Südhessen/Darmstadt (ots) – In den Nächten zum Mittwoch (20.07.) und Donnerstag (21.07.) führte der Verkehrsdienst Südhessen auf den Bundesautobahnen rund um das Darmstädter Kreuz mobile Lkw-Kontrollen durch.
Schwerpunkt der Kontrollen war, auch vor dem Hintergrund der folgeschweren Lkw-Unfälle in den letzten Wochen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südhessen, die Einhaltung der Lenk-und Ruhezeiten der Lkw-Fahrer sowie die damit verbundene möglichen Manipulation von Lkw-Tachos.
In der Nacht zum Mittwoch (20.07.) ereignete sich ein Unfall mit Beteiligung eines Sattelzugs, der auf der A 67 in die Mittelleitplanke fuhr. Die Beamten vom Verkehrsdienst unterstützten hierbei die Unfallaufnahme der Polizeiautobahnstation mit ihrem Wissen.
Gaffer erhalten Post
Weiterhin erwarten in diesem Zusammenhang demnächst fünf Gaffer Post von der Bußgeldstelle, weil sie auf der Gegenfahrbahn, während der Vorbeifahrt, mit ihren Handys Fotos von der Unfallstelle machten.
14 LKWS in der Kontrolle
Insgesamt wurden in der ersten Nacht vierzehn Lkws einer gezielten Kontrolle unterzogen, hiervon waren sieben Fahrzeuge in Deutschland zugelassen und die restlichen im benachbarten europäischen Ausland.
Gesamtgeldbuße von knapp 50.000 Euro
Die Kontrolle eines in Kroatien zugelassenen Sattelzuges mit österreichischem Fahrer, ließ die Ordnungshüter besonders aufhorchen. Der Lenker des 40 – Tonners, der mit verpackter Milch aus Österreich beladen war, wollte ins Rhein-Main-Gebiet zum Abladen. Zur Kontrollzeit hatte der Fahrzeuglenker seine Fahrerkarte nicht in das EG-Kontrollgerät gesteckt. Hiermit wollte er seine Lenk- und Ruhezeitverstöße verschleiern. Bei intensiver Überprüfung wurde erkannt, dass der Fahrer tagsüber mit gesteckter Fahrerkarte und nachts ohne Fahrerkarte fuhr. So ergaben sich derart gravierende Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten, dass der Fahrer eine komplette Wochenruhezeit von 45 Stunden sofort nachholen musste.
Der Bußgeldrechner wies für diesen Fahrer eine Gesamtgeldbuße von knapp 50.000 Euro für Lenk- und Ruhezeitverstöße innerhalb von einem Monat aus. Es war klar, dass der Trucker in dieser Höhe nicht zur Kasse gebeten werden konnte. Das zuständige Bundesamt für Güterverkehr ordnete jedoch eine vorläufige Sicherheitsleistung in Höhe von 5000 Euro für den Fahrer an. Diese Sicherheit musste der Fahrer vor Weiterfahrt hinterlegen. Dem verantwortlichen Transportunternehmen droht im Nachgang eine empfindliche Geldbuße.
Weiter fiel ein übermüdeter Lkw-Fahrer aus Deutschland auf. Er befand sich knapp 26 Stunden hinter dem Lenkrad, ohne ausreichend Pause gemacht zu haben. Der Fahrer des Lastwagens war den Ordnungshütern dankbar, dass er seine neunstündige Tagesruhepause nun verordnet bekam.
In dieser Nacht wurden von den Verkehrspolizisten außerdem zahlreiche Handyverstöße, Geschwindigkeitsüberschreitungen, geringe technische Mängel an den Fahrzeugen und Verstöße bei der Ladungssicherung beanstandet.
Unbelehrbare Spedition
In der zweiten Nacht (20./21.07.) meldete sich der beanstandete kroatische Fahrer vom Vortag bei der Polizei und bat darum, ob nicht sein Kollege den Sattelzug mit der Milch zum Abladen übernehmen dürfte. Dem wurde entsprochen. Der Kollege kam zu Fuß zur Polizeidienststelle. Nach Überprüfung seiner Fahrerkarte, die keine Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten aufwies, konnte der Kollege den Sattelzug übernehmen und die Ladung löschen.
Währenddessen stellte eine Polizeistreife unweit der Dienststelle eine Sattelzugmaschine der betroffenen Spedition fest. Somit war den Ordnungshütern rasch klar, dass der Kollege zuvor mit diesem Fahrzeug anreiste. Als er den Sattelzug wieder beim Verkehrsdienst abstellte, wurde er anschließend von den Beamten beim Gang zu seinem Lkw beobachtet. Dort erfolgte dann eine erneute Kontrolle. Beim Auslesen des Tachometers seines Lkws fiel ebenfalls auf, dass der Fahrer tagsüber mit seiner gesteckten Fahrerkarte und nachts ohne Fahrerkarte fuhr.
Er musste nun seinerseits vor der Weiterfahrt eine Sicherheitsleistung in Höhe von 2000 Euro zahlen und ebenfalls eine Zwangspause einlegen.
Manipulierung des Geschwindigkeitsbegrenzer
Eine Lkw-Besatzung aus Rumänien fiel den Ordnungshütern auf, weil sie mit ihrem auf 89 km/h begrenzten Sattelzug Geschwindigkeiten bis 120 Stundenkilometer erreichte. Eine technische Manipulation konnte ausgeschlossen werden. Jedoch hatten die Fahrer den Geschwindigkeitsbegrenzer komplett deaktiviert und konnten somit die erheblichen Geschwindigkeitsverstöße begehen. Die beiden Wagenlenker mussten für dieses Verhalten ebenfalls vor Ort eine Kaution in Höhe von knapp 1500 Euro hinterlegen.
Auch in dieser Nacht wurden bei elf kontrollierten Brummis weitere Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten, Überholen im Überholverbot sowie Geschwindigkeitsüberschreitungen geahndet. Offensichtlich spüren die Lkw-Fahrer die nachts auf der Autobahn unterwegs sind nicht den Kontrolldruck der tagsüber durch Verkehrskontrollen herrscht.
Dies bestätigt die Aussage eines Fahrers gegenüber den Beamten: „Schön, dass ich nach sechs Jahren Lkw fahren in der Nacht auch mal kontrolliert werde.“
Aufgrund der festgestellten, teilweise gravierenden Verstöße sind weitere zielgerichtete Polizeikontrollen dieser Art und Weise in Planung.