Heidelberg – Der Stadtteil Boxberg wird ein Stadtteilmanagement bekommen. Das hat der Heidelberger Gemeinderat am 16. Juni 2016 einstimmig beschlossen.
Ziel ist es, den Boxberg gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in sozialer, kultureller, ökonomischer und städtebaulicher Hinsicht weiterzuentwickeln. Das Stadtteilmanagement soll für die Dauer von zunächst fünf Jahren vor Ort eingerichtet und von einem erfahrenen externen Träger betrieben werden.
Stadtverwaltung und Gemeinderat stützen sich bei diesem Beschluss auf die Empfehlung eines Gutachtens, das im Mai dieses Jahres erstmals im Bezirksbeirat Boxberg öffentlich vorgestellt und vom Büro Weeber + Partner aus Stuttgart erarbeitet wurde. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass mithilfe eines Stadtteilmanagements die Wohn- und Lebensqualität auf dem Boxberg deutlich verbessert werden kann: Bestehende Einrichtungen könnten besser vernetzt und neue Kultur-, Bildungs- und Freizeitangebote sowie generations- und konfessionsübergreifende Projekte entwickelt werden. Auf diese Weise könne das bürgerschaftliche Engagement gestärkt, die Quartiersidentität gefördert und das Gemeinwesen ausgebaut werden.
„Mit dem Stadtteilmanagement haben wir ein hervorragendes Instrument zur Hand, um die Potenziale des Boxbergs zu wecken und gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu entwickeln“,
sagt Joachim Hahn, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Heidelberg:
„Ziel ist es, die Potenziale und Kräfte im Stadtteil zu bündeln, Netzwerke aufzubauen und die Eigeninitiativen der Menschen vor Ort zu unterstützen. So wollen wir die Stärken des Boxbergs hervorheben und für den Stadtteil nutzen. Im Nachbarstadtteil Emmertsgrund hat sich das Stadtteilmanagement bereits bewährt: Wir konnten hier viele positive Entwicklungen anstoßen. Im Hasenleiser haben wir ein Quartiersmanagement eingerichtet, das seit Anfang 2016 immer mehr Fahrt aufnimmt.“
Wie geht es weiter?
Als Erstes soll die Trägerschaft für das Stadtteilmanagement Boxberg ausgeschrieben werden. Hierfür müssen bestimmte Fristen eingehalten werden, außerdem müssen zunächst die erforderlichen Mittel im kommenden Doppelhaushalt 2017/2018 bereitgestellt werden. Es wird daher voraussichtlich bis Mitte 2017 dauern, bis das Stadtteilmanagement Boxberg vor Ort präsent sein kann. Eine der ersten Aufgaben des Stadtteilmanagements wird eine aktivierende Anwohnerbefragung sein. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Boxbergs soll dann ein Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil erarbeitet werden.
Um verwaltungsintern die Aktivitäten auf dem Boxberg aufeinander abzustimmen und zu begleiten, soll auch das Team der Koordinierungsstelle Soziale Stadtteilentwicklung beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik personell verstärkt werden. Vorbehaltlich der Mittelbereitstellung im Haushalt kann die Koordinierungsstelle spätestens zur Einrichtung des Stadtteilmanagements vor Ort ihre Arbeit für den Boxberg aufnehmen. Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle zählen die Umsetzung eines Integrierten Handlungskonzepts für den Boxberg, die Koordination der städtischen Aktivitäten, die Akquise von Fördermitteln und die inhaltliche Begleitung des Stadtteilmanagements Boxberg.
Boxberg – ein Stadtteil im Umbruch
Der Boxberg ist ein Stadtteil im Umbruch. In den 1960er Jahren als erste große Stadterweiterung nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, ging die Einwohnerzahl der „Waldparksiedlung“ in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück. Seit 2011 hat sich die Einwohnerzahl auf einem niedrigen Niveau stabilisiert, aktuell liegt sie bei rund 4.000. Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner leben gerne auf dem Boxberg. Sie nehmen aber wahr, dass ihr Stadtteil in der Gesamtstadt einen schlechten Ruf hat.
Eine ruhige Lage, günstige Mieten und viel Grün und Freiräume kennzeichnen laut Gutachten das Wohnen auf dem Boxberg. Während die soziale Infrastruktur und die Verknüpfung mit dem Nachbarstadtteil Emmertsgrund insgesamt als gut bewertet werden, mangelt es an generations- und konfessionsübergreifenden öffentlichen Treffpunkten. Hinzu kommen der Sanierungsstau bei den Wohngebäuden sowie die eingeschränkte Funktionsfähigkeit des Nahversorgungszentrums Iduna-Center.
Darüber hinaus gibt es hinsichtlich der Siedlungs- und Sozialstruktur im Stadtteil große Unterschiede: In Boxberg-West finden sich vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser, die Wohndauer ist sehr lang und das Durchschnittsalter der Bevölkerung hoch. In Boxberg-Ost dagegen dominieren Geschosswohnungen und die Einwohnerinnen und Einwohner sind relativ jung. Diese Unterschiede zu überbrücken und positiv zu nutzen, wird ebenfalls eine große Herausforderung für das künftige Stadtteilmanagement sein.