Wer erfreut sich nicht am Gesang der Vögel? Wer kennt nicht das alte Volkslied über die „Vogelhochzeit“ und kann die Melodie dazu summen? In letzter Zeit machen jedoch intensive Landwirtschaft, Industrialisierung und Unwissenheit manchen Vogelarten das Leben sehr schwer.
Franz Stalla, Gründer, Förderer und guter Geist des Vogelkundlichen Arbeitskreises, führte am vergangenen Samstag Interessierte an die heimische Vogelwelt heran. „Nur was man kennt, kann man auch schützen“, das ist das Leitmotiv seiner ehrenamtlichen Arbeit. Und Schutz tut not – fast alle Vogelarten seien in ihrem Bestand zurückgegangen.
Der Vortrag stieß auf reges Interesse. Die Beobachtungsstation im Maudacher Bruch war restlos gefüllt. Aufgrund jahrzehntelanger Beobachtungen des Arbeitskreises könne ein Rückgang der Populationen nicht geleugnet werden. Lange Zeit habe sich die Artenzahl wenig geändert. Seit einigen Jahren, in letzter Zeit sogar an manchen Stellen „schlagartig“, seien die negativen Veränderungen aber nicht mehr zu übersehen: „Der beste Beweis: Man sieht keine Nester auf Bäumen und Büschen in der laublosen Zeit“, erklärte Stalla.
Bis zu 80% Rückgang müssen bei einigen Arten verzeichnet werden. Ursachen für dieses traurige Bild gebe es viele. Fast alle gingen auf den Menschen zurück oder könnten zumindest durch ihn gemildert werden: Straßenverkehr, Unruhe in Gärten und Parkanlagen, Überdüngung der Felder, Monokulturen, der Usutu-Virus oder die Schnakenbekämpfung sind hier nur Auszüge aus dem Gefahrenkatalog für Vögel.
Einige Vogelarten treten allerdings zunehmend vermehrt auf, etwa Ringeltauben, Nil- und Kanadagänse. Auch die grünen Halsbandsitiche, die der Laie oft als eine Art Papagei in den Parkanalgen identifizieren kann, fühlen sich hier am Rhein sehr wohl. Über die Halsbandsitiche kursierten mehrere Theorien, berichtete Stalla. Am wahrscheinlichsten sei folgende: Vor ca. 20 Jahren befreiten Tierschützer in der Nähe zu Wiesbaden die ursprünglich in Indien beheimateten Tiere aus einer privaten Zucht. Von dort aus breiteten sie sich dank des milden Klimas entlang des Rheins aus. Da sie winterhart seien und hier keine Feinde hätten, vergrößerte sich ihre Zahl von Jahr zu Jahr.
Wer sich um unsere gefiederten Freunde kümmern möchte, muss sich etwas auskennen. Hier können die Fachleute vom Vogelkundlichen Arbeitskreis helfen. Dort sind auch Nisthilfen und Futterhäuschen zum Selbstkostenpreis erhältlich. Der Arbeitskreis sei übrigens kein Verein, betonte Stalla, sondern eher „ein loser Zusammenschluss von Interessierten“.
Wer bei der Vogelbeobachtung und beim Naturschutz mitmachen möchte, sollte sich aber bereits einiges Fachwissen angeeignet haben. „Eintagsfliegen“ seien für den Arbeitskreis nicht geeignet. Bessere Bedingungen für die Vogelwelt zu schaffen, Nistkästen und Pflanzungen zu pflegen, all das müsse nachhaltig geschehen, sagte Stalla.
Am 28.4. bietet der Arbeitskreis eine „Vogelexkursion“ an. Bereits um 7.30 Uhr startet die geführte Tour durch das Maudacher Bruch. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Riedstraße. Informationen zum Arbeitskreis und weitere Termine können unter 0621-698838 erfragt werden.