Frankfurt. Er wirkte angestrengt und angespannt. Der Druck war Sebastian Kienle über die gesamte Rennwoche hinweg anzumerken. Nach 7 Stunden, 52 Minuten und 43 Sekunden war die Last am Sonntagnachmittag plötzlich weg.
Der IRONMAN European Champion von 2014 überquerte als erster Athlet die Ziellinie auf dem Frankfurter Römer und fand nach kurzer Verschnaufpause seine zuletzt so gut verborgene Lockerheit wieder:
„Ich fühle mich so, als hätten mich gerade 3000 Engel begleitet. Irgendwann bin ich dann eben in der Himmelspforte eingeschlagen. Am Ende waren einfach nur noch Luft und Wille im Tank.“
Es war alles andere als ein optimaler Rennverlauf für den Weltmeister von 2014, Sebastian Kienle. Den Mann aus Knittlingen plagten bereits vor dem Start technische Probleme an seinem Rad, die sich auch später noch einmal kurzzeitig wiederholen sollten.
Auch das Schwimmen im Langener Waldsee verlief für den 32-jährigen alles andere als optimal. Kienle stieg mit über vier Minuten Rückstand auf die Führenden als 51. auf das Rad, den er im Verlauf der 180 Kilometer langen Strecke in einer Mammutleistung zufuhr und damit auch den Mitfavoriten Andi Böcherer einfing. In Kienle.das zeigte sich auf einmal überraschend klar, steck noch sehr viel Kienle.
Die beiden Deutschen wechselten nahezu zeitgleich auf die Marathon-Laufstrecke, in der Kienle seiner Linie treu blieb und dem Verfolgerer Böcherer zunehmend davonlief. Nach einer konstant starken Laufleistung machte der Vorjahreszweite seinen zweiten Sieg in Frankfurt in neuer persönlicher Bestzeit von 07:52:43 perfekt. Kienle unterbot damit seine Siegeszeit in Frankfurt von 2014 um 2 Minuten und 31 Sekunden.
Den dritten Platz hinter Böcherer sicherte sich der Spanier Eneko Llanos, der das Rennen 2013 gewonnen hatte.
Von Unzufriedenheit konnte bei Böcherer aber keine Spur sein:
„Ich hatte das feste Ziel, hier zu gewinnen. Aber nach einem solchen Fight gegen Sebastian ist ein zweiter Platz super wertvoll.“
Früher Ausstieg von Ryf
Einen Knalleffekt gab es früh im Rennen der Damen. Die amtierende IRONMAN-Weltmeisterin Daniela Ryf musste bereits nach wenigen Radkilometern aufgeben:
„Ich bin zitternd aus dem Wasser gekommen und habe mich nie mehr erholt.“
Stattdessen ging Lokalmatadorin Natascha Schmitt in die Offensive und übernahm die Führung, zunächst gefolgt von der australischen Mitfavoritin Melissa Hauschildt (AUS) und der starken Darmstädterin Daniela Sämmler.
Die laufstarke Australierin übernahm jedoch im dritten Wettkampfteil schnell die Initiative und distanzierte nicht nur Sämmler, sondern fing auch Natascha Schmitt ab, die nach einem starken Rennen zunehmend von körperlichen Problemen geplagt war. Mel Hauschildt feierte schließlich ihren ersten Sieg in Frankfurt. Sämmler sicherte sich Rang drei Rang hinter Katja Konschak. Schmitt wurde Vierte.
„Es war ein unglaublich hartes Rennen. Ich war am Ende meiner Reserven und bin froh, den Vorsprung noch ins Ziel gebracht zu haben. Die Stimmung entlang der Strecke war fantastisch. Hier zu gewinnen ist ein Privileg“,
freute sich Hauschildt.
Im Rahmen der Mainova IRONMAN European Championship wurde auch die DTU Deutsche Meisterschaft auf der Langdistanz ausgetragen, die sich Konschak und Kienle sichern konnten.
Große Triathlon-Party
Insgesamt gingen 2.800 Athletinnen und Athleten bei 15 Grad Luft- und 23 Grad Wassertemperatur am Langener Waldsee an den Start. Geschätzt 250.000 Zuschauer verfolgten das Rennen.
Björn Steinmetz, Managing Director IRONMAN Europe zog ein positives Fazit:
„Die Mainova IRONMAN European Championship Frankfurt 2016 hatte alles zu bieten, was zu einer gelungenen Jubiläumsveranstaltung gehört: Spannende Wettbewerbe für die Fans und Zuschauer, die auch trotz einsetzenden Regens die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lautstark anfeuerten. Das Rennen war eine starke Visitenkarte für die Stadt und so etwas motiviert sehr in Hinblick auf die 16. Ausgabe am 9. Juli 2017.“
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