Weinheim – Info-Veranstaltungen zu Flüchtlingsunterkünften sind in Weinheim nichts Neues. Und doch war es diesmal anders, als Vertreter der Weinheimer Stadtverwaltung am Dienstagabend die Anwohner des Gorxheimer Tals über die unmittelbar bevorstehende Installation von 23 Wohneinheiten auf dem Hartplatz neben dem Waldschwimmbad informierten.
Nachdem es in der Vergangenheit seit der ersten Ankunft von Flüchtlingen im Juli 2015 stets um die kommunalen Aufgaben bei der vorläufigen Unterbringung des Rhein-Neckar-Kreises gegangen war, handelt es sich bei der Container-Anlage erstmals um die so genannte Anschluss-Unterbringung, die eine Pflichtaufgabe der Stadt ist.
Den wichtigsten Unterschied erklärte Oberbürgermeister Heiner Bernhard in seiner Begrüßung: „Diese Menschen haben im Allgemeinen ihre ersten Hürden zum Aufenthalt in Deutschland schon hinter sich. Sie richten sich darauf ein, in diesem Land zu bleiben. Sie wollen und sie müssen sich integrieren.“
Nach einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2015 werden wohl noch vor Pfingsten circa 90 Personen in eine Container-Anlage auf dem zuletzt kaum noch genutzten Hartplatz des Waldstadions einziehen. Es handelt sich um 23 Wohncontainer für jeweils maximal vier Personen, wie Hartmut Neumann, der Leiter des Amtes für Immobilienwirtschaft, erläuterte. Mit Nebencontainern für Gemeinschafts- und Sanitärräume werden es etwa 30 Container sein, die von der Stadt eigens für diesen Zweck gekauft worden sind.
Markus Böhm, der Leiter des Bürger und Ordungsamtes – dem auch die kommunale Ausländerbehörde angehört – erklärte den rund 150 interessierten Anliegern im Hörsaal der „Bäckerakademie“ die rechtlichen Hintergründe und das Zustandekommen der Zuweisungsquote für Weinheim. Nach Angaben des Rhein-Neckar-Kreises seien in diesem Jahr 165 Personen zu erwarten und im Jahr 2017 weitere 330 Personen. Etwa 70 Personen wohnen bereits in einer kommunalen Anschlussunterbringung.
Dass und wie die Flüchtlinge sozial betreut werden, erläuterten Ulrike Herrmann als kommunale Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte, Elfie Rentrop vom Arbeitskreis Asyl und Claus Hofmann vom Amt für Familien, Senioren, Jugend und Soziale: dort ist die Kommunale Sozialarbeit angegliedert. Alle betonten die Wichtigkeit der ehrenemtlichen Helfer.
Die Aufnahme von Flüchtlingen in dieser großen Zahl stelle nicht nur die Stadtverwaltung vor große Aufgaben – sondern noch viel mehr die ganze Stadtgesellschaft, hatte eingangs der Info-Veranstaltung Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard betont. Der OB: „Wir haben die Pflicht, das Beste daraus zu machen!“
Er empfahl: „Lassen Sie sich auf die Menschen ein, die jetzt zu ihren Nachbarn werden! Integration ist schwierig, aber ohne Integration wird alles viel schwieriger.“ Auf Fragen der Anwohner antworteten auch Carmen Harmand, die Leiterin des Amtes für Bildung und Sport, sowie Katja Hoger als Rektorin der Waldschule und Bernhard Deigert als Vorstandsmitglied der TSG Weinheim.
Anfangs hatte Bernd Kütscher, der Direktor der „Bäcker-Akademie“ und „Hausherr“ des Abends seine Sicht der Dinge geschildert. Das Bäckerhandwerk und andere Berufe suche dringen Fachkräfte und Auszubildende, so gesehen sei die Einwanderung von Flüchtlingen eine große Chance für die von demografischen Wandel betroffene Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. OB Bernhard bedankte sich: „Es freut mich, dass Sie in puncto Offenheit und Optimismus mit gutem Beispiel vorangehen. Das ist wichtig, denn Sie beweisen, wie man an das Flüchtlingsthema herangehen kann, ja, wie ich denke, muss: Nämlich konstruktiv.“
Info: „Aus Flüchtlingen werden Menschen von nebenan.“ So heißt eine Informationsbroschüre, die von der Stadt Weinheim zur Ankunft der Flüchtlinge in einer kommunalen Anschlussunterbringung herausgebracht hat. Das Heft ist im Bürgerbüro und allen öffentlichen Dienststellen der Stadt erhältlich.