Heppenheim – Inmitten des Heppenheimer Friedhofs gibt es ein Grabfeld und damit auch einen Platz des Gedenkens für totgeborene Kinder und für Fehlgeburten. Es ist ein Ort, an dem sich trauernde Eltern und Angehörige jederzeit in Stille zurückziehen können.
Auch sind Betroffene und Menschen, die diesen nahestehen und sich in Trauer und Erinnerung verbunden fühlen, einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Gedenken dorthin eingeladen.
Der Termin ist in diesem Jahr am 23. April (Samstag).
Liebevoll ist von „Kindern, denen das Licht dieser Welt verborgen blieb“ die Rede. Ihrer wird in einem um 11 Uhr in der Kapelle beginnenden Gottesdienst gedacht. Anschließend versammeln sich die Trauernden am Grabfeld.
Der Platz, der einer Nische gleich Raum zum Rückzug bietet, wurde vor sieben Jahren angelegt. Also in einer Zeit, in er es noch nicht selbstverständlich war, solche Orte des Gedenkens zu schaffen. Die Initiative ging seinerzeit von der Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Bergstraße, Dr. Ursula Hurst, gemeinsam mit den Klinikseelsorgenden, den evangelischen Pfarrerinnen Steffi Beckmann und Silke Bienhaus, sowie dem katholischen Pastoralreferenten Dr. Bernhard Deister, aus. Sie sind es auch, die jedes Jahr zum Gedenkgottesdienst einladen.
In der Rückschau lässt sich sagen, dass sie bei der Verwirklichung der Pläne für das Grabfeld bei der Friedhofsverwaltung, den Ämtern, den Kirchen vor Ort, aber auch bei Betrieben schnell Unterstützung fanden. Gemeinschaftlich ist der Ort der Erinnerung entstanden. Ein Gedenkstein markiert den Platz, liebevoll sind Gräber angelegt, kleine Spielsachen und Engelfiguren sind von Eltern und Angehörigen zum Andenken aufgestellt. Bänke lassen ein stilles Verweilen für Besucher zu. Der Ort ist aber nicht nur Grabstätte.
Er ist auch ein Platz der Erinnerung für all jene Eltern, die in früheren Jahren keine Möglichkeit zum Beisetzen ihres Kindes hatten.
Wie wichtig solche Plätze zur Bestattung und zum Gedenken sind betont Claudia Mayer. Sie ist im Vorstand des Hospiz-Vereins Bergstraße für den Bereich Trauerbegleitung verantwortlich. Auch ist sie selbst Trauerbegleiterin. Dass Orte der Erinnerung für totgeborene Kinder inzwischen nicht mehr die Ausnahme sind, sondern in jüngerer Zeit in vielen Städten und Gemeinden solche Plätze geschaffen wurden, begrüßt sie. „Da hat sich sehr, sehr viel getan in den letzten Jahren“, resümiert die ehrenamtliche Trauerbegleiterin.
Die Stätten sind für Betroffene wichtige Plätze im Umgang mit ihrer Trauer und zur Bewältigung einer Lebenssituation, die Pläne und Hoffnungen zunichte gemacht hat, sie sind Orte dauerhafter Erinnerung und Verbundenheit. Und dort finden Eltern und Angehörige oft einen Trost, den sie andernorts nicht bekommen können, auch nicht im Kontakt mit ihrer Umwelt. Der Platz und die Grabstätte ist „etwas, was wichtig ist in ihrem Leben“, betont Claudia Mayer. Und das gilt nicht nur für Eltern und Großeltern, sondern auch für Geschwisterkinder. Selbst wenn Geschwister die Bedeutung in jungen Jahren oft noch nicht einschätzen können, bekommt der Ort für viele von ihnen im späteren Leben besondere Wichtigkeit. Es sind Orte, die Platz für Gefühle lassen.
Eltern, die ein Kind durch eine Fehlgeburt verloren haben oder deren Kind tot zur Welt kam, können über die Angebote der Seelsorgenden des Kreiskrankenhauses hinaus auch Unterstützung beim Hospizverein Bergstraße mit Sitz in Bensheim bekommen. Manchmal hilft ein einzelnes Gespräch manchmal braucht es eine längere Trauerbegleitung. Auch kann der Hospizverein Kontakte zu Gruppen vermitteln, in denen sich betroffene Eltern untereinander austauschen. Der Verein bietet für einen ersten Kontakt jeweils mittwochs in der Zeit von 15 bis 17 Uhr eine Sprechstunde an, Anmeldungen hierzu sind telefonisch unter der Nummer 06251-989450 möglich.