Exkursion des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde

Pfälzer in Bayern

Kaiserslautern, München –

Über 30 Pfälzerinnen und Pfälzer begaben sich auf Einladung des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde auf die Suche nach pfälzisch-bayerischen Verbindungen in der Hauptstaat des Freistaats.

Das Institut bat die besondere Exkursion im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums zum Bezirkstag Pfalz an, das der Bezirksverband Pfalz in diesem Jahr begeht und zu vielen Gelegenheiten mit seinen Einrichtungen feiert.

Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, trat nach dem Tod des bayerischen Kurfürsten 1777 dessen Nachfolge an und verlegte im darauffolgenden Jahr seine Residenz von Mannheim nach München. Die bayerischen Kurfürsten und ab 1806 Könige entstammten somit einer pfälzischen Linie des Hauses Wittelsbach. Weitere Beziehungen zwischen Bayern und Pfalz ergaben sich, als das als „Rheinkreis“ bezeichnete linksrheinische Gebiet 1816 dem Königreich Bayern zugesprochen wurde – ein Vorgang in dessen Folge auch der „Landrath“ als Vorgänger des Bezirkstags Pfalz entstand, der bis heute die Pfalz maßgeblich prägt.

Die Reisegruppe stieß etwa beim Besuch der Schatzkammer sowie des Museums der Münchner Residenz auf die Spuren der pfälzisch-bayerischen Verflechtungen. So brachte der Kurpfälzer Karl Theodor den Hausschatz der pfälzischen Wittelsbacher mit nach München, der dort mit 600 Stücken weiterhin beheimatet ist. Die Prunkstücke aus der Pfalz gibt es in der Schatzkammer zu bewundern, darunter etwa – als eines der wertvollsten Exponate überhaupt – die sogenannte „Pfälzische Krone“, die Blanca von England (1392-1409) bei ihrer Heirat mit dem späteren pfälzischen Kurfürsten Ludwig III. als Mitgift mit in die Pfalz gebracht hatte; sie gilt als die älteste erhaltene Krone aus England.

Dr. Dirk Klose, Geschäftsführer des Landesverbands der Pfälzer in Bayern, führte mit besonderem Blick für die pfälzisch-bayerischen Aspekte der Geschichte durch die beeindruckenden Räume der Residenz. Der Landesverband ist die Dachorganisation mehrerer Vereine, die sich darum bemühen, die lange gewachsenen Beziehungen zwischen Bayern und Pfalz zu pflegen. Ursprünglich diente der Landesverband dem Ziel, die Pfalz nach der Schaffung des Landes Rheinland-Pfalz wieder zu Bayern zurückzuholen. Ein entsprechendes Volksbegehren scheiterte allerdings 1956. Gerne führte der aus Speyer stammende Klose die Gruppe auch in die unweit des Residenz Museums gelegene Pfälzer Residenz Weinstube, die größte Gastwirtschaft ihrer Art außerhalb der Pfalz, wo seit 1950 feste und flüssige Köstlichkeiten aus der Pfalz serviert werden.

 

Während sich die bayerischen Monarchen während der Wintermonate vor allem in der Hauptstadt-Residenz aufhielten, verbrachten sie die Sommermonate gerne in Nymphenburg. Dass hier weniger repräsentiert, dafür mehr gefeiert wurde, lässt das Schloss nicht weniger prächtig erscheinen, wie die Besucherinnen und Besucher bei der Führung durch die prunkvoll ausgestatteten Räume feststellen konnten. Zu diesen gehören etwa das Geburtszimmer Königs Ludwigs II. oder das Schreibkabinett Karl Theodors.

 

Zurück in der Stadt, führte Roland Paul, Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, über den Alten Südfriedhof unweit des Sendlinger Tors. Hier, auf dem einstigen „Prominenten-Friedhof von München“, fanden auch viele Funktionsträger und Künstler, die aus der Pfalz stammten oder in der Pfalz wirkten, ihre letzte Ruhe. Johann Baptist von Zenetti (1785-1856) etwa war bayerischer Verwaltungsbeamter und später Regierungspräsident von der Pfalz, sein Sohn Arnold Ritter von Zenetti wurde 1824 in Speyer geboren und war später Stadtbaumeister von München.

 

Auch Anton Freiherr von Cetto (1756-1847) war Pfälzer, kam aus Zweibrücken und machte in Bayern Karriere als Diplomat. Franz von Kobell, Spross einer kurpfälzischen Familie, schrieb Erzählungen sowohl in kurpfälzischer und bayerischer Mundart. Sein bekanntestes Werk ist die „Gschicht vom Brandner Kasper“, nebenbei gilt er auch als Begründer der pfälzischen Mundartdichtung. Johann Christian von Mannlich, Hofmaler unter Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, der seinen Fürsten später auch nach München folgte, liegt ebenfalls auf dem Alten Südfriedhof begraben. Sein Grabmal steht wie viele andere für pfälzisch-bayerische Biografien und spiegelt die lange gemeinsame Geschichte der beiden Regionen wider.

Roland Paul erläutert pfälzisch-bayerische Biografien auf dem Alten Südfriedhof Foto: Bezirksverband Pfalz
Roland Paul erläutert pfälzisch-bayerische Biografien auf dem Alten Südfriedhof Foto: Bezirksverband Pfalz

Das Bewusstsein um dieselbe aufrecht zu erhalten, sei die Funktion der Pfalzbeauftragten, erläuterte die Inhaberin dieses Amtes, Angelika Kaus, in der bayerischen Staatskanzlei. Das Nebenamt im Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst wurde – wie der Landesverband der Pfälzer in Bayern – Anfang der 1950er vor dem Hintergrund einer möglichen Wiedervereinigung der Pfalz mit Bayern eingerichtet.

In der Staatskanzlei, erläuterte Kaus, sei man sich der gemeinsamen Historie bewusst; so ziere der Pfälzer Löwe eine der Säulen, die die große Kuppel des Gebäudes tragen. Auch auf sehr praktisch orientierte Zusammenhänge wies sie hin, wie auf die Bayern-Pfalz-Stiftung, die finanzielle Unterstützung für junge Pfälzerinnen und Pfälzer bei ihrer Ausbildung in Bayern bietet. Sie gab den Besucherinnen und Besucher aus der Pfalz den Wunsch mit auf den Weg, „dass Sie die gemeinsame Geschichte Bayerns und der Pfalz in ihrem Herzen tragen.“