Ludwigshafen: City West – die Stadtstraße: Angenehme Wege, grüne Plätze?

Auswertungsbericht der Bürgerbeteiligung wird stadträtlichen Gremien übergeben

Ludwigshafen – Wie kann das Umfeld der Stadtstraße angenehm und grün gestaltet werden und was ist Bürgerinnen und Bürgern dabei besonders wichtig? Der nun vorliegende 79-seitige Auswertungsbericht zeigt auf, was Bürgerinnen und Bürger bei der künftigen Planung wichtig ist und welche Planungsideen weiter verfolgt werden sollten. Er wird heute in einer gemeinsamen Sitzung von Bauausschuss, Stadtent-wicklungsausschuss sowie den Ortsbeiräten der Südlichen und der Nördlichen Innenstadt den politischen Gremien zur weiteren Beratung übergeben. Im September wird sich der Stadtrat mit der Stadt- und Grünplanung zu City West befassen.

Die Auswertung der Beteiligungsphase zu City West unter dem Motto „Angenehme Wege, grüne Plätze?“ zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger das Gesamtkonzept der Stadt- und Grünplanung mit „grünen Trittstufen vom Friedenspark bis an den Rhein“ im Allgemeinen als sinnvoll und als Mehrwert für die Stadt Ludwigshafen einstufen.
Die Dialogteilnehmerinnen und -teilnehmer haben dabei die Entwicklungspotentiale der einzelnen räumlichen Schwerpunkte, die mit den fünf Lupen gesetzt wurden, erkannt und sie haben teilweise dazu sehr konkrete Hinweise gegeben, wie diese Potentiale weiter gefördert werden können.

Zwei Zitate aus der Beteiligung:

„Wenn neue Plätze konzipiert werden, sollte auf jeden Fall eine Ausgestaltung für alle Generationen geplant werden: mit Sitzgelegenheiten, Spielgeräten, Outdoor Sportgeräten und Skulpturen oder Brunnen. Über eine frühzeitige Einbindung der Anwohner in konkrete Planungen kann eine gemeinsame Verantwortung für die Pflege von Plätzen oder Spielflächen entstehen. Eine Art Stadtteilmanagement könnte diesen Prozess in der Anfangszeit begleiten.“

„Bei der Randbebauung am Friedenspark und bei der Neubebauung überhaupt sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass nicht quer zu den Hauptwindrichtungen geschlossene Blockbebauungen hergestellt werden … Zudem das auch einen besseren Zugang zum Park schafft und für die vorbeikommenden Menschen, sei es zu Fuß, mit dem Rad oder dem Kfz, die Häuserfront entlang der Stadtstraße angenehm aufbricht und einen Blick ins Grüne ermöglicht. Das Lärmproblem muss aber beachtet und gegebenenfalls gesondert angegangen werden.“

Aber auch die unterschiedlichen Blickwinkel sind in den Diskussionsbeiträgen deutlich geworden: Einerseits wird klar, dass die diskutierten Lupen wichtige Verbindungsachsen darstellen, die durch die Grünplanung für Rad und Fußgänger attraktiver gestaltet werden sollen. Andererseits sollen diese Orte nicht zu „Transitzonen“ werden, sondern zu Orten des Aufenthalts und des urbanen Lebens.

Zitate aus der Beteiligung:

  • „… Ein Park entlang des Rheins mit viel Bäumen ist generell zu begrüßen, Fahrradweg nicht vergessen, ebenso fantasievolle Spielplätze und Kunstobjekte platzieren, Ruheplätze…“
  • „…Mehr Grün in der planerischen Gestaltung und eine aufgelockerte Bebauung wirkt wahre Wunder. Heute ist der Ludwigsplatz meist nur „Fuß-Transitzone“ zwischen Rathaus und Rhein-Galerie. Dabei ist er eine schöne und ruhige Oase inmitten der Stadt. Ich nutze die Bänke und das Café sehr oft. Der Anschluss zum Rhein ist wünschenswert… „
  • „… Allein schon die Tatsache, dass die Stadt direkt am Fluss liegt, sollte man ohnehin schon den Rhein direkt mit in die Planung für Grün- und Freizeitanlagen reinnehmen. LU heißt nicht umsonst „Stadt am Rhein …“

„Der nun vorliegende Bericht ist ein weiterer Baustein unserer intensiven Bürgerbeteiligung zu City West. Sowohl bei der Grundsatzentscheidung als auch bei folgenden Teilaspekten der Planung informieren wir die Bürgerinnen und Bürger sehr frühzeitig und kontinuierlich und bitten um Hinweise und Einschätzungen. Bereits jetzt liegen drei umfangreiche Auswertungsberichte vor. Gemeinsam mit allen Unterlagen, die wir im Internet veröffentlichen, bilden sie das Beteiligungs- und Planungsgedächtnis für City West. Jeder Schritt ist damit jederzeit nachvollziehbar, darauf legen wir großen Wert.

