Für eine präventive Friedensarbeit in dem von Anschlägen und Unruhen erschütterten Nigeria setzt sich der pfälzische Pfarrer Jochen Kirsch ein. Der 47-Jährige, seit 2004 bei „mission 21“ in Basel programmverantwortlich für Nigeria und Kamerun, war vor kurzem wieder für mehrere Wochen in dem westafrikanischen Land: in der aktuellen Unruheregion bei Mubi sowie in der Region um Jos. Das Ausmaß der Zerstörung auf christlicher wie auf muslimischer Seite sei „schockierend“, schildert der ehemalige Iggelheimer Gemeindepfarrer seine Eindrücke.
Die „Evangelische Mission in Solidarität“ (EMS), unter deren Mitgliedskirchen auch die Evangelische Kirche der Pfalz ist, ruft zu Fürbitten und Spenden für die von den Anschlägen betroffenen Menschen in Nigeria auf. Partnerkirche von mission 21 und EMS ist die „Kirche der Geschwister in Nigeria“ (EYN), eine aus der Tradition der Anabaptisten (Wiedertäufer) hervorgegangene Friedenskirche. Die Vorsitzende des EMS-Missionsrates und Leiterin des Pfarramts für Weltmission und Ökumene der pfälzischen Landeskirche, Marianne Wagner, weist darauf hin, dass die seit Dezember andauernde Welle schwerer Gewalt auch die Partnerkirche betreffe.
Als starke Friedenskirche vor Ort habe die EYN erheblichen Anteil am langjährigen Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zwischen den Kirchen und den muslimischen Gemeinschaften der Region sowie der Zusammenarbeit zwischen den religiösen und staatlichen Institutionen, sagt Kirsch. Umso schmerzhafter und provokanter seien für sie daher die aktuellen Übergriffe. „Die Menschen haben Angst, ziehen sich zurück in ihre Häuser und meiden jedwede Art von Ansammlung wie den Besuch des Marktes oder des Gottesdienstes.“
Der Pfarrer besucht mindestens ein Mal im Jahr Nigeria. Fast jeder Aufenthalt sei überschattet gewesen von Unruhen. Angst habe er selten gehabt, wenngleich er sich häufig in gefährlichen Situationen befunden habe. Mit Hilfe der Spenden aus Deutschland könne der interreligiöse Dialog, Bildungs- und somit Friedensarbeit gefördert werden, sagt Kirsch und verweist auf einen „kleinen Hoffnungsschimmer“: Kürzlich sei ein ins Stocken geratenes, interreligiöses Friedensprogramm erneut aufgenommen worden. Christen und Muslime träfen sich wieder – in einem ehemaligen Freilichtmuseum in Jos.
Die „Evangelische Mission in Solidarität“ ist ein Zusammenschluss von 23 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften in zehn Ländern in Asien, Afrika, dem Nahen Osten und Europa. Sie setzt sich ein für weltweite Mission und kirchliche Zusammenarbeit. Mission 21 ist ein Zusammenschluss von 57 Partnerkirchen und Organisationen in 17 Ländern Afrikas, Asiens und Europas und wird getragen von der Basler Mission, der Herrenhuter Mission und der Evangelischen Mission im Kwango.