Offener Brief auf Beschluss der Arbeitsgruppe Tourismus in der Gemeinde Elmstein

Der Helmbachweiher (Foto: Reinhard Schnell)
Der Helmbachweiher (Foto: Reinhard Schnell)

(Red.) Uns erreichte ein Offener Brief der Arbeitsgruppe Tourismus in der Gemeinde Elmstein, den wir gerne hier veröffentlichen.

„Viele Entscheidungen auf kommunaler Ebene haben direkten Einfluss auf unsere natürliche Umwelt, also für den Nahbereich in dem unsere Kinder und Enkel in späteren Jahrzehnten zu leben haben. Daher schreibt das rhl.-pf. Landespflegegesetz im Naturschutz den Kreisen und Kommunen eine hohe, “unabweisbare“ Verantwortung zu und somit eine nicht zu unterschätzende „notwendige“ Langzeitaufgabe für Bürger und Kommunalpolitiker.
Nicht erst seit dem Vorschlag des kommunalen Entschuldungsfonds sind die öffentlichen Haushalte äußerst angespannt. Umweltschutz ist aus diesem Grund keine „wünschenswerte“ freiwillige Aufgabe sondern hilft, richtig angepackt die Ausgabelast zu mildern und kann die Einnahmesituation verbessern („ohne Landschaft keine Kundschaft! – und ohne Kundschaft keine funktionierende Infrastruktur auch bzw. erst recht in unseren Waldgemeinden“).

Der Landkreis Bad Dürkheim unterhält seit 1970 das Naherholungsgebiet am Helmbachweiher. Ab 2008 bewirbt der Verband Region Rhein-Neckar in seinem Konzept „Naherholung in der Metropolregion Rhein-Neckar“ den Helmbachweiher als Badesee/Freizeitsee mit regionaler Bedeutung und spricht die Empfehlung aus, den Bestand qualitativ zu sichern. 
Bereits Anfang 2009 legte die Kreisverwaltung Bad Dürkheim eine konkretisierte Planung zum Naturerlebnis Helmbachweiher mit der Leitidee „aktive Erholung im grünen Bereich“ vor. Neben der Erneuerung des Kiosk und der Toilettenanlage stand z. B. auch ein Spielplatz für Generationen als Konzeptbaustein auf dem Programm. Vernetzungen touristischer Einrichtungen wurden zusammengetragen. Von 17 vorgeschlagenen Konzeptbausteinen wurde der Baustein ÖPNV (Integrierung der Freizeitbuslinie 517a) direkt im darauf folgenden Jahr umgesetzt. Die einzige staatlich anerkannte Erholungsgemeinde im Bereich der Verbandsgemeinde Lambrecht hat das Vorhaben im Bereich touristische Vernetzung von Anfang an unterstützt. Sah und sieht man doch im Ausbau der Anlage rund um den Helmbachweiher eine große Chance den Tourismus im Tal voran zu bringen. Die Umsetzung des Konzeptes wurde in einer Prioritätenliste zusammengetragen und eine geschätzte Kostenaufstellung vorgelegt. Nicht nur die engagierten Einwohnerinnen und
Einwohner des Elmsteiner Tales haben durchaus wohlwollend die Erstellung dieses Entwicklungskonzeptes des Landkreises Bad Dürkheim verfolgt. Sie haben darin die Erhaltung und Entwicklung von Naturerlebnisflächen und Spielplätzen in der „Wildnis“ erwartet. Denn diese kommen, siehe Biosphärencamp Geiswiese den Menschen zugute und erhöhen die Lebensqualität, nicht nur der hier lebenden Menschen.

Wer nun aber die Meinung vertritt eine umweltgerechte Umgestaltung des Naturbadeweihers Helmbach sei zwar wünschenswert aber weder notwendig noch unabweisbar, ignoriert die seit Jahren, nein Jahrzehnten überregionale Nutzung dieser familienfreundlichen Anlage.

Das Konzept „aktive Erholung im grünen Bereich“ wurde mit der in 2010 eingesetzten Ausflugsbuslinie 517A gestartet ohne vorher auch nur einen Euro in die Bausubstanz oder den Ausbau der Freizeitanlage investiert zu haben. Die Freizeitlinie verschluckte im Jahr 12.000 Euro die sich der Kreis, die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinde Elmstein teilten. Hatte man im Tal zum Start der Buslinie doch wirklich die Hoffnung, dass das zu diesem Zeitpunkt bereits vorliegende Konzept eine schnelle Umsetzung erfährt. Der damit erhoffte Erfolg der Busnutzung blieb verhalten. Der Ansatz zur Linie 517A wäre zu einem späteren Zeitpunkt notwendig und richtig gewesen und wurde deshalb im Haushalt 2012 bei allen Beteiligten erst einmal wieder gestrichen.

Mit empörter Bestürzung und weiterer Enttäuschung haben die Mitglieder der AG Tourismus im Rahmen der Dorfmoderation der Erholungsgemeinde Elmstein auf ihrer letzten Versammlung am 15. März, in der neu erbauten Gaststätte Hornesselwiese, die veröffentlichte Absichtserklärung des Kreistages Bad Dürkheim vernommen, die Sanierung des Helmbachweihers einzustellen, obwohl EU Fördergelder in Aussicht gestellt wurden. 

Damit werden die engagierten Bemühungen dieser Arbeitsgruppe, die Gesamtgemeinde Elmstein und somit auch das Elmsteiner Tal gästefreundlich und strukturell aufzuwerten, ebenfalls in Frage gestellt. Denn die Logik dieser Kernaussage lautet: Gästeaufkommen für unsere Waldgemeinden ist zwar wünschenswert aber weder notwendig, noch unabweisbar oder finanzierbar und somit auch kontraproduktiv zu den Plänen der Landesregierung die ländlichen Regionen als Wohn- und Lebensorte zu erhalten und weiter um- bzw. auszugestalten. 
Das wollen wir nicht hinnehmen, und appellieren zunächst einmal an die im Kreistag tätigen kommunalpolitischen Vertreter unserer Verbandsgemeinde, sich für den Erhalt und die weitere Entwicklung dieses natürlichen Kleinodes auf allen Ebenen einzusetzen.

Das Zukunftspotential im Elmsteiner Tal liegt im Tourismus. Nicht nur in touristischen Betrieben werden damit Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Auch im Bereich der Nahversorgung benötigt unser Tal den Tourismus. Die Kaufkraft der Einheimischen ist weitaus nicht in der Höhe, die ein Geschäft zum Überleben benötigt.

Der Helmbachweiher ist einer der wenigen Naturbadeweiher im Pfälzerwald und hat damit ein Alleinstellungsmerkmal. Mit der Schließung des Weihers wird unserem Tal ein sehr großes Stück Zukunftspotential genommen. Auch die Arbeitsgruppe Tourismus der Schwerpunktgemeinde Elmstein weiß, dass man ohne die notwendige Mittel nicht sehr weit kommt. Aber es ist hier auch klar, dass bei Rückbau von Infrastrukturmaßnahmen der Tourismus nicht nur Stillstand erfährt. Denn Stillstand ist bekanntlich schon Rückzug. Sparen ja – aber bitte nicht im Bereich der Zukunft im Elmsteiner Tal.

Für diesen offenen Brief stehen die Mitglieder der Arbeitsgruppe Tourismus ausgehend der Dorfmoderation im Rahmen der Anerkennung zur Schwerpunktgemeinde Elmstein (Pfalz).“