Die Zukunft der regionalen Kulturarbeit sowie die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) im Rahmen der Bewerbung um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2020 waren vor wenigen Tagen Themen eines ersten Treffens von Kommunalvertretern im Alten Rathaus in Weinheim.
Eine zentrale Rolle in der regionalen Kulturarbeit spielt künftig das Kulturbüro der MRN. Um die regionale Kulturarbeit und die Vernetzung voranzubringen, wird das Kulturbüro verstärkt den Kontakt zu den Gemeinden der MRN suchen und mit Kulturverantwortlichen der Region in den Dialog treten. Gleichzeitig haben die Gemeinden die Möglichkeit, sich vor Ort von den Leitern des Büros 2020, Rainer Kern und Airan Berg, über die Kulturhauptstadtbewerbung und Möglichkeiten der Beteiligung zu informieren.
„Bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt geht es nicht allein um die Produktion von Kunst, sondern um die Frage, wie die Menschen in zehn bis zwanzig Jahren zusammenleben wollen und wie sich die Gesellschaften in Städten und urbanen Ballungsräumen entwickeln werden“, so Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Es gehe nicht darum, weitere kulturelle Leuchttürme zu schaffen, sondern Themen mit globaler Relevanz zu entwickeln. „Über die Bewerbung als Kulturhauptstadt können Aktivitäten in der Region gebündelt und bestehende Projekte und Initiativen zielgerichtet in den Prozess eingebracht werden. Die Stadt Ludwigshafen hat deshalb ein eigenes Projektbüro Kulturhauptstadt eingerichtet“, erläuterte die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse. Und der Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner ist sich sicher, dass „eine regionale Unterstützung der Bewerbung den Standort langfristig stärkt. Es ist wichtig, nicht nur die Ober- und Mittelzentren, sondern alle Gemeinden der Region von vornherein mitzunehmen und in die Entwicklung einer Gesamtstrategie einzubinden“.
Diese Meinung teilte auch Jürgen Fischer, Programmkoordinator RUHR.2010: „Die Kulturhauptstadt hat den erfolgreichen Imagewandel des Ruhrgebietes national wie international transportiert und stark zur Identitätsstiftung beigetragen“. Von den Strukturen und Netzwerken, die in Vorbereitung auf 2010 geschaffen wurden, profitiert das Ruhrgebiet auch heute noch. So sprach sich auch Oberbürgermeister Hansjörg Eger dafür aus, das kulturelle Potential Speyers und das der anderen Mittelzentren in den Bewerbungsprozess zu integrieren: „Darin sehe ich auch einen Weg zur stärkeren Vernetzung der Region“.
„Der Prozess der Kulturhauptstadtbewerbung ist ein Geschenk für die Region. Sie wird Synergien erzeugen und einen Prozess in Gang setzen, über den sich die Region national und international positionieren kann“, unterstrich der Leiter des Kulturbüros, Thomas Kraus. Rainer Kern ergänzte: „Die Beteiligung an der Kulturhauptstadtbewerbung ist ein Angebot an die Gemeinden der Metropolregion, das jetzt oder auch später angenommen werden kann. Die Unterstützung ist weder an ein festgelegtes Vorgehen noch an ein Zeitfenster gebunden“. Kraus und Kern betonten abschließend, dass es in der nächsten Zeit vor allem darum gehe, interessierte Städte und Gemeinden über die Kulturhauptstadt zu informieren sowie funktionierende Arbeitsstrukturen aufzubauen.
Hintergrundinformationen:
Der Abend zur Zukunft der regionalen Kulturarbeit war eine Initiative des Verbands Region Rhein-Neckar, repräsentiert durch Dr. Eva Lohse, und der Arbeitsgemeinschaft Kulturvision 2015, vertreten durch Dr. Peter Kurz. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Dr. Eckart Würzner, der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger, der Künstlerische Leiter des Kulturhauptstadtbüros Mannheim 2020, Rainer Kern, sowie der Leiter des Kulturbüros der MRN, Thomas Kraus. Gastgeber des Abends war der Weinheimer Oberbürgermeister Heiner Bernhard.
Zum Informationsangebot an die Gemeinden:
Die Leiter des Büros Mannheim 2020, Rainer Kern und Airan Berg, bieten den Gemeinden in der Region an, vor Ort über die Kulturhauptstadtbewerbung und Möglichkeiten der Beteiligung zu informieren. Anfragen nimmt das Büro 2020 unter 0621 293-3801 entgegen.
Zur Europäischen Kulturhauptstadt:
Die Europäische Union vergibt den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ seit dem Jahr 1985. Während anfangs vor allem Metropolen wie Paris, Berlin oder Madrid ausgezeichnet wurden, die sich über ihr kulturelles Erbe sowie hochkarätige Kulturveranstaltungen profilierten, fanden im vergangenen Jahrzehnt auch kleinere Städte Berücksichtigung. Inhaltlich traten nachhaltige Bewerbungskonzepte für Stadt und Region zunehmend in den Vordergrund. Heute leistet das Thema Kulturhauptstadt einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Diskussionen über die Zukunft der „Europäischen Stadt“ als Raum-, Sozial- und Wertemodell. Den Titel erlangen kann nur eine Stadt, eine Bewerbung im Verbund mit einer Region ist jedoch möglich. So verfolgt Mannheim seine bereits 2007 auf den Weg gebrachte Bewerbung gemeinsam mit der Metropolregion Rhein-Neckar. Frühestens 2020 vergibt die Europäische Union den Titel ‚Europäische Kulturhauptstadt‘ wieder an eine deutsche Stadt.