„Als Symbol für den Aufbauwillen rheinischen Judentums, aber auch als Mahnung gegen das Vergessen“ hat Ministerpräsident Kurt Beck die alte Synagoge zu Worms gewürdigt. „Sie hat durch die Jahrhunderte viele Stürme erlebt. Heute, im 50. Jahr nach der Wiedereinweihung, gibt sie uns vor allem Hoffnung, dass das Judentum in Deutschland weiter zur Normalität wird“, sagte Ministerpräsident Beck bei dem Festakt in Worms.
Die Landesregierung fördere aus tiefster Überzeugung die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung jüdischen Lebens. Mittlerweile gebe es in allen drei jüdischen Zentren Worms, Speyer und Mainz wieder eine Synagoge. „“Wir sind froh und dankbar dafür, dass die Gemeinden wachsen und gedeihen, dass in den Gotteshäusern gesungen und gebetet wird“, so der Ministerpräsident. In diesem Zusammenhang dankte er allen, die Begegnungen mit dem Judentum ermöglichen, die zum Verständnis, zur Toleranz und zum Miteinander beitragen. „Es gibt ein herausragendes Interesse am Judentum und seinen Traditionen. Wie auch nach der Einweihung in Mainz konnte die neue Synagoge in Speyer den Besucherstrom beim Tag der offenen Tür kaum bewältigen“, so Beck.
Zur Normalität gehöre für ihn aber auch, dass das entsetzliche Unrecht der Shoah nicht ausgeblendet werden dürfe. Das Gedenken bezeichnete er als permanente Aufgabe, und in diesem Sinne gebe es leider immer noch viel zu tun. Der schändliche Brandanschlag auf die Wormser Synagoge im Mai 2010 habe ihn zutiefst entsetzt. „Wer jüdische Bürgerinnen und Bürger, wer jüdische Einrichtungen in unserem Land angreift, richtet sich nicht nur gegen unsere Gesellschaft und unseren Staat. Er richtet sich gegen unsere gemeinsame Kultur, gegen Zivilisation und gegen Demokratie. Es muss unmissverständlich klar sein: In unserem Land ist kein Platz für Neonazis, Rassisten und Antidemokraten“, sagte der Ministerpräsident. Deshalb trete er weiterhin für ein NPD-Verbotsverfahren ein, denn es sei unsäglich, dass sie ihr braunes Gedankengut mit Unterstützung von Steuergeldern verbreiten könnte.
„Hier und heute wird uns die Vielgestaltigkeit der deutsch-jüdischen Geschichte besonders vor Augen geführt. Ich wünsche ihr, dass sie in Zukunft nur noch von Glück, Frieden und einem guten Miteinander geprägt sein wird“, sagte Ministerpräsident Kurt Beck.
Am 3. Dezember 1961, dem ersten Tag von Chanukka, wurde die alte Wormser Synagoge nach einem dreijährigen Wiederaufbau an historischer Stätte und auf alten Grundmauern wieder geweiht. Die Geschichte dieser erstmals 1034 erwähnten Synagoge ist eine Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau über die Jahrhunderte. Zuletzt wurde das im romanischen Stil der Anfangszeit immer wieder aufgebaute Gebäude in den Pogromen von 1938 durch eine Brandstiftung zerstört.