Wir werden diesen Weg einer nachhaltigen und konstruktiven Bürgerbeteiligung weiter gehen. Mein Dank gilt allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit ihren Ideen und Hinweisen eingebracht haben. Seit Start der Bürgerbeteiligung Ende 2013 haben über 31.000 Menschen unser Informations- und Beteiligungsangebot genutzt. Dieses Interesse ist für uns Ansporn und Verpflichtung zugleich“,

sagte Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse.

Worum ging es?

Auf der Grundlage der bestehenden Planung einer leistungsfähigen Stadtstraße und deren Umfeld hatte die Stadtverwaltung drei erfahrene Büros gebeten, Ideen dafür zu entwickeln. Einzelne Abschnitte der Stadtstraße wurden besonders unter die Lupe genommen. Teilnehmende Büros sind (in alphabetischer Reihenfolge): Agence Ter Landschaftsarchitekten aus Karlsruhe, GTL Landschaftsarchitekten aus Kassel und Olschewski LandschaftsArchitekten aus Ludwigshafen in Kooperation mit dem Büro Valentien + Valentien aus München. Alle Büros sind auf Landschafts- und Stadtplanung spezialisiert.

Bei der Diskussion um den Bau der Stadtstraße als Ersatz für die kaputte Hochstraße Nord haben Bürgerinnen und Bürger sowie der Stadtrat der Stadtverwaltung viele Hinweise mit auf den Weg gegeben: mehr Aufenthaltsqualität, nachvollziehbare und sichere Wege, eine integrierte Grünplanung, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Stadtverwaltung hat die Hinweise aus der Bürgerschaft gebündelt und zusammen mit den Aufträgen aus der Politik in einen Aufgabenkatalog für die Büros gepackt.

Diese wurden gebeten, Vorschläge und Ideen für eine Gesamtstrategie sowie für einzelne wichtige Orte und Plätze, so genannte Lupen, zu entwickeln. All dies stand vier Wochen lang öffentlich zur Diskussion.

Waren die Ideen der Planer nachvollziehbar?

Mit Blick auf die Entwürfe der drei Planungsbüros zeigt die Auswertung der Beteiligungsphase, dass pro Lupe unterschiedliche Entwurfs- und Gestaltungsideen als nachvollziehbar eingeschätzt wurden. Besonders hervorzuheben sind:

  • Die Gestaltung der Rheinpromenade als Grünfläche mit Rad- und Fußwegen sowie als Verbindung zwischen Rhein-Galerie und dem Stadtteil Süd. Dieser Ansatz wurde bei allen drei Büros verfolgt.
  • Die Erweiterung des Friedensparks und die Errichtung von offenen Wohnstrukturen als Abschirmung gegenüber der Stadtstraße. Hier wurden von allen Büros Vorschläge gemacht.
  • Im Hinblick auf den Entwurf von GTL wurde das Beleuchtungskonzept begrüßt, insbesondere was die Vermeidung von Angsträumen und die Steigerung des Sicherheitsgefühls angeht. Darüber hinaus wurde die von GTL vorgeschlagene Rücksetzung der Bebauung und damit die Verbreiterung der Stadtstraße an verschiedenen Stellen hervorgehoben. Daraus ergeben sich neue Gestaltungsräume für die Grünplanung.
  • Im Hinblick auf den Entwurf des Büros Agence Ter wurde angemerkt, dass er im Friedenspark die größte Erweiterung von Grünflächen vorsieht. Außerdem gingen die Bürgerbeiträge positiv auf den Vorschlag einer offenen Passage durch das Rathaus-Center ein.
  • Im Hinblick auf den Entwurf des Büros Olschewski mit Valentien + Valentien wurde der Vorschlag einer umschlossenen Bebauung des Carl-Wurster-Platzes positiv bewertet, da er die Aufenthaltsqualität des Platzes durch eine Umbauung fördert.

