schad bei einem Vortrag an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften am vergangen Dienstag in Speyer.

Die grundlegende Unterscheidung von Gott und Mensch mache widerständig gegen Allmachtsphantasien, politischen Absolutismus und die Vergewaltigung durch totalitäre Staatsideologien, betonte Schad. Zum Besonderen des kirchlichen Zeugnisses gehöre es darüber hinaus, die eigene Fehlbarkeit und Unvollkommenheit in den Blick zu nehmen und sich bewusst zu werden, „dass in Christus eigene und fremde Schuld vergeben wird“. Diese Erkenntnis befördere eine Kultur des Konflikts, die von wechselseitiger Annahme und Lernbereitschaft geprägt sei, sagte der Kirchenpräsident.

Dass die Fähigkeit zur Schuldanerkenntnis und die Bereitschaft zur Vergebung richtungsweisend sei, zeige etwa die durch die Kirche mit initiierten Aussöhnungsprozesse der Deutschen mit ihren östlichen Nachbarn nach dem Zweiten Weltkrieg. „Es ist auch kein Zufall, dass in der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit aus den Kirchen selbst markante Beiträge zur Versöhnung geleistet werden“, sagte Schad.

Als „Gemeinschaft der Verschiedenen“ könne darüber hinaus die Kirche angesichts der sich kulturell und religiös immer mehr ausdifferenzierenden Gesellschaft hilfreich sein. Gerade die Verwurzelung im eigenen Glauben setze instand, auch mit dem achtungsvoll umzugehen, was anderen wichtig sei. Christlicher Glaube, so der Kirchenpräsident, gehe einher mit einem Ethos aktiver Toleranz, das die Basis sein könne für ein friedvolles Miteinander in einer zunehmend multikulturellen und multireligiösen Situation.

Der Kirchenpräsident ermutigte die Christen in der Gesellschaft, ihr Bekenntnis im Alltag zu bezeugen. Kirche lebe von Menschen, denen man auch in der Öffentlichkeit abspüre, dass sie selber von der Zuversicht und Hoffnung getragen seien, die sie anderen weitersagen, sagte Schad.