Als Mahnung, nicht allein Leistung und Erfolg zum Maßstab für Stärke zu nehmen, hat Kirchenpräsident Christian Schad die Jahreslosung 2012 gewertet. Das Jesus-Wort „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ erinnere vielmehr die Menschen daran, dass die wahre Stärke aus Jesus Christus selbst komme, der das Losungswort am authentischsten ausgelegt habe. Er, der sich in der Schwachheit eines neugeborenen Kindes finden lasse, richte die Ohnmächtigen auf, sagt Schad zum Jahreswechsel in Speyer.
Menschliches Leben speise sich nicht aus Reichtum und Macht, sondern aus der Erkenntnis, dass es zerbrechlich und gefährdet ist. „Schwachheit darf daher nicht als Makel betrachtet werden“, sagte Schad. Die Kategorisierung von Leistungsstarken und Schwachen führe schnell zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Dies habe sich im zu Ende gegangenen Jahr nicht nur in der Finanzwelt gezeigt, in der Ratingagenturen schwächere Länder unerbittlich herunter gestuft hätten. Auch im persönlichen Bereich nehme man wahr, dass Schwäche zu offenbaren oft mit Scheitern und Versagen gleichgesetzt werde, sagte der Kirchenpräsident.
Demgegenüber bräuchten Schwache verlässlichen Schutz und solidarische Hilfe, die ihnen neue Spielräume eröffneten, um auf Dauer nicht von anderen abhängig zu sein, sagte Schad. Dies bedeute eine Umkehrung der gewohnten Begrifflichkeiten. So sei für ihn ein starker Staat der Staat, der sich am Wohl der Schwachen orientiere.
„Eine perfekte Welt, ein leidfreies Leben ist uns gerade nicht versprochen“, betonte der Kirchenpräsident, „wohl aber die Gewissheit: Gott lässt Menschen nicht allein in den Dunkelheiten ihres Lebens; auch nicht in der Dunkelheit des Todes.“ Der Glaube schenke vielmehr die Kraft, „unsere Endlichkeit anzunehmen und in ihren Grenzen immer wieder neu Schritte auf den Wegen des Friedens und der Gerechtigkeit zu wagen.“
„Möge sich bei jedem Einzelnen bewahrheiten, was die Losung für das Jahr 2012 verheißt“, sagte Schad. „Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12,9). Die Jahreslosung gilt als Leitvers für das Jahr und ist ein Vers aus der Bibel, der von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) bestimmt wird.