Karlsruhe – Momentan seien die deutsch-russischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt: „Was wir jetzt noch tun können ist, auf kommunaler Ebene gegenzusteuern“, resümierte Matthias Platzeck, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums, fast schon resigniert. Dabei trage nicht nur eine Seite die Schuld, jeder müsse bei sich analysieren, was schief lief. Grundlegend falsch sei es, anhand des Gedenktages am 22. Juni (Einmarsch der Nazis 1941 in Russland) Militärmanöver an der europäischen Außengrenze durchzuführen oder wie letztes Jahr am gleichen Datum, die Sanktionen gegen Russland zu verlängern.
Tenor der Kommunalkonferenz am 7. Juni in Moskau war denn auch, dass derzeit nur noch zwischen den Städten und Gemeinden gute Beziehungen existieren. Und hier ragen Karlsruhe und seine südrussische Partnerstadt beispielhaft heraus, wie auch aus dem Untertitel des Treffens „Auf dem Weg von Karlsruhe 2015 nach Krasnodar 2017“ hervorgeht. Den beiden Städten für ihre Arbeit, geleistet von Freundesgesellschaft und Verwaltung, gratuliert hatte auch der stellvertretende Forumsvorsitzende Martin Hoffmann. Ursprünglich war nach der letzten 2015 erst zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft eine weitere Zusammenkunft geplant.
Die etwa 250 Teilnehmenden aus rund 50 Kommunen wollten aber bereits jetzt vor dem Hintergrund der von allen bedauerten schlechten politischen Großwetterlage „den Schwung aus der Karlsruher Veranstaltung von 2015 mitnehmen“, berichtete als Teilnehmer der städtische Hauptamtschef Martin Wiederkehr. Sorge bereite, dass auf die Gefahr hingewiesen wurde, nun nicht in einen bewaffneten Konflikt zu schlittern. Die Konferenzteilnehmenden setzten dagegen auf „Volksdemokratie“, auf die „Freundschaft von unten“, so EB Wolfram Jäger. Dazu zählen etwa Hospitationen von Ärzten und Pflegenden im Klinikum. Schüleraustausche, Sport- und Kulturveranstaltungen wie jüngst der von mitreißenden Konzerten geprägte Besuch des Karlsruher Jugendorchesters in Krasnodar. Als praktisch zu lösenden Probleme standen etwa Visaerleichterungen, zumindest für Besuchsgruppen, oder die tatsächliche Bürgerbeteiligung in Russland ganz oben auf der Agenda.