Mannheim – Mannheimer Schulen, die sich auf den Weg zum Ganztagsunterricht machen wollen, können sich nun an klaren und transparenten Strukturen orientieren: Auf Basis der neuen Landesgesetzgebung entwickelte die Verwaltung in enger Zusammenarbeit mit den Schulgemeinschaften der sechs Modell-Ganztagsgrundschulen und Cordula Rößler, geschäftsführende Schulleiterin der Mannheimer Grundschulen, ein pädagogisches Rahmenkonzept und definierte damit verlässliche Standards für den Ausbau von Ganztagsgrundschulen. Innerhalb dieses Rahmens können Schulen ein individuelles, schuleigenes Ganztagsschulkonzept ausgestalten.
„Der stetig steigende Bedarf an ganztägiger Schulkindbetreuung belegt deutlich, dass Eltern über die inzwischen gut ausgebaute Betreuung im Elementarbereich hinaus eine sehr gut ausgebaute Betreuungsstruktur im Grundschulbereich erwarten“,
unterstreicht Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb die gewachsenen gesellschaftlichen Anforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um Bildungsungleichheiten abzubauen, Talente und das Zusammenleben verschiedener Kulturen zu fördern, legte die Stadt Mannheim ein pädagogisches Rahmenkonzept sowie aktualisierte Standards für den Ausbau von Ganztagsgrundschulen vor, das im Ausschuss für Bildung und Gesundheit nun mit positivem Votum angenommen wurde.
Bedarfsgerechte Kinderbetreuung in Mannheim
„Unser Ziel ist es, eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung für ganz Mannheim zu schaffen“,
ist Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb entschlossen.
„Um Bildungsgerechtigkeit für alle Mannheimer Kinder herzustellen, gilt es vor allem, den Bildungserfolg der Kinder von deren sozialer Herkunft zu entkoppeln.“
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, verankerte die Landesregierung den Ganztagsbetrieb für Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen im Schulgesetz Baden-Württemberg. Die Novellierung des Schulgesetzes im Jahr 2014 schuf dafür einen verlässlichen recht¬lichen Rahmen mit der Zielsetzung, 70 Prozent aller Grundschulen bis 2023 zu Ganztagsschulen auszubauen.
Hand in Hand mit den sechs bereits bestehenden Ganztagsschulen und Eltern entwickelte die Stadt ihre Konzeption, die darauf abzielt, stets in Einzelfallbetrachtungen der jeweiligen Schule und unter Berücksichtigung der Mannheimer Sozialraumtypologie, Ganztagsgrundschulen in verbindlicher oder in Wahlform künftig als Regelschulen zu etablieren und stadtweit eine gleichwertige Ausstattung der Grundschulen sicherzustellen.
„Grundschulen mit Ganztagsbetrieb nehmen die Bedürfnisse aller Kinder in den Blick und können ihnen vielfältige Lern- und Entwicklungsangebote bieten“,
ist Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb von dem Rahmenkonzept überzeugt.
„Sie setzen in einer frühen Phase der Bildungsbiografie an und stellen die Weichen für deren Erfolg.“
Ein Schlüssel dazu sei die so sichergestellte, pädagogisch sinnvolle Rhythmisierung des Schulalltags:
„Neben der Vermittlung schulischer Basiskompetenzen bietet der rhythmisierte Ganztagsunterricht die notwendige Ausgewogenheit zwischen Konzentrations- und Entspannungsphasen sowie ausreichend Zeit, um individuelle Begabungen und Interessen gezielt zu fördern.“
Familien werden entlastet, Teilhabechancen verbessert
Da diese Organisation des Schulalltags bereits Lern- und Übungszeiten beinhaltet sowie Zeiträume zum individuellen Lernen vorgesehen sind, entfallen die traditionellen Hausaufgaben, was zu einer deutlichen Entlastung der Familien führt.
„Ganztagsschulen bieten modernen pädagogischen Ansätzen den notwendigen Raum und ermöglichen so selbstorganisierten, individuellen und praxisorientierten Unterricht“,
erläuterte Dr. Freundlieb.
„In Ganztagsschulen werden die Stärken eines jeden Kindes leichter erkannt, gefordert und in Neigungsgruppen und Vertiefungsstunden auch gefördert.“
Mannheim verfügt insgesamt über 33 Grundschulen. Sechs davon befanden sich als Ganztagsgrund¬schulen bereits im Schulversuch, fünf Schulen gestalten ihren Schulbetrieb nach der gebundenen und eine in offener Form, allesamt nehmen sie zum Schuljahr 2016/2017 den Ganztagsbetrieb nach neuer Landesgesetzgebung auf.
„Die Ausstattung der Ganztagsschulen in Mannheim soll durch ein Basis-Modell grundsätzlich einen verlässlichen Rahmen bieten und stadtweit vergleichbar sein“,
erklärte Lutz Jahre, Leiter des Fachbereiches Bildung.
„Zudem besteht die Möglichkeit, Schulen je nach Sozialraum mit zusätzlichen Ressourcen zu versorgen, um diese bei den besonderen pädagogischen Herausforderungen angemessen zu unterstützen.“
Mit dem Ziel, bessere Bildungs- und Teilhabechancen zu schaffen, strebt die Verwaltung an, den Ganztagsunterricht in verbindlicher Form, also mit verpflichtender Teilnahme am Ganztagsbetrieb, vor allem in den Sozialräumen IV und V mit besonders großen sozialen Herausforderungen auszubauen. Um dem hohen Betreuungsbedarf in den Sozialräumen I und II nachzukommen, ist dort der Ganztagsbetrieb in Wahlform angestrebt.
„Für den künftig möglichen Ganztagsbetrieb erhält die Schule pro Schülergruppe zwölf zusätzliche Wochenstunden“,
so Jahre. Das neue Gesetz ermöglicht zukünftigen Ganztagsgrundschulen außerdem, bis zu 50 Prozent dieser zugewiesenen Lehrerwochenstunden zu monetarisieren.
„Dieses Budget kann in außerschulische Bildungsangebote investiert werden und trägt so zu einem Professionenmix, einer zusätzlichen Flexibilisierung sowie einer deutlicheren Ausgestaltung des schuleigenen Profils bei“,
fügte der zuständige Fachbereichsleiter an.
„Durch diese Bündelung an Maßnahmen sollen bildungsbenachteiligte Kinder in ihren Bildungsbestrebungen intensiv unterstützt und Kinder mit besonderen Kompetenzen in deren Entwicklung angemessen gefördert werden“,
ergänzte die Bürgermeisterin.
„Mit diesem Modell entwickelte die Stadt aus der Vielzahl an Möglichkeiten der Gesetzesvorgabe einen Mannheimer Standard und legte damit ein mit städtischem Personal und städtischen Mitteln unterstütztes Konzept vor, das für Schulen Planungssicherheit und Eltern Verlässlichkeit schafft.“