Warum und wie bekannte Mannheimer soziale Verantwortung übernehmen, war Thema des gestrigen Marketing-Cafés im Coffee-Store in E3.
Als Referenten konnte die Stadtmarketing Mannheim GmbH den stellvertretenden Geschäftsführer der Sepp Herberger-Stiftung des DFB, Tobias Wrzesinski, sowie den erfolgreichen Produzenten und Musiker Michael Herberger gewinnen.
Die eigene Popularität nutzen, um sich für andere einzusetzen: Mit der Gründung der Sepp Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes erfüllte sich für Sepp Herberger und seine Frau Eva am 28. März 1977, dem 80. Geburtstag des „Chefs“, ein Herzenswunsch. Seitdem hat die Stiftung rund 15 Millionen Euro für soziale Projekte zur Verfügung gestellt. In welchem Rahmen diese Arbeit stattfinden kann, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer der Stiftung, Tobias Wrzesinski gestern Abend beim zweiten Marketing-Café in diesem Jahr.
Neben der Struktur und der Finanzierung der Stiftung, die beispielsweise auch an den Kartenverkäufen für Länderspiele der Damen- und Herren-National-mannschaften beteiligt ist, berichtete Wrzesinski von konkreten Projekten. Bereits seit 2008 setzt sich die Sepp Herberger-Stiftung für eine Bundesliga für Blindenfußballer ein. Im Rahmen einer Tour durch Deutschland organisierte die Stiftung 2011 unter anderem ein Spiel vor dem Mannheimer Barockschloss, um auf den Sport aufmerksam zu machen. „Es ist uns wichtig zu zeigen, was Menschen mit Handicap alles leisten können und, dass sie ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind“, betonte Tobias Wrzesinski.
Gemeinsam mit Michael Herberger, Mitbegründer der Band „Söhne Mannheims“ und Großneffe des legendären Trainers, unterstützte die Stiftung auch den zehnjährigen Mannheimer Hannes Morgenthaler. Durch eine schwerwiegende Durchblutungs- und Ernährungsstörung kam der Junge ohne Fuß zur Welt, seiner Leidenschaft und seinem Talent als Torwart tut dies keinen Abbruch. Michael Herberger, der selbst Stiftungskurator ist, überreichte Hannes vergangene Woche die aus Mitteln des DFB-Sozialwerks finanzierte Prothese. „Mit dem DFB-Sozialwerk unterstützen wir im weiteren Sinn Fußballspieler in Not. Es war der ausdrückliche Wunsch von Sepp und Eva Herberger, dass dazu ihr Privatvermögen eingesetzt wird“, erklärte Wrzesinski.
Im Anschluss an Tobias Wrzesinskis Vortrag berichtete Michael Herberger vom Projekt „Aufwind Mannheim e. V.“, das 2007 von den „Söhnen Mannheims“ gegründet wurde. Kinderarmut in der eignen Stadt zu bekämpfen war und ist das Ziel von „Aufwind“. Derzeit betreuen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinne, die sich zum großen Teil dort ehrenamtlich engagieren, 25 Kinder im Grundschulalter und deren Familien in ihren Räumen in der Neckarstadt – ohne staatliche Unterstützung. „So haben wir einen größeren Handlungsspielraum“, versicherte Herberger. „Wenn wir mit den Kindern kochen, müssen wir nicht erst in größerem bürokratischen Umfang abklären, wer eigentlich darf und wer nicht. So können wir mehr anbieten.“ Dabei bestimmen die Kleinen häufig mit. „Die Kinder haben die Wahl, wie sie ihren freien Nachmittag gestalten wollen. Niemand muss bei uns irgendwas“, erklärte Herberger. So entschied zum Beispiel der „Kinderrat“ selbst, dass Deutsch in den „Aufwind“-Räumen gesprochen werden soll. „Es ist beim Spielen eben einfacher, wenn nur eine Sprache gesprochen wird“, hätten die Grundschüler argumentiert.
Den Erfolg des Projekts beweisen zwei Geschwister, die zu Beginn der ersten Klasse aus dem Irak gekommen waren. „Damals konnten sie kein Wort Deutsch. Jetzt sind sie in der vierten Klasse und haben eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen“, freute sich Michael Herberger.
Das nächste Marketing-Café findet am 23. April. Andreas Hartwig, zertifizierter Diversity-Trainer, spricht dann zum Thema Diversity-Marketing. Anmeldungen sind ab Anfang April unter www.stadtmarketing-mannheim.de/marketingcafe möglich.