Unterstützung für Asylbewerber und Ehrenamtliche

Büro eröffnet

Mitarbeiter und Verantwortliche

Bad Dürkheim – Gegenüber vom Kreishaus, in der Philipp-Fauth-Straße 10 in Bad Dürkheim, ist ein neues Büro als Anlaufstelle für Asylsuchende, Migranten und ehrenamtliche Helfer entstanden.

Hier sitzen Jürgen Vogt und Carolin Urich von der Caritas und Kornelia List als Beschäftigungspilotin vom CJD seit Anfang Februar. Dorothee Bergner startet vom Kreishaus aus als Sozialarbeiterin ihren Einsatz.

Das Projekt „Beschäftigungspilot für Flüchtlinge“ ist im Januar 2016 flächendeckend in allen Kommunen des Landes Rheinland-Pfalz gestartet, um Flüchtlinge für den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu gewinnen. Es ist Teil der Initiative „Die rheinland-pfälzische Integrationskette“, ein Maßnahmenpaket der Landesregierung. Die Finanzierung des Beschäftigungspiloten erfolgt im Rahmen des Europäischen Sozialfonds durch das Land Rheinland-Pfalz (Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie), die Agentur für Arbeit Landau und durch die kommunalen Gebietskörperschaften, also hier der Landkreis Bad Dürkheim. Projektträger für die Stelle von Kornelia List ist das CJD – Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. Kornelia List (50) ist Diplom-Psychologin und hat im Balkan-Krieg zehn Jahre lang mit traumatisierten Flüchtlingen gearbeitet. Sie hat langjährige Erfahrung als selbstständiger Coach und Lebensberaterin, hat systemische Beratung und Berufscoaching angeboten, auf Bewerbungsgespräche vorbereitet. Ihre Erfahrungen nutzt sie jetzt, um Flüchtlinge und Asylbewerber auf den deutschen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Das Projekt soll insbesondere Menschen ansprechen, die noch keinen Zugang zu den Angeboten der Agentur für Arbeit Landau haben. Sie sucht dafür die Flüchtlinge direkt an ihrem jeweiligen Wohnort auf. Dort vermittelt sie den erwerbsfähigen Asylsuchenden grundsätzliche Informationen über den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, da die Arbeitsmarktsituation, die Qualifikationsanforderungen sowie die arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen in den Heimatländern der Flüchtlinge oftmals grundverschieden zu der Situation in Deutschland sind. Weiterhin hat sie die Aufgabe – sofern noch nicht erfolgt – die beruflichen und schulischen Kompetenzen der Asylsuchenden aufzunehmen.

„Dabei geht es meistens darum, für die Ausbildung und Qualifikation ein Äquivalent in Deutschland zu finden, quasi Referenzberufe. Damit wird die Stellensuche bei der Arbeitsagentur vereinfacht“, so List.

Die Agentur für Arbeit übernimmt dann mit Unterstützung durch die Beschäftigungspilotin die individuelle Beratungs- und Vermittlungsarbeit. Kornelia List selbst vermittelt keine Jobs.

List arbeitet eng mit den Haupt- und Ehrenamtlichen im Kreis zusammen, sowie mit den weiteren Kollegen in ihrem Büro – auch wenn sie meistens unterwegs ist, um in den Gemeinden auf die Leute zuzugehen. Ebenfalls häufig unterwegs ist Jürgen Vogt (57). Er ist der Ansprechpartner für alle ehrenamtlichen Helfer: Er koordiniert die Aktivitäten zwischen dem Landkreis und den Gemeinden sowie verschiedenen Ehrenamtsinitiativen. Er ist die Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt und bündelt Informationen. Mit seiner Koordinationsstelle möchte er Unterstützungsstrukturen für die ehrenamtlichen Initiativen aufbauen: Informationsplattformen, Arbeitshilfen, Rundschreiben und aktuelle Daten für die Ehrenamtlichen sollen einfach zugänglich sein. Vogt kam über seine kaufmännische Tätigkeit zur Fleischerinnung, bevor er im November zur Caritas wechselte. Das klingt ungewöhnlich:

