Viernheim – Schule ohne Hausaufgaben – ein absoluter Wunschtraum nicht nur für die meisten Mädchen und Jungen, sondern auch für viele aufgabengestresste Eltern. Das muss kein Traum bleiben.
Im Rahmen eines Fachtags zum Thema Lernzeit informierten Experten aus dem Bildungsbereich jetzt im Bürgerhaus und zwei Räumen der benachbarten Friedrich-Fröbel-Schule ausführlich über Chancen und Nutzen, Konzepte und Beispiele für einen Schulunterricht, der ohne lästige und zeitraubende Hausaufgaben auskommt. Über 100 Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller vier Viernheimer Grundschulen nutzten die Gelegenheit zur umfassenden Information und gleichzeitigen Fortbildung durch Vorträge und Workshops.
Die ganztägige, in dieser Form bisher einmalige Fachtagung auf die Beine gestellt und organisiert hatte die städtische Jugendförderung unter Leitung von Sabine Ruth in Kooperation mit der Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ Hessen und mit Unterstützung des Staatlichen Schulamtes.
In seiner Begrüßungsansprache verwies Bürgermeister Matthias Baaß auf die bis ins Jahr 1999 zurückreichenden Bemühungen der Stadt Viernheim um ein ganztägiges, einheitliches Betreuungskonzept, das sogenannte Viernheimer Modell. Erste Schritte dazu waren die Einführung einer pädagogischen Mittagsbetreuung und die Dezentralisierung der Jugendförderung mit Verortung in den Schulen. Den Fachtag Lernzeit sieht Baaß als Weiterentwicklung des Viernheimer Bildungs- und Betreuungsmodells, mit dessen Hilfe man dem Ziel einer Vereinheitlichung des schulischen Angebots auch im Bereich der Ganztagsbetreuung noch ein Stückchen näher kommen möchte.
Dem einleitenden Vortrag von Wendelin Grimm, freier Bildungsreferent und ehemaliger Schulleiter aus Rodgau, folgte die engagierte Mitarbeit der Fachtags-Teilnehmer/-innen in vier Workshops, schulinternen Austausch-Gesprächen und einem abschließenden Plenum. Aus Frankfurt war Michael Schmitt von der Serviceagentur als Mitorganisator und Moderator angereist, die stellvertretende Schulleiterin Silke Krämer aus Frankfurt und Ursula Eller, ehemalige Rektorin aus Rodgau, sowie der freie Bildungsreferent, Supervisor und Coach Hans-Jürg Liebert aus Mannheim waren ebenfalls der Einladung der Viernheimer Jugendförderung gefolgt. Vom Staatlichen Schulamt beteiligte sich Irmgard Gottmann an der Planung und erfolgreichen Durchführung der pädagogischen Fortbildungsveranstaltung.
Mehr individualisiertes Lernen unter den Bedingungen von mehr Zeit, mehr Raum und vielfältigen Kooperationen – ein Ziel, das für die Viernheimer Grundschulen mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Kommune in erreichbare Nähe gerückt ist. Michael Schmitt sprach in seinen abschließenden Worten von „vielen Ideen und Konzepten, aber auch konkreten Baustellen für die weitere Entwicklung“. Ein großes Lob bekam Sabine Ruth für ihre Idee und die reibungslose Abwicklung des Fachtags – sogar für eine Kinder-Notbetreuung an diesem ansonsten schulfreien Tag hatte die Jugendförderung gesorgt und 53 Jungen und Mädchen bis in den Nachmittag unter anderem mit dem Besuch eines Indoor-Spielplatzes begeistert. Sie könne sich vorstellen, so Ruth, weitere Fachtage in Viernheim anzubieten und sei dabei offen und freue sich über neue Themen.