Lampertheim: Belgische Eurofins-Gruppe unterzeichnet Kaufvertrag für St. Marien Krankenhaus Lampertheim

Lampertheim – Die belgische börsennotierte Eurofins-Gruppe hat mit dem insolventen Südhessischen Klinikverbund (SHK) einen Kaufvertrag für das Sankt Marien Krankenhaus in Lampertheim unterzeichnet.

„Bis Ende September 2016 sollen alle Vermögenswerte auf eine Auffanggesellschaft des Investors übertragen sein“, erläutert der SHK-Generalbevollmächtigte Dr. Jörg Bornheimer von der Sozietät GÖRG. „Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten. Damit besteht für alle 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie für die Patienten und die Bevölkerung vor Ort Planungssicherheit.“

Der belgische Investor hat sich in einem strukturierten Bieterverfahren gegen drei weitere interessierte Investoren durchgesetzt und das beste verbindliche Angebot im Interesse der Insolvenzgläubiger abgegeben. Eurofins geht davon aus, dass insbesondere der bisherige Verzicht auf Exklusivleistungen und das Bekenntnis zur Basisversorgung Garant für ein nachhaltig erfolgreiches Fortbestehen des Krankenhauses sein werden.

Das Bieterverfahren wurde von der Restrukturierungsberatung Falkensteg unter der Leitung von Joern Herseth beraten und betreut.

Luisen Krankenhaus stellt Patientenversorgung bis 29. Juli 2016 sicher

Das Luisen Krankenhaus in Lindenfels stellt die Patientenversorgung bis einschließlich Freitag, den 29. Juli 2016, sicher. Um die Mittagszeit sollen letztmalig Patienten behandelt werden. Anschließend werden die Pforten des Krankenhauses geschlossen.

Ab dem 25. Juli 2016 werden keine „elektiven Patienten“ mehr aufgenommen, die keiner dringenden oder Notoperation bedürfen. Bis Ende August 2016 wird das Krankenhaus technisch und organisatorisch stillgelegt.

„Wir haben als Eigenverwaltung während der Gläubigerversammlung bei Gericht abermals dargelegt, wie viele Ressourcen wir – abgestimmt mit dem Gläubigerausschuss – für ein Rettungskonzept des Luisen Krankenhauses investiert haben. Leider hat das Konzept ‚Luise Light‘, das vom chirurgischen Chefarzt in Lindenfels entwickelt wurde, die Entscheider auf Landesebene nicht überzeugt“, erläutert Freddy Bergmann, Sanierungsgeschäftsführer des Südhessischen Klinikverbunds. „Wir vermitteln aber auch weiterhin mögliche Investoren, die diese Spezialimmobilie künftig karitativ nutzen wollen. Für die Kliniken in Lampertheim und Bensheim sehen wir mit den neuen Betreibern gute Chancen für deren Zukunft. Die für die Patienten wichtige Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Mannheim wird über Kooperationsverträge ebenfalls erhalten bleiben.“

Gläubigerversammlung bestätigt Eigenverwaltung sowie Sachwalter

 Die Versammlung der Insolvenzgläubiger hat während des Berichtstermins beim Amtsgericht Darmstadt die Eigenverwaltung sowie den Sachwalter in seinem Amt bestätigt. Die Gläubiger folgten dem Wunsch und Vorschlag des Gläubigerausschusses, das Aufsichtsorgan von fünf auf drei Mitglieder zu verkleinern.

„Der Gläubigerausschuss hat das bisherige Verfahren ebenso engagiert wie kompetent begleitet und einen wichtigen Beitrag geleistet, den drei Standorten des Südhessischen Klinikverbunds Perspektiven zu ermöglichen oder zumindest offen zu halten“, erläutert der Sachwalter Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner. „In einer gemeinsamen Anstrengung ist es uns gelungen, die Zukunft von zwei Krankenhausstandorten und 330 Arbeitsplätzen in der Region zu sichern. Nach aktuellem Stand des Verfahrens können die Gläubiger eine überdurchschnittlich hohe Insolvenzquote im höheren zweistelligen Bereich erwarten.“

Eurofins

Eurofins Scientific SE („Eurofins“) ist mit über 23.000 Mitarbeitern an 225 Standorten in 39 Ländern und einem Jahresumsatz von über 1,95 Milliarden Euro eine führende internationale Labor-Gruppe, die der Pharma-, Lebensmittel-, Umwelt- und Konsumgüterindustrie sowie Ärzten, Kliniken, Patienten und staatlichen Stellen ein einzigartiges Spektrum an Analyse- und Service-Leistungen bietet. Deutschland ist ein Kernmarkt von Eurofins: im Geschäftsjahr 2015 beschäftigte das Unternehmen rund 2.700 Vollzeitarbeitskräfte in Deutschland, und erwirtschaftete einen Umsatz von rund 250 Millionen Euro.

Eurofins betrachtet die Investition in das St. Marien Krankenhaus in Lampertheim als wichtige Erweiterung ihres Angebots in Deutschland.