Frankfurt am Main – Der Stadtschreiber von Bergen-Enkheim 2016/2017 heißt Sherko Fatah. Mit dem 51-jährigen Berliner zeichnet die Jury einen Schriftsteller aus, der in seinen bislang sechs Romanen auf überzeugende und einzigartige Weise Grenzgebiete erkundet, geografische ebenso wie solche zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Stellung und Erfahrung, aber auch Grenzgebiete zwischen Innen- und Außenwelten, zwischen gerade noch Sag- und Erzählbarem und dem, was sich der Sprache entzieht. Die meisten Romane von Sherko Fatah spielen implizit oder explizit im Irak und den umliegenden Ländern.
Invasion, Krieg, Gewalt und Folter sind allgegenwärtig in Fatahs Romanen. Aber weit davon entfernt, das Geschehen von aussen zu erklären oder uns einen Überblick zu verschaffen, fokussiert Sherko Fatah ganz auf die Wahrnehmungen seiner Protagonisten. Oft sind es zwei Männer, die einander fremd gegenüberstehen und doch aufeinander angewiesen sind, die bei aller Unterschiedlichkeit etwas miteinander verbindet. Wie etwa den Übersetzer Osama und den deutschen Helfer Albert, die beiden Hauptfiguren aus Fatahs jüngstem Roman „Der letzte Ort“.
Als 43. Amtsinhaber wird Fatah für ein Jahr im Stadtschreiberhaus in Bergen wohnen und arbeiten können. In Bergen-Enkheim wurde vor über 40 Jahren das symbolische Amt „Stadtschreiber“ erfunden, das mittlerweile Schule gemacht hat und von zahlreichen anderen Städten in Deutschland aufgegriffen wurde. Der Stadtschreiberjury gehören Fachjuroren und Bürgerjuroren an.
Der Literaturpreis wird am Freitag, 2. September, um 19 Uhr im Festzelt auf dem Berger Marktplatz verliehen. Außer dem Wohnrecht im Stadtschreiberhaus erhält der Stadtschreiber ein Preisgeld von 20.000 Euro. Veranstalter sind die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim und der Ortsbeirat Bergen-Enkheim.