Bad Kreuznach – Ein farbenprächtiges Naturschauspiel ist während der nächsten Wochen in den Wäldern der Stadt Bad Kreuznach zu beobachten.
Alljährlich erfreuen bis spätestens Ende März bunte Blumen, Frühjahrsblüher genannt, die Waldbesucher mit ihren Farben. Mit den ersten Sonnenstrahlen tauchen zunächst einzelne Blüten in Weiß, Blau oder Gelb auf dem Waldboden auf. Schon wenige Tage später bilden sich ganze Teppiche aus Buschwindröschen, Leberblümchen und Schlüsselblumen über dem braunen Laub des Vorjahres.
Der Stadtwald Bad Kreuznach lädt die Waldbesucherinnen und Waldbesucher ein, sich an dieser Farbenpracht zu erfreuen, bittet aber gleichzeitig zu besonderer Achtsamkeit gegenüber den empfindlichen Pflänzchen.
„Lassen Sie bei Ihren Spaziergängen den Blick über den Waldboden schweifen und genießen Sie den Anblick“, sagte Förster Ralph Barme. „Aber bitte pflücken Sie die Blümchen nicht“
Viele Frühjahrsblüher stehen unter Naturschutz und manche enthalten sogar giftige Inhaltsstoffe, wie das Scharbockskraut oder das Gelbe-Windröschen. Die Blumen haben nur ein sehr enges natürliches Zeitfenster, in dem sie blühen und sich vermehren können. Deshalb sollten sie immer an ihrem Standort belassen werden.
„Außerdem bleiben die kleinen Waldblüten in der Vase ohnehin nur sehr kurz frisch. Sie sind daher nicht für einen Blumenstrauß geeignet, “
so Förster Barme. Ein weiterer wichtiger Grund für den Schutz der kleinen Pflänzchen sind die Insekten: Insbesondere die Hummeln sind auf die Pollen und den Nektar der ersten Blüten angewiesen. „Bei uns im Stadtwald Bad Kreuznach fallen derzeit vor allem die weißen Buschwindröschen (Rotbuchenbestände im Spreitel) und der vielfarbige Lerchensporn (Lohrerwald) ins Auge so Förster Barme.
Das richtige Zeitfenster, Licht und Schnelligkeit sind für die kleinen Pflanzen am Waldboden das Allerwichtigste. Schon im Mai, wenn die Bäume mit den frisch ausgetriebenen Blättern den Boden beschatten, muss von der Befruchtung der Blüte bis zur Samenreife alles durchlaufen sein. Wenn die Baumkronen belaubt sind, erreichen nur noch Bruchteile des Tageslichtes den Waldboden. Die meisten Arten ziehen sich dann wieder in die Erde zurück und warten auf ihren nächsten Auftritt im nächsten Frühling. Einige Frühblüher aber, wie Kriechender Günsel, Waldmeister, Waldbingelkraut und Lungenkraut behalten ihre Blätter auch später im Schatten des belaubten Waldes. Obwohl dann nur etwa zwei Prozent der Sonnenstrahlen den Waldboden erreichen, können diese Pflanzen ihren Stoffwechsel entsprechend umstellen und auch in der lichtarmen Zeit ausreichend Photosynthese betreiben.
Die Wald-Schlüsselblume (Primula elatior) verdankt ihren Namen ihrer Form, die einem Schlüsselbart ähnelt. Dagegen erinnern Knolle und Blütenform des Hohlen Lerchensporns (Corydalis cava) an die Krallen des gleichnamigen Vogels. Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) kommt in unseren Breiten häufig vor und bildet in feuchten Laubwäldern große Blütenteppiche. Die weißen Sternblüten öffnen sich aber nur bei schönem Wetter. Das blaue Leberblümchen gehört zu den am frühesten blühenden Arten. Es erhielt seinen Namen aufgrund der Blattform, die an die menschliche Leber erinnert. Wie viele andere Waldpflanzen nutzt auch das Leberblümchen Ameisen, um sich zu vermehren.
„Dabei haben es die Ameisen nicht auf den Samen selbst abgesehen. Vielmehr lockt ein daran befestigter Ölkörper die Ameisen mit Duftstoffen an“,
erklärte Förster Barme. Die Ameisen transportieren den Samen zu ihrem Nest, fressen aber nur den Ölkörper. Damit tragen sie zur Verbreitung der Pflanzensamen bei. Nicht wenige Vorkommen sind auch verschwunden, weil die hübschen Pflanzen verbotenerweise ausgegraben wurden, um sie im eigenen Garten anzusiedeln. Dabei wachsen die meisten Pflanzen im Hausgarten gar nicht, weil ihnen dort die spezifischen Bedingungen des Waldbodens fehlen.
„Waldpflanzen gehören in den Wald und Gartenpflanzen in den Garten“, fasste Barme zusammen.