Tag der offenen Tür Schule für Sprachbehinderte

Ein wunderschöner Schulgarten gehört zur Schule für Sprachbehinderte in Buchen und ist Teil einer vorbildlichen Ausstattung, mit der Kindern geholfen wird, ihre Defizite auszugleichen. Beim Tag der offenen Tür erklärten Schülerinnen und Schülern den Gäste

„Von einem Baum, der noch in der Blüte steht, musst du nicht schon Früchte erwarten.“ Das hat einst der Schriftsteller Karl Ferdinand Gutzkow gesagt und mit diesem zweifellos schönsten Zitat der Feierstunde umriss Sebastian Reichert, ehemaliger Schüler an der Schule für Sprachbehinderte in Buchen und derzeit Student der Pädagogischen Hochschule Heidelberg – Berufsziel Realschullehrer – die Arbeit der Buchener Schule sehr treffend. Hier sind die Kinder die blühenden Bäume. Mit Defiziten zwar, aber mit der entsprechenden Förderung können auch diese „Bäume“ ganz individuelle Früchte bringen.

Die Schule für Sprachbehinderte hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen, um einmal mehr auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Hier werden Kinder aus dem gesamten Kreis in den Klassen 1 bis 4 im Ganztagesbetrieb nach dem Bildungsplan der Grundschule, ergänzt durch individuelle Förder- und Therapiemaßnahmen, unterrichtet. Als „Durchgangsschule“ nimmt sie praktisch das ganze Jahr durch Kinder auf, um sie möglichst bald bzw. nach einer erfolgreichen Therapie wieder zurückzugeben an die Regelgrundschule, an eine weiterführende Schule oder aber auch an andere, besser geeignete Sonderschulen.

Jedes Kind, das auf Anraten der Eltern, der Kinderärzte, der Erzieher oder der Grundschullehrer in Buchen vorgestellt wird, wird zunächst gründlich getestet. Denn die Defizite sind vielfältig und äußern sich nicht immer in einem deutlichen Sprachfehler. „Das allein wäre ein Fall für den Logopäden. Unsere Kinder hier haben parallel meist zusätzliche Schwächen in der Motorik, können Gehörtes schlecht verarbeiten oder sind nicht fähig, sich mehrere Dinge zu merken. Daraus können sich oft Verhaltensauffälligkeiten entwickeln“, erklärt Rektorin Margrit Wilder: „Manche Kinder kommen völlig frustriert, ängstlich, manchmal auch verhaltensauffällig und ohne jeden Spaß am Lernen zu uns.“

Davon war bei den musikalischen und tänzerischen Vorführungen der Kinder im Rahmen der Feierstunde freilich nichts zu spüren. Nach der Begrüßung durch Margrit Wilder und ihren Konrektor Carsten Zyter trat Buchens Bürgermeister Roland Burger auch als Stellvertreter von Landrat Dr. Achim Brötel ans Podium und lobte die Schule als „wichtiges Förderinstrument für Kinder, die nicht automatisch auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Und weiter: „Die Schule ist ein unverzichtbarer Eckpfeiler unseres schulischen Angebotes. Veränderungen werden anstehen, aber das Wohl der Kinder muss im Mittelpunkt stehen.“  Damit sprach er das heikle Thema „Inklusion“ an, auf das in der Folge auch Schulrätin Britta Lorenz vom staatlichen Schulamt Mannheim einging und das unter anderem die gemeinsame Beschulung von behinderten und nichtbehinderten Kindern fordert: „Eine gute Integration aller Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft sollte immer unser erklärtes Ziel bleiben, aber mit Augenmaß und unter Anerkennung dessen, dass nicht für jeden Menschen die ungeteilte Gemeinsamkeit aller hilfreich ist.“

Schuldekan Schwarz lobte die beispielhafte Schulgemeinschaft, die von einem guten Geist zeuge, und Otto Kern als Elternbeiratsvorsitzender plädierte für die Inklusion – aber nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: „Und das tun sie bisher nicht. Insofern wäre es zum jetzigen Zeitpunkt sehr unklug, ein funktionierendes System zu zerschlagen.“ Seinem großen Lob an die Schule schloss sich auch der Vorsitzende des Fördervereins, Alexandre Ost, an. Dann war das Schulgelände frei gegeben für den Tag der offenen Tür, in dessen Mittelpunkt das gerade aktuelle Thema „Kräuter und Insekten“ stand. Auch der an der Schule angesiedelte „Buchener Eltern-Kind-Kurs“, der sich in Sprachförderung für Drei- bis Vierjährige und in ein Elterntraining gliedert und die kostenlose Beratungs- und Frühförderstelle für sprachauffällige Kinder im Vorschulalter präsentierten dabei ihre Arbeit.