„Aber ich habe immer Verbandsarbeit gemacht und kenne sowohl Verwaltungen als auch das Ehrenamt. Ich bin mit Gewerbevereinen und Selbstständigen vernetzt.“

Er möchte die Ehrenamtlichen nicht nur mehr vernetzen, etwa beim Runden Tisch Asyl der Kreisverwaltung, sondern gemeinsam mit ihnen Projekte organisieren. Zum Beispiel Radfahrkurse für Flüchtlinge anbieten, Angebote der Gemeindebüchereien ausloten, Seminare für Ehrenamtliche umsetzen und neue hinzugewinnen.

„Generell bin ich für alle Ehrenamtlichen der Ansprechpartner. Sie können mich immer anrufen.“

Vogts Stelle wird vom Landkreis finanziert, Träger ist der Caritasverband für die Diözese Speyer.

Carolin Urichs Stelle ist finanziert vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und vom Land Rheinland-Pfalz (Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen). Träger ist auch bei ihr die Caritas. Urich (25) ist bereits seit 1. Juni im Einsatz, saß bisher aber im Dürkheimer Rathaus. Sie ist zu jeweils 50 Prozent in der Flüchtlingshilfe für Asylbewerber ab 18 Jahren und der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer ab 27 Jahren tätig.

„Ich bin damit für alle zuständig. Neue Flüchtlinge, anerkannte und andere Migrantinnen und Migranten“, erklärt Urich.

Ihren Bachelor in Psychologie hat sie in den Niederlanden abgelegt, in Dublin ihren Master in Humanitärer Hilfe. Dort war Flucht ein großes Thema. Bei Praktika bei der UN in Genf und in Nigeria hat sie Erfahrungen in der inländischen Flüchtlingshilfe gesammelt. Seit zwei Jahren arbeitet sie beim Arbeitskreis Asyl in Neustadt mit, hat dort als Ehrenamtliche zu Jobcenter oder Schule begleitet. Als Migrationsberaterin hilft sie zum Beispiel dabei, Abschlüsse anerkennen zu lassen, Familien zusammenzuführen, vermittelt zu Fachärzten, redet mit Botschaften, nimmt die Angst vor den Interviews beim BAMF und hilft auch mal, einen Lebenslauf zu schreiben. Sie beantwortet Fragen rund um das Asylverfahren.

Für soziale oder psychische Probleme vor Ort und bei Konflikten in Wohngruppen oder mit den Nachbarn ist Dorothee Bergner (44) zuständig. Ihr Büro ist seit 1. Juni im Kreishaus, doch die meiste Zeit ist sie ohnehin unterwegs: als Sozialarbeiterin für alle, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Ihr Einsatzgebiet ist direkt bei den Leuten, um sie bei alltagspraktischen Dingen zu unterstützen. Denn viele Konflikte entstehen durch das Zusammenleben: Mülltrennung, Putzplan aufstellen, abends nicht zu laut fernsehen. Ihre Aufgabe ist die Krisenintervention, in kleinen wie in großen Dingen. Da kann es auch sein, dass eine Kommune anruft, wenn ein Asylbewerber psychische Probleme hat.

„Ich überlege dann, was wir machen können, ob man ihn in eine Klinik vermitteln kann oder zum psychosozialen Zentrum in Ludwigshafen.“

Neben einem Trauma ist es oft auch der Kulturschock oder falsche Erwartungen, die den Menschen zu schaffen machen. Für Ehrenamtliche bietet sie Fallberatung an. Sie hat ein paar Jahre in Thailand gearbeitet und kennt die Probleme der Sprachbarrieren. In ihrer Arbeit als Schulsozialarbeiterin war sie bereits konfrontiert mit der Situation der Flüchtlinge. Bergner ist beim Kreis angestellt.

