Das Fest Allerheiligen setze einen Gegenakzent zur Trauerstimmung des Novembers. „Inmitten der Vergänglichkeit der Natur soll die unvergängliche Welt Gottes und der Heiligen aufleuchten.“ Dies betonte Weihbischof Otto Georgens im Pontifikalgottesdienst an Allerheiligen im Speyerer Dom.
Das kirchliche Fest tröste „im Blick auf die Heiligen, im Blick auf unsere Toten und im Blick auf uns selbst“. Wie Gott das unvollendete Werk der Heiligen vollendet habe, so werde er auch unser unvollendetes Werk vollenden, sagte Georgens.
In seiner Predigt verwies der Weihbischof darauf, dass man auch im Alltag Menschen begegne, „die uns eine Ahnung geben von der göttlichen Größe der menschlichen Seele, Frauen und Männer, die wie selbstverständlich die Botschaft der Bergpredigt und der Seligpreisungen leben, ohne dabei viele Worte zu machen“. Diese Menschen machten das Leben anderer hell – „durch die Zeit, die sie ihnen schenken, durch die Geduld, die sie mit ihnen haben, durch das Verzeihen und Verstehen, wonach sie sich ausstrecken, durch das Aushalten einer leidvollen Situation“. Georgens zitierte den französische Dichter François Mauriac (1885-1970): „Es fällt in die Augen, dass es lebende Tabernakel gibt und dass wir manchmal mitten in einem Gespräch, und ohne die Lippen zu bewegen, gezwungen sind, die sichtbare Gegenwart Gottes in einem Menschen anzubeten.“ Dies gebe Hoffnung, so der Weihbischof, „dass unser ganzes Leben, in dem was es an Gültigkeit besitzt, bei Gott ewig unvergessen sein wird“.
Georgens bezog sich in seiner Ansprache auch auf die Offenbarung des Johannes aus dem Neuen Testament. Diese Vision vom Ende aller Dinge habe sich kein Mensch ausgedacht, sondern Gott habe sie uns gegeben. „Am letzten Tag wird sich vor dem Thron Gottes eine ungezählte Schar aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen versammeln. Am Ende wird nicht etwa eine exklusive Zahl heil da oben ankommen, sondern eine Zahl von Menschen, die niemand zählen kann.“
Im Rahmen des musikalisch festlich gestalteten Gottesdienstes führte der Weihbischof den neuen Domkantor Alexander Lauer in sein Amt ein. Er freue sich, so Georgens, dass mit Lauer das Team der Dommusik wieder komplett sei. Der Domkantor stehe für das musikalische Uramt in der Liturgie. Er sei in dreifacher Weise zum Gesang berufen, „vor, mit und in der Gemeinde“.
Der 38-jährige Kirchenmusiker war zuvor Dekanatskantor im saarländischen Losheim. Zu Lauers Aufgaben zählen unter anderem die Organisation der Kantorendienste in der Domliturgie, die Unterstützung der Probenarbeit im Domchor, die Mitarbeit in der Domsingschule und bei der Stimmbildung der Chöre, die Betreuung von Gastchören und -ensembles und die Stellvertretung von Domkapellmeister Markus Melchiori.