„Stadt- und Landschaftsplanung sind – zumindest in dieser frühen Phase – sehr abstrakte Planungsverfahren, in die man sich einlesen und regelrecht einarbeiten muss. Die Auswertung der Zugriffe im Internet zeigt, dass sich Menschen sehr intensiv informiert und sich dafür wirklich Zeit genommen haben. Die Hinweise, die wir erhalten haben, zeigen, dass sich Bürgerinnen und Bürger intensiv mit der Situation vor Ort auseinandergesetzt und klare Vorstellungen entwickelt haben, welche Ansätze weiter verfolgt werden sollen. Diese Gesprächsfäden zur Stadt- und Grünplanung werden wir in Zukunft immer wieder aufgreifen, wenn die Planungen konkreter werden. Auch dann besteht die Möglichkeit, sich mit Ideen und Hinweisen einzubringen“,

erklärte Baudezernent Klaus Dillinger.

„Wir haben nun im ersten Halbjahr zwei Beteiligungsphasen abgeschlossen. Im Herbst werden wir uns in den stadträtlichen Gremien mit den Ergebnissen befassen und die notwendigen Beschlüsse fassen. Dies gilt sowohl für das ÖPNV-Angebot, die Bauzeitenplanung und das Umleitungssystem als auch für eine Weichenstellung im Hinblick auf die Stadt- und Grünplanung. Darüber hinaus bereiten wir das formale Planfeststellungsver-fahren vor, das Anfang 2017 vorgesehen ist. Damit hat die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt sind Bund und Land dringend gefragt, sich auf Grundlage unserer Fördervoranfrage definitv zur Frage der Finanzierung zu äußern“,

machte Kämmerer und Beigeordneter Dieter Feid deutlich. Die Hochstraße werde zunehmend maroder, diese zeigten auch die in der Sommerpause angesetzten Reparaturen.

„Die Hochstraße ist kaputt, allen Beteiligten sollte klar sein: Die Zeit drängt“,

so Feid.

Überblick in Zahlen

Rund 250 Besucherinnen und Besucher haben sich auf dem siebten Bürgerforum vor Ort im Pfalzbau am 23. Mai 2016 über die Entwürfe informiert. Insgesamt waren 1.149 eindeutige Besucher auf der Online-Plattform www.ludwigshafen-diskutiert.de.

Im Beteiligungszeitraum vom 23. Mai bis zum 20. Juni 2016 gingen insgesamt 331 inhaltliche Beiträge und 61 Kurzeinschätzungen zu den einzelnen Lupen beziehungsweise zum planerischen Ansatz ein. Davon gingen 325 Bürgerbeiträge in die konkrete Auswertung ein, da acht Beiträge auf der Online-Plattform Kommentare der Verwaltung waren. Die Verteilung der inhaltlichen Bürgerbeiträge nach Beteiligungskanälen zeigt, dass die meisten Beiträge (241) in diesem Verfahren über Vor-Ort-Kanäle, insbesondere das siebte Bürgerforum eingegangen sind. Weniger Beiträge wurden demnach auf der Online-Plattform abgegeben (90).

„Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass sich Bürgerinnen und Bürger während des Bürgerforums die Planungsideen erklären ließen und im unmittelbaren Gespräch mit den Planerinnen und Planern dann viele kleinteilige Beiträge abgegeben haben. Die Beiträge des Online-Dialogs sind hingegen ausführlicher und beinhalten teils detaillierte Kommentierung der Entwurfspläne“,

ordnet Julian Ermert von der Agentur Zebralog, die das Beteiligungsverfahren der Stadt Ludwigshafen begleitet, den Unterschied ein und ergänzt:

„Die Zugriffszahlen sowie die Verweildauern auf den verschiedenen Dialog- und Informationsseiten der Webseite www.ludwigshafen-diskutiert.de hingegen deuten auf ein hohes Informationsinteresse bezüglich der Planungsskizzen sowie der Diskussionsbeiträge hin.“

Sowohl Diskussions- als auch Informationsseiten wurden häufig besucht und weisen oftmals eine Verweildauer von über drei oder vier Minuten auf.

Auch die Zugriffszahlen auf die Entwürfe der verschiedenen Büros, die hohen Verweildauern auf den Informationsseiten und auch die Downloads weisen darauf hin, dass die Nutzerinnen und Nutzer sich über das Verfahren und den Planungsstand informiert haben.

Auswertungsbericht online

Der Auswertungsbericht ist online unter www.ludwigshafen-diskutiert.de verfügbar. Der wurde den stadträtlichen Gremien am Montag, 11. Juli 2016 übergeben. Im September will sich der Stadtrat mit der weiteren Stadt- und Grünplanung beschäftigen.