„Die aktuelle Flüchtlingssituation stellt die Kommunen vor große Herausforderungen. Die Zusammensetzung unserer Gesellschaft wird sich verändern. Das bietet auch große Chancen. Um diese zu nutzen, müssen wir zusammenarbeiten, über die verschiedenen Organisationen hinweg“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. „Integration kann immer nur vor Ort geschehen und gemeinsam. Wir sind als Kreis sehr dankbar für alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, aber sie können nicht die gesamte Arbeit leisten. Sie brauchen hauptamtliche Unterstützung. Ich bin sehr froh, dass wir mit verschiedenen Trägern zusammen Lösungen gefunden haben, wie wir in diesem Bereich neue Stellen schaffen konnten. Jeder trägt seinen Teil bei. Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten außerdem eng mit den weiteren Haupt- und Ehrenamtlichen in Kreis und in den Kommunen zusammen, und die Rückmeldungen sind durchweg positiv.“

Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler erklärte dazu:

„Bisher waren die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in den Kommunen oftmals weitgehend isoliert, auch von den regional verfügbaren Unterstützungsangeboten. Meist vergingen dann viele Monate bevor sie beispielsweise den Weg zur Arbeitsagentur fanden. Um diese Lücke zu schließen, hat das Arbeitsministerium den landesweit verfügbaren Ansatz des ‚Beschäftigungspiloten‘ entwickelt. Ich freue mich sehr, dass wir hierfür die Arbeitsagentur und die Kommunen als Kooperationspartner gewinnen konnten.“

„Die Integration der Asylbewerber in den Arbeitsmarkt bietet uns mittel- und langfristig die Chance, Fachkräftelücken, die im Hinblick auf die demografische Entwicklung entstehen, zu schließen. Die Integration braucht allerdings Zeit, viele sind noch enorm weit von Ausbildungs- und Arbeitsmarkt entfernt. Daher ist es wichtig, dass wir frühzeitig mit den Asylbewerbern in Kontakt kommen und die richtigen Weichen gestellt werden. Das Projekt ‚Beschäftigungspilot‘ setzt hier an der richtigen Stelle an“,

ist Christine Groß-Herick, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Landau, überzeugt.

Annette Martin, kommissarische Leiterin des Caritas-Zentrums Neustadt:

„Wir freuen uns, dass wir als Caritas-Zentrum so eine gute Kooperation mit dem Landkreis pflegen – auch jenseits der Flüchtlingshilfe. Die großzügige Bereitstellung der Räume und das Zusammenfassen unterschiedlicher Angebote der Flüchtlingshilfe unter einem Dach, das ist sehr hilfreich. So bieten wir den Menschen, die unsere Unterstützung suchen, eine gemeinsame Anlaufstelle. Wir haben im Caritas-Verband für die Diözese Speyer rund zwanzig neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Flüchtlingsberatung und Ehrenamtskoordination eingestellt. Auf dieser Ebene stellen wir auch die Qualifizierung und fachliche Begleitung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher. Ich bin zuversichtlich, dass wir so – gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern – eine fundierte Beratung für die ehrenamtlich Engagierten und die ratsuchenden Flüchtlinge anbieten können.“


Infobox:

Auf dem Foto von links nach rechts: Annette Martin (Caritas), Carolin Urich (Migrationsberaterin) Bernd Rinderlin (CJD), Dorothee Bergner (Sozialarbeiterin), Hans-Ulrich Ihlenfeld (Landrat), Kornelia List (Beschäftigungspilotin), Andrea Roth (Referat Arbeitsmarktpolitik, MSAGD), Jürgen Vogt (Ehrenamtskoordinator), Christine Groß-Herick (Arbeitsagentur Landau), Frank Rüttger (Kreisbeigeordneter), Vertreterin MSAGD.


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