Wiesbaden – Mit 37.500 Euro ist der Carol-Nachman-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für Rheumatologie einer der höchstdotierten Medizinpreise der Bundesrepublik. Ein französischer und ein amerikanischer Forscher haben in diesem Jahr die begehrte Auszeichnung erhalten. Mit der Carol-Nachman-Medaille der Landeshauptstadt Wiesbaden für Rheumatologie, die mit 2.500 Euro dotiert ist, wurde eine deutsche Forscherin geehrt.
Am Freitag, 1. Juli, hat Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich den Carol-Nachman-Preis an den französischen Forscher Professor Maxime Dougados, M.D., Paris, und an den amerikanischen Forscher Professor George C. Tsokos, Boston, übergeben. Der bundesweit höchstdotierte Preis auf dem Gebiet der Rheumatologie, der zu gleichen Teilen an die beiden Wissenschaftler geht, wird in Anerkennung hervorragender innovativer Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet verliehen. Er dient der Förderung der klinischen, therapeutischen und experimentellen Forschungsarbeit.
Das Kuratorium des Carol-Nachman-Preises würdigte Professor Dougados für seine Verdienste um die Erforschung der Spondyloarthritiden, einem Formenkreis chronisch-entzündlicher Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen.
„Als klinischer Forscher und Rheumatologe wirkte er an entscheidender Stelle an den Klassifikationskriterien der Spondyloarthritiden, (ESSG und ASAS) mit. Sein Name steht für die epidemiologische Erforschung des Verlaufs (Outcome), der Therapie und der Begleiterkrankungen verschiedener rheumatischer Erkrankungen. Er entwickelte spezielle Methoden, um bei Patienten mit Spondyloarthritis die Funktion, Krankheitsaktivität und Remission (Krankheitskontrolle) sowie das Therapieansprechen zu messen. Diese wissenschaftlichen Werkzeuge machten die großen Studien mit neuen Medikamenten bei Morbus Bechterew und anderen Spondyloarthritiden möglich. Professor Dougados war Gründungsmitglied der internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften OMERACT und ASAS. Sein Engagement für die europäische Rheumatologengesellschaft mündete in seine Präsidentschaft der EULAR von 2011-2013“,
heißt es im Urkundentext.
Professor Tsokos wird für die Aufdeckung molekularer Mechanismen geehrt, die eine bestimmte Immunantwort des menschlichen Körpers auslösen. Sie spielen bei der Entstehung und Entwicklung des systemischen Lupus Erythematodes, einer rheumatischen Erkrankung, eine entscheidende Rolle.
„Die Untersuchungsergebnisse von Professor Tsokos unterstreichen einmal mehr die bekannte Schwierigkeit einer effektiven Therapie und bereiten andererseits die Möglichkeiten vor, eine für den einzelnen SLE Patienten notwendige spezifische Medikation in der Zukunft zu entwickeln“,
wird im Urkundentext ausgeführt.
Das zwölfköpfige Kuratorium, dem anerkannte Mediziner aus dem Bereich der Rheumatologie sowie Vertreter der Stadt Wiesbaden angehören, entschied sich außerdem für Professor Dr. rer. pol. Angela Zink, Berlin, als Trägerin der Carol-Nachman-Medaille. Die Carol-Nachman-Medaille wird für besondere Verdienste um die Rheumatologie und zur Würdigung des Lebenswerkes international anerkannter Rheumatologen verliehen.
„Frau Professor Zink widmet Ihr wissenschaftliches Denken und Leben den Versorgungsproblemen von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und deren sozioökonomischer und klinischer Bedeutung für die internistische Rheumatologie. Die Bandbreite ihrer Arbeiten in der Versorgungsforschung umfasst nicht nur die detaillierte Analyse von Defiziten sondern auch die Effekte einer optimierten Therapie für die Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Ihr Wirken hat daher auch einen essenziellen Anteil im Streben der deutschen Rheumatologie nach einer Verbesserung der Versorgung für betroffene Patienten und deren Angehörige“,
beschreibt das Kuratorium die Verdienste der deutschen Forscherin, deren besonderes Anliegen die Verbesserung der Versorgung von Patienten ist.
Die Auszeichnungen wurden während einer Feierstunde im Großen Festsaal des Wiesbadener Rathauses überreicht. Als Festredner konnte in diesem Jahr der Journalist Wolf von Lojewski gewonnen werden. Er sprach zu dem Thema „Die Presse- und Meinungsfreiheit im Zeitalter der sozialen Medien“.
Die Auszeichnungen tragen den Namen ihres Stifters, des langjährigen Spielbank-Konzessionärs und Wiesbadener Ehrenbürgers, Carol Nachman. Seit 1972 wurde der Preis, inklusive der diesjährigen Preisträger, an 74 international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. Auch nach dem Tod des Preisgebers hat die Spielbank Wiesbaden weiterhin die finanzielle Ausstattung übernommen. Im Laufe der Jahre hat das Casino weit mehr als 1.5 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Unterstützt wird der Carol-Nachman-Preis zudem von AbbVie Deutschland. Als patientenzentriertes BioPharma-Unternehmen stellt AbbVie nicht nur innovative Arzneimittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen zur Verfügung, sondern fördert auch herausragende Forschungsleistungen, die zu einem tieferen Verständnis der Erkrankung und somit zu einer verbesserten Versorgung von Rheumapatienten führen.