Weisheit und die Liebe zur Natur gehen oft, ja eigentlich immer, Hand in Hand. Die Lust, einen Garten zum eigenen Nutzen, zur Erbauung und zum Trost zu gestalten, sprach schon einige der größten Geister an. Damit man aber nicht erst wohlhabend oder gar ein Goethe oder Epikur werden muss, um Gartenfreuden zu erleben, wurde zum Glück der Klein- oder Schrebergarten erfunden.
Am vergangenen Sonntag trafen sich Mitglieder des „Stadtverbands der Kleingärtner e.V.“ in der Oppauer Gartensiedlung „Aue“. Der Männerchor 1879 Oppau sorgte für die musikalische Einstimmung in die Feierlichkeiten. Bei einem gemeinsamen Mittagessen konnte dann über Schnitttechnik, Spritzmittel oder den Unterschied zwischen Schönwetter- und Allwettergärtner gefachsimpelt werden.
Das Treffen der Ludwigshafener Kleingärtner fand mit gutem Grund in Oppau statt. In diesem Jahr feiert der Kleingartenbauverein Oppau-Edigheim sein 80jähriges Bestehen. 121 Parzellen mit bis zu je 300 Quadratmetern werden seitdem gehegt und gepflegt. Ortsvorsteher Udo Scheurmann be-grüßte die Gartenfreunde, verwies auf die lange Tradition der Kleingärten, betonte aber auch den Wandel in Bedeutung und Gestaltung der Grundstücke. So seien Nutzpflanzen mehr und mehr in den Hintergrund gerückt und Blumenschmuck und kreativer Gartenbau kamen in Mode. „Ich kann mich noch sehr genau an den Garten meiner Tante in der Niederfeldsiedlung erinnern, in dem es fast alle Gemüse und Obstsorten gab. Für uns Kinder war dies ein kulinarisches Paradies“, erinnerte sich Scheuermann.
Trotz Wandel ungebrochen, sei die Nachfrage nach Kleingärten, berichtete die Vorsitzende des Stadtverbandes Brigitte Karge. Aber jüngere Menschen wieder mehr für die Parzellen, die Gemeinschaft und die Gartenarbeit zu gewinnen, sei eine Herausforderung. Karge selbst hat seit 1981 einen Garten beim Kleingartenbauverein „Am Riedsaumpark“.
Der Stadtverband zählt zwölf Mitgliedsvereine in fast allen Stadtteilen. In über 2000 Kleingärten wird im Stadtgebiet gepflanzt, gejätet und gegrillt. Jährlich wird durch eine fachkundige Jury die schönste Anlage gekürt. Ludwigshafener Vereine, wie etwas der „Kleingartenbauverein Süd-Schöngewann“, waren auch schon bei bundesweiten Wettbewerben erfolgreich.
Für eine Parzelle ist monatlich eine Pacht fällig. Der einmalige Preis für die Übernahme eines Grundstücks ermisst sich nach Schätzungen von Fachleuten der Vereine. Zwischen 500 und 3500 Euro lägen die Preise in Ludwigshafen, sagte Karge.
Wie in Ludwigshafen so sind auch deutschlandweit die meisten Kleingärten in Vereinen organisiert. Der Dachverband der Kleingärtner ist der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. (BDG). Er vertritt 20 Landesverbände mit insgesamt 15.000 Vereinen. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung richtet der BDG alle vier Jahre den Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ aus. Dieser würdigt besondere städtebauliche, ökologische, gartenkulturelle und soziale Leistungen der Kleingärtnervereine.